Foeniculum vulgaris Linn.

Aus Köhler´s "Medizinalpflanzen" 1882

Aus Köhler´s “Medizinalpflanzen” 1882

syn: Crataeva marmelos L., Feronia pellucida Roth., Anethum faeniculum, A. rupestre, Foeniculum azoricum, Foeniculum capillaceum, Foeniculum officinale All., Foeniculum panmorium, Foeniculum sativum, Ligusticum divaricatum, Ligusticum foeniculum, Meum foeniculum, Ozodia foeniculacea, Selimum foeniculum

Familie: Apiaceae (Umbelliferae)

Deutsch: Gemeiner Fenchel, Brotsamen, Fenis, Fenkel, Finchel, Frauenfenchel.

Englisch: Fennel

Sanskrit: Misreya, Madhurika, Misi, Saleya

Malayalam: Peruhijirakkam, Perincrakkam,

Tamil: Sompu

Kannada: Badhesoppu

Hindi: Saumph

Telgulu: Peddajilakarra

Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Süß, scharf, ätzend

Guna (Eigenschaft): Etwas klebrig, fließend

Virya (Kraft, Wirkung): Kalt, kühlend

Vipaka (nach der Verdauung): Süß

Dosa: Reduziert Galle (Pitta) und Schleim (Kapha)

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Beschreibung: Zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze, die eine Höhe von 40 bis 200 cm erreicht. Der stielrunde Stängel ist kahl und bläulich bereift. Die Pflanze bildet mit ihren Speicherblättern knollenähnliche Zwiebeln. Die Blattstiele besitzen 2 bis 2,5 cm lange, kapuzenförmig geformte Blattscheiden. Die Blattstiele der unteren Blätter sind 5 bis 15 cm lang.

Obwohl meist nur ein Fenchel genannt wird, ist aus pharmazeutischer Sicht eine Aufteilung der Art in zwei Varietäten möglich. Der süße Fenchel(Römischer Fenchel, Gewürzfenchel) und der wilde Fenchel (Bitterfenchel) unterscheiden sich in der Menge der Inhaltsstoffe teilweise bedeutend. Der Gemüsefenchel als dritte Unterart spielt medizinisch kaum eine Rolle.

Ethymologie: Nach dem Lateinischen fenum, Heu, da die Pflanze und besonders das Öl der Samen nach frischem Heu duftet.

Vorkommen: Beheimatet im Mittelmeerraum. In Asien und dem Rest der Welt in gemäßigten Zonen kultiviert.

Verwendete Teile: Die Fenchelknolle, die Pollen, die Samen, die gefiederten Blätter, das Öl der Samen. In Indien ist der Fenchel bereits seit Jahrtausenden als Kulturpflanze bekannt, im Ayurveda werden hauptsächlich die Samenfrüchte verwendet.

Gegenanzeigen: Stellungnahme des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin vom 12. November 2001:

Aufgüsse teeähnlicher Erzeugnisse (Kräutertees) können Gehalte an Methyleugenol und Estragol enthalten. Diese Stoffe haben in Tierstudien kanzerogene Wirkungen gezeigt. Wie bisherige Analysen ergaben, können Aufgüsse teeähnlicher Erzeugnisse unterschiedlich hohe Gehalte an diesen Stoffen aufweisen. Während die betreffenden Substanzen in einigen Aufgüssen nicht nachweisbar waren, zeigten andere Aufgüsse vergleichbaren pflanzlichen Ausgangsmaterials relativ hohe Gehalte.

Das BgVV hat zu dem Thema für den Lebensmittelbereich in der Vergangenheit bereits Stellung genommen und die Analysenergebnisse mehrerer Landesuntersuchungsämter sowie erste vorläufige Analysenergebnisse der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee e.V. (WKF) ausgewertet und bewertet. Das BgVV hat dabei auf die Notwendigkeit zur Minimierung der Gehalte hingewiesen. Kürzlich hat der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (SCF) zu Methyleugenol und Estragol Stellungnahmen veröffentlicht, mit denen die bisherige Einschätzung des BgVV bestätigt wird.

Aufgrund dieser kürzlich veröffentlichten Stellungnahmen des SCF, mit denen die vom BgVV bislang vorgenommene Bewertung bestätigt wird, sieht sich das BgVV aus Gründen der gesundheitlichen Vorsorge veranlasst, erneut auf die Dringlichkeit des Problems hinzuweisen. Prinzipiell sollte aus toxikologischen Gründen sichergestellt werden, dass Methyleugenol und Estragol in Aufgüssen teeähnlicher Erzeugnisse und verwandter Produkte nicht nachweisbar sind. Dies erscheint umso mehr erforderlich, als im Lebensmittelbereich Aufgüsse solcher Erzeugnisse in nicht unbedeutenden Mengen auch Säuglingen und Kleinkindern verabreicht sowie von Schwangeren und stillenden Müttern konsumiert werden.

(..) Wie aus den Stellungnahmen des SCF hervorgeht, kann zur Zeit keine Risikobewertung vorgenommen werden, anhand derer Zahlenwerte für tolerierbare Höchstmengen ableitbar wären.

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Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (Frucht: trans-Anethol, Fenchon, α-Pinen, Camphen, Myrcen, α- und β-Phellandren, α-Terpinen, cis-Anethol, Limonen, Terpinolen, Estragol, p-Cymol; Kraut: α-Phellandren, α-Pinen, cis-Anethol, Myristicin, α-Terpinen, Limonen; Wurzel: Dillapiol, Myrcen, α- und β-Pinen, α- und β-Phellandren, α- und β-Terpinen, Myristicin, cis-Ocimen, Anethol), Kieselsäure, Mineralsalze, Stärke, Vitamin A, B und C.

Eigenschaften: Krampflösend, schleimlösend, Milchfluss fördernd, verdauungsfördernd, appetitanregend, anregend, herzstärkend,

Verwendung und Rezepturen: Verwendung bei Husten, Koliken, Bronchitis, Anämie, Hämorrhoiden, Erbrechen, Herzbeschwerden, Entzündungen, Völlegefühl  und Antriebsschwäche.

