Cassia fistula

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syn: Wellia Tagera, Cassie glauca Lam., Cassia rhombifolia Roxb., Cassia bomplandiana, Cassia excels, Cassia fistuloides, Cathartocarpus excelsus, Cathartocarpus fistula, Bactyrilobium fistula,

Familie: Leguminosae

Deutsch: Purgier-Cassie, Röhren-Cassie,

Englisch: Indian Laburnum, Purging Fistula, Golden Shower, Pudding Pipe, Purging fistula, Purging cassia,

Sanskrit: Nŗpa taru, Nŗpa druma, Kŗtamāla, Vyādhighati(a), Āragvadha, Rājāhvā, Caturaņgula, Śamyaka, Rājavrkşa.

Hindi: Amaltās, Girimālā

Kanada: Kakke, Kakke mara

Tamil: Konnai

Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Ätzend, süß,

Guna (Eigenschaft): Schwer, weich, etwas klebrig,

Virya (Kraft, Wirkung): Kalt,

Doshas: Verringert Wind (Vata)

 

Verwendete Teile:

Blätter, Früchte und Wurzelrinde. Es werden alle Teile verwendet, meistens frisch aber auch als Extrakt oder Pulver.

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Verbreitung:

Überall in Indien und Pakistan wild und in Anpflanzungen sowie in Brasilien, auf Java und Mittelamerika.

Ethymologie:

Wenngleich die Cassie noch im siebten Jahrhundert v. Chr. mit dem Zimtbaum verwechselt wurde (Herodot), wurden bereits von Dioskurides acht Arten der Cassie bekannt, wobei die Röhrencassie, die aus Indien über Alexandrien eingeführt wurde, die medizinisch am häufigsten verwendete war. Im Lateinischen wurde mit cassia der Rosmarin- Seidelbast bezeichnet und auch der Zimtbaum. Das Assyrische kasia beschreibt eine Zimtartige Rinde. In Kanataka, einer westindischen Sprache heißt die Cassie Kakke und Kakke mara.

Beschreibung:

Ein mittelgroßer (8-15 Meter) Baum mit graugrünlicher weicher Rinde, wenn er jung und rauer, wenn er alt ist. Die Blätter sind hellgrün, die Blüten leuchtend gelb. Die Früchte sind lange Hülsen mit Kernen in einzelnen Zellen und von einer klebrigen, süßlichen Masse umhüllt.

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Inhaltstoffe: Die getrockneten reifen Früchte haben ca. 60% Zucker, Pektine, Hydroxyanthracenderivate, Sennoside A und B.

Eigenschaften:

Die Blätter wirken abführend, werden aber hauptsächlich äußerlich als linderndes Mittel verwendet.

Anwendungen:

Der Saft frischer, junger Blätter oder eine Paste daraus wird bei Ringwürmern aufgetragen, bei Hautirritationen nach einem Kontakt mit dem Saft der Früchte des Tintenbaumes und bei Schwellungen infolge von Wassersucht. Bei Frostbeulen trägt man einen Brei aus den Blättern auf. Bei Rheuma und Gesichtslähmung, reibt man die betroffenen Stellen damit ein. Die Blätter nehmen zudem den Juckreiz. Das Fruchtfleisch besitzt einen hohen therapeutischen Wert. Es ist ein mildes, sicheres, angenehmes und nützliches Purgiermittel, selbst für Kinder und Schwangere. Erwachsenen verabreicht man etwa zwei Teelöffel des Fruchtmarks mit der selben Menge Zucker oder Tamarinde.

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Als Purgiermittel verabreicht man zwei Esslöffel des Marks. Diese Menge kann aber auch Koliken, Übelkeit und Blähungen verursachen, weshalb man das Fruchtmark oft gemeinsam mit anderen Mitteln, wie Senna, verabreicht. Äußerlich streicht man das Mark Kleinkindern mit Koliken und Blähungen um den Nabel, um die Schmerzen zu lindern.

Umschläge mit dem Fruchtmark lindern Schmerzen bei Gicht und Rheumaschmerzen in den Gelenken. Verkrampfte Eingeweide lockert man mit dem Fruchtmark, das man mit Lein- oder Mandelöl vermischt eingibt.

Die gemahlenen Kerne haben ebenso eine abführende Wirkung.

Die Wurzel wird als anregend, fiebersenkend und stark purgierend beschrieben. Sie sollte wegen ihrer starken Wirkung nicht alleine verwendet werden.