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Dioskurides: Das Marathron, das Kraut desselben genossen, hat die Kraft, die Menstruation zu befördern, der Same auch, wenn er getrunken oder mit Gerstenschleim gekocht wird. Die Abkochung des Blüthenstengels ist als Trank den Nieren- und Blasenleidenden zuträglich, da sie den Urin treibt. Mit Wein getrunken ist er (der Blüthenstengel) ein gutes Mittel gegen Schlangenbisse, auch befördert er die Menstruation. In Fieberzuständen mit kaltem Wasser getrunken beseitigt er das Uebelkeitsempfinden und den Brand des Magens. Die Wurzeln, fein gestossen und mit Honig aufgelegt, heilen den Biss des tollen Hundes. Der ausgepresste und in der Sonne getrocknete Saft der Stengel und Blätter wird mit Nutzen zu den Augenmitteln, welche für die Schärfe des Gesichtes dienen, verwandt. Für dieselben Zwecke wird auch aus dem noch frischen Samen nebst den Zweigen und Blättern sowie auch aus der Wurzel nach dem ersten Ausschlagen der Saft bereitet. Im abendländischen Iberien scheidet es einen gummiähnlichen Saft ab, wobei die Eingeborenen den mittleren Stengel zur Blüthezeit abschneiden und ins Feuer stellen, damit durch die Wärme das Gummi gleichsam ausschwitze und austrete. Dieses ist aber zum Gebrauche für die Augenmittel kräftiger als der Presssaft.

Das Hippomarathron [Einige nennen es Marathis, Andere wilden Fenchel, die Aegypter Sampsos, die Propheten Thymarnolion, die Römer Foeniculum erraticum oder equinum, auch Marum, die Gallier Sistrameor] ist wilder Fenchel, gross. Er trägt einen Samen ähnlich dem Kachrys; die Wurzel darunter ist wohlriechend, getrunken heilt sie Harnzwang. Im Zäpfchen eingelegt befördert sie die Menstruation. Der Same und die Wurzel, wenn sie getrunken werden, stellen den Durchfall, helfen gegen den Biss giftiger Thiere, zertrümmern den Stein und vertreiben die Gelbsucht. Die Abkochung der Blätter als Trank befördert die Milchabsonderung und reinigt die Frauen nach der Geburt. Es wird auch noch ein anderes  Hippomarathron genannt, mit schmalen, kleinen, länglicher Blättern.

Die Frucht ist rund, fast wie Koriander, scharf, wohlriechend, erwärmend. In seiner Kraft steht es dem vorigen gleich, wirkt aber schwächer.

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Tabernaemontanus: Den Fenchel haben die Schlangen erstmals angezeigt und gewürdiget/ wie solches PLIN.LIB.10.C.13. bezeuget/ dann sie erholen jhr Gesicht Jährlich am Fenchel/ sonderlich wann sie die Heut abstreiffen: Das haben die Leut wahrgenommen/ und der Augen Klarheit zu stärcken und zu erhalten von Schlangen gelernet/ und haben warhafftig befunden/ dass der Fenchelsafft dem dunckelen Gesicht zu hülff kommet/ welches wir dann heutiges tags vielfaltig erfahren/ wie solches dann die aller fürtreffentlichsten Lehrer beyde under den Alten die vor uns gewesen/ unnd die zu dieser unserer Zeit noch leben/ bezeugen.
Nun haben wir dess zamen Fenchels drey Geschlecht/ die bey uns in den Gärten gepflantzet und gezielet werden.
Das erste Geschlecht ist der Römisch Fenchel/ welcher unserm gemeinen hernach beschriebenen Fenchel/ so viel das Gewächs und die gestalt belanget/ gantz durchauss gleich ist/ allein dass er etwas vollkommentlicher an Blettern/ Kronen/ Samen unnd Stengel ist. Der Samen aber wie auch das Kraut/ ist so viel den geschmack belanget/ süsser dann der gemein Fenchel/ so ist der Samen auch Bleichgeeler: unnd wirdt aber dieser Fenchel mehr durch die Kunst also zugericht/ dann dass er vor sich selbst von Natur also süss wachse/ dann wann schon derselbige von seinem Samen gezielet wirdt/ so wirdt er im dritten Jahr wider ein gemeiner Fenchel darauss/ derowegen er auch das aussetzen nicht leiden kann wie der gemeine Fenchel/ welcher durch das aussetzen vollkommelicher wirdt/ so der Römische und süss Fenchel krafftloser wird/ derwegen dieser allwegen von frischem darzu bereiten Samen muss darzu gezielet werden. Wann du nun diesen Fenchel säen wilt dass er guten süssen Samen bringe/ so soltu Honig mit dem Erdtreich vermischen darinn du jhn säen wilt/ oder schütt Honigwasser mit Milch darunter/ erfrische es zum offtermal/ unnd rühr es wol durcheinander: Wann das Erdtreich nun wol bereitet ist/ soltu den Samen/ der zuvor ein Stundt oder drey in Honigwasser gelegen/ darein säen. Darnach den Samen mit Honigwasser oder Milch täglich begiessen/ also beharren biss dass er zum Stengel stossen will/ und die jungen Stöcklein nicht versetzen/ so wirdt der Samen wie auch die Wurtzel und Kraut/ sehr süss unnd wolgeschmackt. Etliche stecken den Samen in Marsilische Korbfeigen/ unnd setzen denselben also/ unnd begiessen den darnach täglich mit Milch/ biss dass er zum Stengel kompt.
ll. Der gemein Fenchel hat ein lange/ schlechte/ weisse und dicke Wurtzel/ die ist am Geschmack süss mit einer lieblichen scherpffe auff ein kleine Bitterkeit geneiget: Mitten durch die Wurtzel gehet ein hartes holtzechtiges Marck. Das Kraut oder Bletter vergleichen sich dem Beerwurtzkraut/ doch grösser und lenger/ das ist/ Zinnlecht wie das reinest Schaffthew/ so in den finstern feuchten Thälern wächst/ von Farben Satt oder Schwartzgrün. Der Stengel ist rund/ knöpffechtig oder gleychechtig wie der Liebstöckel/ oder andere Kronenkreuter dreyer Elen hoch oder Manns lang/ innwendig mit weissem lucken Marck aussgefüllt. Oben am Stengel/ wie auch an den Nebenästlein trägt er schöne Dolden oder Kronen/ die bringen im Hewmonat viel geeler Blümlein/ darauss folget der Samen/ die ist lenger dann der Aniss/ der wirdt im Herbstmonat zeitig/ zu welcher zeit er auch sol gesamlet werden/ der hat einen guten Geruch/ ist am Geschmack süss unnd lieblich mit einer scherpffe. Dieser Samen bleibt kräfftig und gut biss in das dritte Jahr/ wie auch die Wurtzel. Der Fenchel liebet seiner Natur nach einen warmen Lufft viel mehr/ als ein kalten/ darneben ein steinechtigen Boden. Ein vesten/ Leymechtigen Grundt mag diss Gewächs in keinen weg nicht leiden/ unnd so es schon darein gesäet oder gepflantzet wirdt/ kompt es selten fort. Man pflegt den Fenchel im Frühling unnd Herbst zu säen/ dessgleichen auch zur selbigen zeit wann sie zu dick stehen zu versetzen/ unnd so man das thun will/ sol man den in ziemlich dürr Erdtreich pflantzen. Der Samen muss nicht uber eines Jahrs alt seyn/ wann er baldt fort kommen sol. Jm wachsen muss er sauber gegetten/ und vom Unkraut gereiniget werden/ biss dass er zu seinem Vollkommenheit gewachsen ist/ sonst kann er leichtlich von dem Unkraut ersticket werden/ unnd wirdt also dester vollkommener und kräfftiger. Es kann der Fenchelstock den Winter wol leiden/ unnd bleibt wol zehen oder zwölff Jahr unverletzt/ sonderlich aber an steinechtigen ungebaweten Orten/ die er dann liebet/ da ist er auch am sichersten von den Meusen unnd Ungezifer/ welches auch PLATINA und PALLADIUS wahrgenommen und bezeugen. Es bingt der Fenchel seine Blumen unnd Samen allererst im zweyten Jahr.
lll. Der runde Fenchel hat ein kleine zaselechtige Wurtzel/ der Stengel ist kleiner und kürtzer dann dess jetztgemeldten/ die Bletter seynd breyter unnd auch kürtzer/ die Kronen blühen weiss/ unnd bringt im ersten Jahr nach dem er gesähet worden Blumen unnd Samen: Der Samen ist kleiner dann dess gemeinen Fenchels/ langlecht und und rund wie der Mattkümmel/ das gantze Gewächs ist mit dem Geruch und Geschmack dem gemeinen Fenchel gleich. So dieser Samen im Herbst gesähet wirdt/ so wirdt das gantze Gewächs grösser und kräfftiger. Sintemal es den Winter wol leiden kann. Dieser Fenchel ist nicht fast gemein bey uns Teutschen/ wirdt doch von fleissigen Simplicisten in Gärten gezielet.

Von dem Namen dess Fenchels
Es hat der Fenchel seinen ersten Tauffnamen bey den MEDICIS und Apoteckern von den Alten her biss auff diese unsere Zeit behalten/ welches doch wenig Kreutern widerfahren ist. Die Lateinischen unnd Simplicisten nennen jhn MARATHRUM, FOENICULUM. Unnd die Apotecker FENICULUM. Hochteutsch/ Fenchel. Durch alle obgemeldte Namen wirdt unser gemeiner Fenchel/ wie der in allen Nationen EUROPAE von Natur selbst wächst/ verstanden.
l. Der Römisch und süss Fenchel/ heisset bey den Simplicisten/ FOENICULUM DULCE, FOENICULUM ROMANUM, und FOENICULUM FLORENTINUM. Teutsch/ Süsser Fenchel/ Römischer Fenchel/ unnd Florentinischer Fenchel. Unnd hat er diese Namen bekommen von wegen der Süssigkeit/ damit er den gemeinen Fenchel ubertrifft/ und dass er zu Rom/ unnd sonderlich zu Florentz in ITALIA also durch die Kunst bereitet/ gezielet wirdt.
lll. Der rund Fenchel wirdt von wegen der langlechten runden Gestalt dess Samens/ darin er dem gemeinen Fenchel ungleich ist/ von den Simplicisten/ FOENICULUM ROTUNDUM, und zu Teutsch/ runder Fenchel genannt.

Von der Natur/ Krafft/ Wirckung und Eygenschafft dess Fenchels
GALENUS,PAULUS AEGINETA, unnd andere die denen nachfolgen/ zeigen an/ dass der Fenchel warm seye in dem dritten unnd trucken in dem ersten Grad: Aber wann wir denselbigen fleissig examiniren/ so befinden wir/ dass er in der wärmbde den zweyten Grad nicht ubertrifft/ unnd sagen derowegen/ dass er warm seye im zweyten Grad/ unnd trucken im ersten/ neben einer geringen Astriction/ dardurch er eine Wirckung hat zu öffnen/ dünn oder subtil zu machen/ abzulösen/ unnd zu zertheilen.