Ein alkoholischer Auszug der Wurzelrinde ist ein Heilmittel bei Schwarzwasserfieber (gefährlichste Malariaart, bei der aufgrund der Abfallprodukte der Niere, der Urin dunkel gefärbt wird) als Ersatz des Extraktes der Cassia beareana.

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Tabernaemontanus:     Es werden uns allhier der Cassien zwey Geschlecht vorgestellt.
l. Das erste ist die gemeine Cassien/ welchs Holtz oder Baum/ darauff die Cassia zu wachsen pfleget/ dem Frantzosenholtz bey nahe gleich ist/ jnnwendig fest unnd derb/ nahe gegen den Rinden gelb/ an dem jnnertheil/ oder Kern schwartz/ hat auch grosse Wurtzeln/ wie der Nussbaum. Die Blätter sind spitzig. DSer gantze Stamm reucht starck/ dieweil er frisch ist/ alsbald er aber dürr wirdt/ verleuret er den Geruch. (Die Blumen seynd gelb/ fast wie an der GENISTA.) An den Aesten hangen Röre/ fast einer Elen lang/ bissweilen auch länger/ seyn rund/ derb und schwartzbraun/ jnnwendig mit weichen/ schwartzen/ süssen Marck gefüllt/ doch liegt solch Marck nicht gantz an einander/ sondern ist mit vielen holtzechtem Windlein unterschieden/ zwischen welchen harte Kern stecken fast wie kleine Hertzlein. Das Holtz oder der Stamm ist mit einer Aschenfarben Rinden umbkleidet.
ll. Das ander Geschlecht so bey nahe anderthalb Elen hoch wachsen/ die Blätter seynd wie ander THYMELEA, im Junio uberkompt es viel Blumen/ welche dick zusammen stehen wie an dem Oelbaum/ von Farben grünlecht gelb/ darauss die rote Beerlein wachsen/ welche gantz klebricht seyn: Es soll viel umb Rom wachsen/ (wie auch umf Franckreich umb Mompelier. Es wirdt von etlichen der Wurtzel Rinden für die CASSIAM LIGNEAM gebraucht.) Das ander aber und die aller beste sollen von ALEXANDRIA auss Egypten bracht werden/ (wächst auch in America/ in der Insel S. DOMINICI.)

Von den Namen: CASSIA wirdt Teutsch genennet Cassien Röhren/ Lateinisch CASSIA FISTULA, und CASSIA FISTULATIS. Das Marck oder die aussgezogene Cassien wirdt genennt MEDULLA CASSIAE, unnd FLORES CASSIAE.

Von der Natur/ Krafft/ und Eygenschafft der Cassien: Das Marck in der Cassien ist warm und feucht im ersten Grad/ und vollkömlich feucht. Hat ein Krafft zu erweychen/ zu lindern und zu purgieren.