Jnnerlicher Gebrauch dess Fenchels
Es ist dieses edel Gewächs zu unserer Zeit auch dahin gerathen/ dass es nicht allein in der Artzeney/ sondern auch von seiner vielfaltigen Nutzbarkeit willen/ in der Küchen täglich gebraucht wirdt/ unnd were derowegen sehr gut dass man allein bey unseren bekandten Kreutern/ Samen und Wurtzeln bliebe/ die Speisen darmit zu condiren und abzuwürtzen/ würde es nicht allein unseren Leiben zur Gesundheit unnd Wolfahrt gereichen/ sondern es würde ein grosses Geldt/ dass man umb frembde und aussländische Specerey geben muss/ ersparet werden.
Es wissen die Köch unnd etliche sorgsame Haussmütter den Fenchel auff mancherley weiss zu den Speisen zu bereiten. Etliche essen die jungen zarten Dolden dess Fenchels mit Saltz zum Fleisch unnd Gebratens: Etliche legens in Zucker eyn/ Andere vermischens mit Salatkreutern: Etliche machen die zarten Stenglein sampt den Blätlein unnd halbzeitigem Samen/ mit Saltz und Essig in jrrdine Geschirr eyn/ unnd brauchen darvon uber Jahr. Die Köch wann sie Fisch braten wöllen/ so füllen sie die mit grünem Fenchelkraut/ und umbwickeln die Fisch darmit/ braten sie darnach sanfft unnd künstlich ab/ dardurch dann die Fisch nicht allein ein guten Geschmack bekommen/ sondern es wird jhre ubrige Feuchtigkeit auch darvon verbessert/ und werden also dester gesunder zu essen. Derowegen auch die recht thun/ die jhre Fisch mit Fenchel sieden/ dann er mindert nicht allein jhre ubrige Feuchten/ sondern er hilfft dieselben auch wol abdäuwen. Er stärcket auch und erwärmet dz Haupt/ den Magen/ Leber/ Miltz/ Nieren/ Blasen unnd die Mutter/ verzehret den kalten zähen Schleim.
Es wird der junge Fenchel oder Dolden fast nützlich in speisen unnd suppen gebraucht/ dessgleichen auch die Wurtzel: deren nimpt man ein Händlein voll/ es seye Kraut oder Wurtzel/ welches man zu jeder zeit haben kann/ hackt es klein mit einem par Löffel voll Habermeel/ oder so viel gerübelt Weissbrodt/ thut es darnach in ein sauber Häfflein/ lassets wol mit einer Hüner/ Capaunen/ oder Fleischbrühen sieden/ darnach isset mans mit Brodt wie ein ander Süpplein/ das ist ein sehr gesunde speiss und stärcket wol/ dient in vielen Kranckheiten. Dann Fenchel grün oder dürr in allen Speisen gessen/ ist denen dienlich/ die Hauptwehethumb haben von der Gallen/ dessgleichen den Keichenden/ die den Athem schwerlich holen können/ den Lungensüchtigen/ unnd die Brustgeschwer haben/ unnd macht den seugenden Weibern viel Milch. Er bekompt sehr wol dem blöden erkalten Magen/ dienet sonderlich denen so schwachhertzig unnd stätig zum Geschwinden und Ohnmacht geneiget seynd/ dessgleichen die sehr zittern/ unnd die der Alp oder Schretzlein truckt/ auch denen so sich stäts unwillen unnd erbrechen. Jn allen Gebrechen der Lebern ist es fast nutz/ dann es eröffnet die Verstopffung/ ist sehr gut den Geelsüchtigen unnd Wassersüchtigen. Bekompt wol denen die schwerlich harnen/ unnd mit dem Griess unnd Stein beladen seind/ dessgleichen den Podagramischen unnd Gliedsüchtigen/ den Kindtbetterinnen unnd allen Weibsspersonen/ die nicht genugsam durch die monatliche Blumen gereinigt werden. Es ist auch sehr nützlich den jenigen so Lenden unnd Nierenschmertzen haben/ unnd den erkalten ungeschickten Mannen zu den Ehelichen wercken/ dessgleichen den erkalten unfruchtbaren Weibern. Es dienet auch den Miltzsüchtigen unnd allen Kranckheiten desselben/ wie die Namen haben mögen. Zum Beschluss ist es fast heilsam in allen Kranckheiten der Augen/ sie kommen gleich von hitz oder kält. Jn allen obgemeldten Kranckheiten sol man Fenchelkraut/ Wurtzel oder Samen in den Speisen gebrauchen/ das fürdert viel zur Gesundheit/ unnd greifft der Artzeney an den Stegreyff/ dass die besser hilffet und jhre wirckung vollbringet.
Ferner pflegt man auch Fenchelsamen in den Brodteyg einzuwircken/ welches Brodt hernach heylsamlich in nachfolgenden Kranckheiten mag gebraucht werden. Erstlich ist es nützlich allen Kranckheiten der Augen/ dessgleichen in allen jnnerlichen Kranckheiten von Winden erregt/ vor das auffblehen dess Magens und gantzen Leibs. Es ist nutz denen so mit Magenwehe/ Leibwehe/ Krimmen unnd Därmgegicht beladen seind. Dient im Keichen/ schweren Athem/ Mutterschmertzen/ Lenden und Nierenwehe/ Verstopffung und Blehungen dess Miltzs/ und ist denen nutz/ so schwerlich harnen/ mit Griess und Stein behafft seind.
Es ist der Fenchel und alle Stück desselben/ ein aller edelste Artzeney/ das blöde/ kranck unnd dunckel Gesicht zu stärcken/ unnd wider zu bringen/ unnd das gut Gesicht in seinem natürlichen Standt zu erhalten/ derwegen er auch billich das primat under allen anderen Artzeneyen behalten sol. Dann welcher Mensch alle Morgen und Abend ein Löfflein voll Fenchel auff die beyde Malzeiten jsset/ der behelt ein gut scharpff Gesicht biss zu seinem Ende.