Jnnerlicher Gebrauch: Diese Cassien oder das aussgezogene Marck wird fürnemlich zum purgieren gebraucht/ in den scharpffen Fiebern und andern hitzigen Schwachheiten/ da man keiner starcken purgation von nöhten hat/ in welchen man sie mit grossem Nutz brauchen kan/ dann sie lindern die scharpffe hitzige Gall unnd die grosse Hitz/ leschet den Durst und erweichet: Aber sie ist dem Magen etwas zu wider/ macht leichtlich ein Unwillen/ und blähet auch etwas mit zu.
FALLOPIUS schreibet/ dass es gar ein sicher Artzney sey/ also dass man sie auch den jungen Kindern und den schwangern Weibern könne ohn alle Sorg eingeben: Sey auch gar nicht schädlich/ ohn allein dass sie Bläste mache/ unnd den Magen etwas zerstöre/ von desswegen man entweder die SPECIES DIARRHOD.ABBAT. oder aber gestossen Aniss unnd Fenchel (Jngwer oder Zimmet) darunter vermischen muss.
Der hochgelehrte und weitberühmte MONTANUS PROFESSOR PATANIUS, hat diese CASSIAM EXTRACTAM in grossem Brauch gehabt/ und jeder Zeit ein Quint. oder zween Scrupel nach gelegenheit dess Pulvers SPEC.HIERAE darunter vermischet/ damit er sie geschärpffet und corrigiert hat.
FERNELIUS schreibt/ dass man den jungen Kindern der FLORUM CASSIAE anderthalb Quintlein geben könne/ denen aber so etwas erwachsen seyn/ unnd den schwangern Personen zwey Loth/ unnd die so starck unnd vermöglich/ können drey Loth gebrauchen (entweder allein essen/ oder in einer warmen Hünerbrühe zertrieben unnd trincken mit obgedachtem Zusatz.) Wil man sie aber zu den Clistieren vermischen/ muss man nemen von zwey Loth biss auff vier.
Jedoch soll man sie nicht den jenigen geben/ so ein Grauwen und Unwillen haben dess Magens/ wie auch denen nicht/ so ein schwachen/ blöden und feuchten Magen haben/ oder mit dem Durchlauff geirret seyn.
Es purgiert aber diese CASSIA gar gelind/ also dass sie kaum uber den Magen kompt/ oder etwas weiter auss andern Gliedern ausszöge.
Jn den scharffen hitzigen Fiebern/ wie auch in dergleichen Schwachheiten/ ist es gar rhatsam dass man zu vor/ ehe man die Adern eröffnet/ den Leib mit dieser Casien purgiere/ wie dan von vielen zu geschehen pfleget.
Es wird auch diese CASSIA fürnemlich unter die PURGANTIA CHOLAGOGA gerechnet/ das ist/ welche die Gall aussführen.
Dieses Marck wird auch gar nützlich gegeben in den Brustschwachheiten/ so von scharffen unnd gesaltzenen Flüssen verursacht werden/ die grosse Hitz unnd scharffe Gallen darmit zu lindern und zu bezwingen: Dessgleichen ist es gut der hitzigen Leber/ und in allen andern brennenden Fiebern/ sonderlich zu hitzigen Zeiten.

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Etliche brauchen auch dieses Marck zu dem brennenden harnen oder Kaltseych: Aber FALLOPIUS IN TRACT.de MEDIC. PURG. SIMPLIC.CAP.35.ist gar darwider/ unnd vermeldet/ dass man mehr Schadens dann Nutzens darmit aussrichte/ dieweil es noch mehr die Gallen zu der Blase führe/ dann es sey ein PHARMACUM DIURETICUM. Doch ausserhalb diesem Gebrechen kan es wol zu den hitzigen Nieren unnd Blasen gebraucht werden/ wie MESUES bezeuget.
(Zertreib es mit der Milch von den vier grössern kalten Samen bereitet/ oder mit der Brühe darinnen Süssholtz gesotten ist.
Wilt du es noch kräfftiger haben zu solchen hitzigen Gebrechen/ so bereyt folgende Brüh unnd zertreib das Marck darmit: mit frisch Süssholtz zwey Loth/ Schluten ein halb Loth/ zehen schwartze Brustbeerlein der vier kalten Samen/ jedes ein halb Quintlein/ die Stück siede in Wasser den dritten Theil ein/ seyhe es durch/ nimb der Brüh auff fünff oder sechs Loth/ vermisch dess frischen Marcks drey Loth/ und zertreibs wol zu einem Träncklein.
Man pflegt auch die grünen unnd noch nicht allerding zeitige CASSIEN röhrlin in Egypten mit Zucker einzumachen und also gen Venedig bringen.
Wem der Stein viel leyds thut/ der solle alle Monat ein Tag früh frisch aussgezogene CASSIA brauchen/ mit der Brüh darin Süssholtz gesotten. So man es mit Molcken oder Kässwasser menget/ thut es herrliche Wirckung.
Etliche gebens in form eines Latwerglins also: Nimb dess frischen Marcks auss den Röhren gezogen dritthalb Loth/ erlesenen Zimmet oder Hysop zu Pulver zerstossen ein halb Scrupel/ vermisch es wol und waltze es so lang in Zucker/ dass es zu einem harten Latwerglin werde.
Welche schwach und blöd Gedärme haben/ und von art ein flüssigen Bauch/ denen soll ein wenig Rhabarbara darzu vermischet werden ein oder zwey Scrupel mit dritthalb Loth dess Marcks.

Eusserlicher Gebrauch
So man das Marck anstreicht/ leschet es das Rotlauff/ auch andere hitzige Apostemen auff der Haut: dienet auch wider das Zipperle und Gliedwehe.
Mit Mandelöl vermischt/ unnd die Brust darmit geschmirt nimbt die enge hinweg. Ein Gurgelwasser/ mit grünem Coriander safft/ unnd den Schleim von P…samen und diesem Marck bereitet/ fast köstlich für Geschwulst dess Halss.

Von der Latwerge DIACASSIA FISTULA: DIACASSIA MAGISTRALIS und DIACASSIA CUM MANNA:Es wird in den Apothecken ein Latwergen DIACASSIA genannt zubereitet (so viel mehr zu Clystieren gebraucht wirdt) also: Nimb auffgedörrter Zwetschgen sechs: blawer Violen ein halb Hand voll/ Gersten/ Eniss/ Engelsüss Wurtzel/ wilden Saffransamen von den harten Hülsen gereiniget/ jedes dritthalb Quintlein/ Süssholtz frisch geschabenäein halb Loth/ Maurrauten/ Thymian/ Epithymi/ jedes so viel mit dreyen Fingern kan gefast werden: frischer Meerträubel von den inneren Kernlein gereiniget/ ein halb Loth: Burtzelsamen/ Pappelsamen/ Zimmet/ jedes anderthalb Quintlein/ Fenchelsamen ein Quintlein: diese Stück zerstoss groblecht/ seude sie in sechs Pfundt Wasser/ seyhe es durch/ trucks wol auss/ zertreib in der Brüh dess Cassien Marck ein Pfundt/ der sauwren Dacteln TAMARINDI genannt/ ein Loth: seihe es wider durch/ unnd trucks wol auss/ thu darzu ein halb Pfundt Zucker/ lass ob einem sanfften Kohlfewrlin langsam sieden/ mit stetigem rühren/ biss es in rechter dicke werde einer Latwergen. Diese Lattwergen wird auch mit Senetblättern geschärfft/ unnd CASSIA EXTRACTA CUM FOLIIS SENNAE genennet.
Auff ein ander Art bereitet/ unnd DIACASSIA MAGISTRALIS genennet: nimm Cassien Marck/ ein Pfundt Zucker penid/ Mertzenviol Safft/ der Dacteln Tamarind/ jedes vier Loth/ Rosensyrup drey Loth/ Veiolsyrup ein halb Loth/ diese Stück zertreib in einer Brüh/ darin Endivien/ Wegweiss/ Lattich und dergleichen so zu erhitzigten Leber dienstlich/ mit auffgedörrten Zwerfcken/ als viel du darzu bedarffest/ vermisch der besten und zu Pulver gestossen Rhabarbara ein Loth. Diss wird sehr gelobt in allen Mängeln der hitzigen Leber.
Aber DIACASSIAM CUM MANNA mach also: Nimb Zwetschgen vier Loth/ Mertzen Violen anderthalb Handvoll: Brunnwasser anderthalb Pfundt/ kochs halb ein/ seyhe es durch: in dem durchgesiehenen zertreib Marck von CASSIA zwölff Loth/ Violen Syrup/ Violenzucker/ jedes acht Loth/ ausserlesene MANNA vier Loth/ durchgetriebenen Tamarinden/ Zucker candi/ Zuckerpenid/ jedes zwey Loth/ kochs zu Lattwergen. Diss ist ein liebliche linde Purgation/ er hat gute Eröffnung/ und treibt die Gallen: ist in hitzigen Krankheiten sehr kräfftig/ von zwey Loth biss auff dritthalb.

CASSIA mit Zucker oder Honig zur Clystier

    Nimb Bappeln/ Bingelkraut/ Mangolt/ Tag unnd Nacht/ Violen und Blumen/ jedes ein Handt voll/ Wermuth dess kleinen/ ein halbes Händlein voll: seudts mit so viel Wasser als gnug ist/ mit der Brühe wasche hernach CANNA CASSIAE, und seud es mit anderthalb Pfundt Zucker/ so dick als ein weiche Lattwerge/ zerlass dann Cassien Marck wol gereiniget ein Pfundt darein: etliche nemen für den Zucker gesotten unnd verschäumpten Honig eben so viel.
DIOSCORIDES schreibet/ die Cassien habe ein Krafft/ damit sie wärmet/ trucknet/ sänfftiglich zusammenzeucht/ unnd den Harn treibt/ wie auch die Monatzeiten der Weiber/ werde auch unter die COLLYRIA vermischt/ ein scharff klar Gesicht zu machen.

 

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vāgbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 192

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

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