Ein gut Pulver von Fenchel/ welches das Gesicht gewaltig stärcket und erhelt/ das bereit also: Nimb geseuberten unnd vom Staub und Stilen gereynigten Fenchelsamen zwey Loth/ Dillsamen/ Zimmatrinden/ Peterleinsamen/ Langenpfeffer/ Liebstöckelsamen/ Augentrost Blätlein sampt den Blümlein/ Ammeysamen/ spitz Salbey/ Zirmet oder Silermontan/ bereiten Mattkümmel der ein Nacht in in Essig gelegen unnd wider getrucknet ist worden/ Betonienblumen/ Calecutischen Jingber/ Weinrauthen/ Wolgemuth oder Dosten/ Schellwurtzsamen/ Hyssop/ Poleyen/ Zitwan/ Quendel/ Siegmarskraut Blumen unnd Wurtzel/ jedes ein loth: Alle diese Stück stoss zu einem reinen Pulver/ unnd schlags durch ein härin Sieblein/ unnd behalts in einem Schächtlein zum täglichen Gebrauch. Von diesem Pulver brauch in allen deinen Speisen/ so wirst du wunder erfahren. So du wilt/ so magst du under ein theil dieses Pulvers zwey theil reines durchgesiebetes Saltz vermischen/ und darvon an statt anderes gemeines Saltz zum Fleisch unnd anderer Speiss essen/ dann es ist anmütig unnd wol geschmackt.
Ein ander gut Pulver an statt einer Treseney zu gebrauchen das mach also: Nimb Fenchelsamen  II II.loth/ bereyten Coriander III loth/ Langenpfeffer/ Galgant/ Augentrost/ jedes anderhalb loth/ Zimmatrinden drey quintlein/ Muschatenblüht/ Muschatennüss/ jedes anderthalb quintlein/ Rossmarin ein quintlein. Stoss alle diese stück zu einem reinen Pulver/ schlags durch ein Sieblein/ unnd mach mit xxix.loth gestossenem Fein Zucker Treseney darauss/ die behalt in einer Schachtel/ und jsse davon alle Morgen und Abend ein Löffel voll auff einer gebaheten schnitten Brodts in gutem Wein geweicht/ es stärcket das Gesicht wunderbarlich. Du magst auch alle Jmbiss ein par Löffel voll von dieser Treseneyen in ein Schüsselein thun/ und mit gutem fürnenem Wein ein Salsen darauss machen/ und die zu Fleisch unnd Fischen essen/ dann sie ist sehr gut/ und das dunckel blöde Gesicht zu stärcken dienlich.
Nicht weniger ist folgende Latwerg dienlich/ das blöd Gesicht zu stärcken und das gut zu erhalten: Nimb geseuberten Fenchelsamen anderthalb loth/ Augentrost ein halb loth/ Neglein/ Muschatenblüth/ Langenpfeffer/ Zimmetrinden/ Cubeben/ deren jedes ein quintlein. Stoss diese stück alle zu Pulver/ schlags durch ein Sieblein unnd behalts. Nimb darnach XII.untz verscheumpts Jungfrawen Honigs/ thu darzu frischen aussgepresten Fenchelsaffts das sich wol gesetzt hat zwey loth/ Schellwurtzsafft/ Weinrauthensafft/ alle gesetzt unnd von jhrer Höfen gereinigt/ jedes  1 loth/ lass sittiglich mit einander uber einer Glut sieden zu bequemer dicke/ darnach rühre die obgemeldten Pulver darein/ so wird es ein Latwerge/ die behalt in einer Porcellan büchsen zum gebrauch. Darvon jsse dess Morgens nüchtern unnd dess Abends wann du zu Beth gehen wilt/ einer kleinen Castanien gross.
Ein anders: Nimb geseuberten Fenchel vier loth/ Peterleinsamen zwey loth/ Mattkümmel/ Anissamen/ Schellwurtzel/ jedes ein loth. Stoss alle diese stück zu einem subtilen Pulver/ und mach mit xxv II.loth verscheumpten Jungfrawen Honig ein Latwergen darauss/ behalt die in einem Zuckerglass/ und brauch alle Morgen und Abend einer Haselnuss gross darvon. Gemeldte Latwerg eröffnet auch die Verstopffung der Lebern/ treibt den Harn und führet auss den Lendenstein. Oder lass geseuberten Fenchelsamen  1  Nacht in gutem Weinessig beytzen/ und darnach widerumb trucken werden/ darvon nimb II loth/ guten scharpffen ausserlesenen Zimmat II loth/ guten Feinzucker III loth/ mach darauss ein rein subtil Pulver/ und gebrauch es in allen deinen Speisen/ das hilfft zu dem dunckeln blöden Gesicht wunderbarlich/ unnd ist sonderlich den alten betagten Leuten in solchem fall ein gebenedeyte Artzeney. Man mag auch mit diesem Pulver die Salsen zur Speiss nützlich zurichten lassen.
Ein köstlich Pulver zur erhaltung dess Gesichts/ welches nicht baldt einiger Artzeney zu vergleichen: Nimb geseuberts Fenchelsamen III loth/ Baldrianwurtzel/ Wegweisswurtzeln/ jedes anderthalb loth/ Anissamen II loth/ Eisenkrautblümlein/ Wegweissblumen/ Sigmarskraut/ Bonenblüth/ jedes ein loth/ Süssholtzsafft/ Wechholterbeeren jedes III quintlein/ Zimmatrinden/ Cardamömlin/ der edlen roten Rosen/ jedes ein halb loth/ der frembden Früchten MYROBALANI und CHEBULI genandt/ von jhren Steinen gereiniget/ jedes ein halb loth. Alle gemeldte stück stoss zu Pulver/ und schlags durch ein grobes Sieb/ unnd das Pulver ein wenig groblecht seye/ damit es dester lenger im Magen bleibe/ unnd behalts in einem wol vermachten Schächtelein zum gebrauch: Es erleutert das finster und dunckel Gesicht/ stärcket/ kräfftiget/ unnd widerbringt das so verloren ist. Es bringt auch das verloren Gehör wider zu recht/ es stärcket das Haupt unnd die Gedächtnuss/ unnd erhaltet dem Menschen sein Gesicht biss zu seinem natürlichen todt. Von diesem braucht man jederweilen dess Morgens nüchtern unnd dess Abends wann man zu Beth gehen will/ einer kleinen Castanien gross/ auff einer Schnitten Brots zuvor in gutem weissen Wein geweychet/ unnd mag ein jeder Zucker darzu nemmen nach seinem wolgefallen.
Auss Fenchel macht man auch ein sehr köstlich Speisspulver das Gesicht zu erhalten: Nimb gereynigten Fenchelsamen ein Loth/ Augentrost/ Zirmet oder Silermontan/ Quendel/ Maieran/ Paradeisskörnlein/ jedes ein halb loth/ Saffran  1 quintlein/ Feinzucker II loth. Stoss diese stück zu einem reinen Pulver/ und brauchs in allen Speisen.
Vor die Nachtblindheit/ dass wann man dess Tags sihet und dess Nachts nicht/ so nimb Fenchelsamen II loth/ Anissamen/ Coriandersamen  1  Nacht in starckem Weinessig gebeytzet unnd wider auffgetrucknet/ jedes  1 loth/ darauss mach ein Pulver/ das brauch in allen deinen Speisen/ und auch zum beschluss dess essens. Du solt auch Morgens und Abends im anfang der Speiss jedesmal ein trunck Fenchelwein thun. Darneben solt du deinen Wein zum Jmbsen mit einem Fenchelwasser brechen und vermischen.
Zu der Nachtblindheit ist auch fürtreffentlich gut/ der Safft auss dem Fenchelkraut/ oder seiner Wurtzeln frisch aussgetruckt/ unnd darvon dess Tages etlich mal in die Augen getraufft.
Vor die Schädlichkeit der Gesicht/ das ist/ so ein Mensch gantz unversehrte Augen hat/ darin kein Fell oder Sthar/ und die Augäpffel gantz seyndt/ unnd doch gar nichts gesicht/ sol er nachvolgendt Pulver morgens unnd abendts einer Castanien gross gebrauchen/ und es auch in allen Speisen unnd Salsen nützen/ das bereite also:Nimb breiten Fenchelsamen II Loth/ Muschatenblüth anderthalb Loth/ Sanct Johanneskrautblumen/ Augentrost/ jedes ein Loth/ Silermontan oder Zirmet/ der edlen roten Rosen/ Schellwurtz/ Weinrauthen/ Fenchelwurtzel/ jedes anderthalb quintl. Anissamen ein halb Loth/ Paradeissholtz/ anderthalb quintl. Baldrianwurtzel ein quintlein. Stoss alle diese stück zu Pulver und vermisch acht Loth Zucker darunter/ so ists gerecht/ das behalt darnach wohl verwahret in einem Schächtlein zu obgemeldtem gebrauch.
Fenchelsamen morgens und abends/ jedesmal ein halb löfflein voll in Mundt genommen/ lang darin gekäwet/ und darnach hinab geschluckt/ vertreibt den Schwindel. Jn diesem fall ist auch fast dienstlich unnd nütz nachfolgend Pulver dess morgens und abends jedesmal ein halb löfflein voll gebraucht/ mit oder ohne Zucker auff einer schnitten Brodts zuvor in Wein geweicht. Das Pulver bereit also: Nimb geseuberten Fenchelsamen III Loth/ Anissamen ein Loth/ Wiesskümmel ein halb Loth/ Salbeyen/ langen Pfeffer/ Betonienkraut/ Eychenmispel/ Muschatennüss/ Süssholtz/ jedes ein quintlein/ Ackeleyensamen/ Cubeben/ Näglein/ jedes ein halb Quintlein/ Stoss diese Stück alle zu einem subtilen Pulver/ und schlag es durch ein Sieblein/ behalts zu obgemeldtem gebrauch/ in einem Schächtlein.
Fenchelsamen mit Engelsüsswurtzeln und Rossmarein/ jedes gleich viel in Wasser gesotten/ und mit Honig süss gemacht darnach durchgesigen/ und morgens und abends/ jedes mal ein Becher voll davon warm getruncken/ vertreibt die heyserkeit/ und macht ein helle leichte Stimm.
Frisch Fenchelwurtzel zerschnitten unnd in einem steininen Mörser mit einem höltzenen Stössel klein gestossen/ den Safft darnach durch ein Tuch aussgetruckt/ unnd alle Morgen nüchtern II Loth mit  1 Loth Zucker/ unnd einem Trüncklein firnen weissen wein vermischt/ neun tag nach einander warm getruncken/ ist ein heylsam Artzeney wider den langwirigen beschwerlichen Husten. Das Pulver von der gedörrten Wurtzeln eines gülden schwer gleicher gestalt mit einem Trüncklein Weins zertrieben/ unnd mit Zucker süss gemacht/ darnach getruncken/ hat gleiche Wirckung.
Vor den langwirigen Husten/ darvor der Mensch nicht schlaffen kann: Nim Fenchelwurtzel/ Dillsamen/ jedes III quintl. dess auffgetruckneten Magsamen saffts OP II II drittheil eines quintleins/ oder XI Gerstenkörnlein schwer. Die Wurtzeln und den Dillsamen stoss zu einem reinen subtilen Pulver/ thu darzu III loth verscheumpts Honig/ und mach ein Latwerglein darauss. Den Magsamensafft muss man wol mit einem wenig Honig in einem warmen Mörserlein zertreiben/ darnach das gemeldt Pulver wol damit vermischen. Von dieser Latwergen gieb dem Krancken einer Haselnuss gross mit warmem Wassr zu trincken/ dess morgens wann er noch nüchtern ist.
Fenchelwurtzelsafft mit Meth oder Honigwasser alle morgen und abend/ jedes mal II loth warm getruncken/ ist ein gewisse hülff wider den Husten.
Fenchelsafft gesotten/ von seiner Höfen gereiniget/ darnach mit Zuckerpenid süss gemacht/ ist den jungen Kindern ein heylsam Artzeney die den Husten haben/ so man jhnen zum offtermal davon eingibt. Das thut auch gemeldter Safft/ so man den mit Milch und Penidzucker unnd den Kindern offt davon zu lecken gibt.
Vor alle gebrechen der Brust und Lungen so von kält jhren ursprung hat/ und vor den kalten Husten mach nachvolgende Latwerg: Nimb gereynigten Fenchelsamen vier Loth/ Weinrauthensamen/ Wechholterbeern/ Süssholtz/ Zimmatrinden/ jedes II loth/ mach ein subtil Pulver darauss durch ein härin Sieblein geschlagen/ vermische darnach damit x III Loth gutes verscheumpts Honigs/ so wirdt ein Latwerg darauss zu obgemeldten Gebrechen dienlich: darvon brauch Morgens und Abends einer mittelmässigen Castanien gross. Diese Latwerg erwärmet die Brust/ reiniget dieselbige/ unnd macht wol ausswerffen.
Fenchelsamen mit Peterleinsamen/ Rosensamen und Zimmatrinden/ jedes gleich viel zu Pulver gestossen/ dess Pulvers genommen ein theil/ und drey theil verscheumptes Honigs/ solches alles wol durcheinander vermischt/ unnd zu einer Latwergen temperirt/ ist ein heylsam Artzeney wider den schmertzen der Brust/ morgens und abends einer kleinen Castanien gross davon genossen.
Frischen aussgetruckten und geläuterten Fenchelsafft morgens und abends/ jedesmal II loth mit Meth warm getruncken kompt zu hülff allen gebrechen der Lungen.
Ein edel und heylsam Artzeney/ vor die so mit der Lungensucht/ schwindsucht und abnemmen beladen sind: Nimb gereinigten Fenchelsafft von seiner Höfen/ Jungfrawenhonig dz wol verscheumpt ist/ jedes XII.Untz/ lass miteinander sittiglich biss zu bequemer dicke sieden/ unnd rühr darnach nachfolgende stück darein: Rhapontick/ Süssholtz/ jedes ein halb Loth/ Saffran/ dess aussgetruckneten Saffts HYPOCYSTHIDIS, jedes ein quintlein/ rührs wol durcheinander/ und behalts in einem Porcellanbüchslein zu obgemeldtem gebrauch/ darvon brauch auff einmal ein Löffel voll baldt nach dem essen.
Fenchelwurtzel mit frischem Wasser den halben theil eyngesotten/ und der durchgesigenen Brühen alle morgen nüchtern drey stunden vor dem essen/ und dess nachts II stunden vor dem Nachtimbiss/ jedesmal vi.Loth mit II  oder III Loth Ysopsyrup vermischt/ warm getruncken/ ist ein bewerte Artzeney wider den Husten/ das keichen und schwerlich athmen.
Fenchelsafft der geleutert ist unnd sich gesetzt hat/ mit frisch gemolckener Milch vermischt/ darnach mit Candelzucker süss gemacht/ ist ein heylsam Artzeney vor die jungen Kinder die dz Hertzgesperr und ein fast engen Athem haben/ so man jhn zum offtermal davon zu trincken gibt.
Fenchelwurtz 1 handvoll in einer mass Meth den dritten theil eingesotten/ darnach durchgesigen/ davon morgens und abends jedesmal 1 Untz oder  II II. warm getruncken/ ist eine gute hülff den Lungensüchtigen. Wann sie aber Febrische hitz damit haben/ soll man die Wurtzel in schlechtem Brunnenwasser sieden unnd ein Löffel voll Gersten im sieden darzu werffen/ sampt vi.Loth gutem Feinzucker/ darnach durchseihen und obgemeldter massen gebrauchen.
Ein Honigwasser von  VIII Loth Honig/ II Loth Fenchelsamen/ unnd einer mass frisch Brunnenwasser den dritten theil eyngesotten/ darnach durchgesigen/ und davon morgens und abends jedesmal ein Becherlein voll warm getruncken/ dienet wider den schmertzen der Weich und der Lenden.
Fenchelsamen gepülvert und 1 quintlein oder eines gülden schwer mit Spanischem Wein/ oder aber sonst mit einem andern guten alten Wein warm getruncken/ vertreibt das Hertzklopffen/ so von kälte seinen ursprung hat.
Vor den erkalten blöden Magen sol man nehmen Fenchelwurtz  II loth/ Zimmatrinden II loth/ klein geschnitten und in einer Elsasser mass Weins den dritten theil lassen eynsieden/ 3 loth Feinzucker darin zergehen lassen/ und darnach durch ein Claretsack lassen lauffen/ biss er lauter wirt. Von diesem Wein gib dem Krancken morgens und abends/ jedes mal vier untz allwegen II stunden vor den beiden Jmbsen zu trincken. Du magst auch anfenglich jhnen zuvor ein schnitlein Brodt darin weychen lassen/ und dann den Wein zu trincken geben.
Vor die auffblehungen dess Magens: Nimb Fenchelwurtzel 1 Handvoll/ Peterlinwurtzel ein halb Handvoll/ Fenchelsamen 1 Loth/ zerschneid die Wurtzeln/ und zerbrich den Samen ein wenig in eim Mörser: thue sie darnach in ein Kanndten/ schütt darüber ein halb mass guten alten Wein/ gedistillirt Fenchelwasser 1 ächtmass/ verlutir die Kanndten mit einem Brotteyg/ setz in ein Kessel mit siedendem Wasser/ lass drey stunden nach einander in stäter hitz sieden: darnach thu die Kannt herauss/ unnd wann es kalt worden ist/ so seihe es durch ein Tuch/ darvon gieb dem Krancken alle Morgen nüchtern vier Untz zu trincken.
Vor den schmertzen dess Magens/ der Leber und dess Miltzs: Nim Peterlinwurtzeln/ die von dem innern hültzenen Marck geseubert seyn xvi.untz/ schneid die klein/ thu sie in ein steinin Geschirr/ schütt darüber guten starcken Weinessig/ dass er ein wenig darüber gehe/ lass also verdeckt III tag beytzen/ darnach thu die Wurtzeln herauss/ und seihe den Essig davon ab/ den behalt sonder: Zu den wurtzeln thu ferner Haselwurtz II loth/ Ammeysamen II loth/ Entzian/ Mannstrewwurtzel/ Mastix/ jedes 1 loth. Zerstoss diese stück ein wenig/ schütt darüber 1 mass Wassers/ lass sittiglich mit den wurtzeln sieden/ biss das Wasser halb eyngesotten ist/ lass also 1 stund oder vi. stehen/ darnach seihe die Brühe durch ein Tuch/ und press die wurtzeln und andere Species hart auss/ thu den abgesiegenen Essig darinn die wurtzeln gebeytzt haben zu der durchgesiegenen Brühen/ unnd noch ferner xxx II.untz guts Honigs/ lass allgemächlich sieden zu einem Syrup/ seihe es darnach durch/ und behalts in einem steinen oder hültzenen Geschirr zum gebrauch/ davon brauch auff einmal dess morgens nüchtern III  Löffel voll.
Zu dem erkalten undäuwigem Magen/ der mit zähem Schleim beladen ist/ bekommt sehr wol folgende Artzeney: Nimb Fenchelwurtzeln XII.loth/ seude die in II pfundt Wassers den halben theil eyn/ seihe die Brühe ab/ thu darzu guten Weinessig/ frisch unverscheumpt Honig/ jedes XII.untz lass sittiglich miteinander sieden zu einem Syrup/ den seihe dann durch/ und behalt den in einem steininen oder gläsinen Geschirr zum gebrauch/ davon gib dem Krancken III Löffel voll mit Fenchelwasser vermischt.
Fenchelsafft der geleutert ist zwey theil/ mit einem theil verscheumpten Honigs vermischt/ darnach gemächlich uber einem linden Kolfewerlein gesotten/ biss es wirt wie ein dickelechtiger Syrup/ oder wie ein Honig/ ist ein heylsam Artzeney den jenigen so kein Speiss können behalten/ unnd dieselbig wider von sich brechen/ so sie Morgens nüchtern in Löffel voll von dieser Artzeney brauchen/ unnd hilfft darneben allen Mängeln der Leber und der Lungen.
Oder/ nimb gereynigten Fenchelsamen II loth/ den stosse zu Pulver/ unnd mit vi.loth verscheumpten Honig mach ein Latwerg/ unnd esse davon alle Morgen nüchtern einer Castanien gross/ das bringt den Magen wider zu recht. Oder gib einer solchen Person Honig mit Wasser zu trincken.
So einer die Speiss nicht wol abdäuwen kann/ und der Magen zu schwach darzu ist/ so trinck er dess Morgens und Abends/ jedes mal eines gülden schwer gepülverter Fenchelwurtzel mit Wein.
Fenchelkraut dass frisch in weissem Wein gesotten/ und davon getruncken/ bringt den seugenden Weibern viel Milch. Grün Fenchelkraut in frischer Milch gesotten und getruncken/ thut dess gleichen. Es sollen auch die seugenden Weiber in allen jhren Speisen Fenchelwurtzel sieden lassen/ welches dann die Milch gewaltig mehret.
Oder nimb Fenchelsamen ein halb loth/ Latichsamen/ Peterleinsamen/ Dillsamen/ Anissamen/ deren jedes ein quintlein/ mach darauss ein subtil Pulver/ unnd gieb der seugenden Frawen die nicht Milch hat/ alle morgen eins gülden schwer mit gutem weissen Wein zu trincken/ so wirst du dich der wirckung dieses Pulvers verwundern. Fenchelsafft mit Honig vermischt und getruncken/ ist auch nicht wol in diesem fall zu verbessern.
Fenchelwurtzel mit geröschter Gersten in Wasser gesotten/ darnach durchgesiegen unnd die Brüh mit frischen Buttern geschmeltzt und getruncken/ macht uber die mass viel Milch.
So auch ein seugende Fraw frischen Fenchel in jrem Tranck/ es seye Wein oder Bier/ legt/ unnd stätig davon trinckt so uberkompt sie viel Milch.
Fenchelsamen zu Pulver gestossen/ und eins gülden schwer mit Wein getruncken/ vertreibt den schmertzen der Lenden/ Seiten und Nieren/ und reynigt dieselben.
Fenchelwurtzeln unnd die öbersten Kronen davon mit dem halbzeitigen Samen/ haben ein krafft zu eröffnen/ derwegen sie fürtreffentlich seind in den verstopffungen der Lebern/ unnd allen Krankheyten/ die daher entspringen/ auff alle weg gebrauchet wie man wil.
Vor die verstopffung der Nieren: Nimb Fenchelwurtzel anderhalb Handvoll/ Peterleinwurtzel ein Handvoll/ Baldrianwurtzel/ Attichkrautwurtzeln/ jedes II loth/ Fenchelsamen/ Anissamen/ jedes 1 loth/ Die Wurtzeln soll man klein zerschneiden/ die Samen ein wenig krächen/ alles durch einander vermischt/ in ein steinin Krug oder Kanten thun/ darüber schütten drey ächtmass Wassers/ unnd ein halb mass Holderblüth Wasser/ den Krug oder Kannten soll man mit einem Brodteyg oder sonst umb den Ranfft wol verlutiren/ dass im sieden nichts aussriechen möge: darnach stell in ein Kessel mit siedendem Wasser/ lass in einem sud an einander vier stunden lang sieden/ darnach lass erkalten/ unnd seihe es durch ein sauber Tuch/ zerlass darinn ein vierling guten Fein Zucker/ und gib dem Krancken alle Morgen und Abend/ jedes mal vier untz darvon warm zu trincken. Dieser Tranck eröffnet die verstopffung der Nieren/ Harngeng/ und der Blasen/ reynigt dieselben von allem Wust unnd Schleim/ treibt den Harn/ Griess/ Sandt/ unnd miltert das Lenden und Rückenwehe/ eröffnet auch die verstopffung der Leber.
Fenchelsafft das geleutert und von seiner Höfen gereyniget ist/ dient wider die Geschwer der Lebern/ dess Morgens und Abendts vier loth warm getruncken.
Fenchelwurtzel II theil/ Peterleinwurtzel ein theil/ alle klein zerschnitten unnd in Wasser den halben theil eyngesotten/ darnach von der durchgesigenen Brühen genommen vi.loth/ unnd darin zertrieben ein quintlein der Kügelein TROCHISCORUM DE LACCA die gepülvert seind/ Morgens nüchtern warm getruncken/ unnd drey Stund darauff gefastet/ ist ein edle Artzeney vor die Geelsucht/ so man es etlich Tage nacheinander beharret.
Ein ander Artzeney vor die grün Geelsucht: Nimb Fenchelwurtz II Handvoll/ Peterleinwurtz/ die obern Cronen vom Fenchel/ jedes ein Handvoll/ der roten und schwartzen Zisererbsen/ jedes 1 Handvoll: Zerschneid die Wurtzeln/ die Zisererbsen stoss groblecht/ thu sie mit allen obvermeldten stücken vermischt in ein Krug oder Kannten/ schütt darüber drey ächtmass frisch Brunnenwasser/ unnd ein ächtmass gedistillirt Fenchelwasser/ und noch ferner darzu dess sawren Syrups OXYMELLIS SIMPLICIS x.untz/ verlutier den Ranfft dess Krugs oder Kanten/ unnd lass vier stundt in stäter hitz in einem Kessel mit Wasser sieden/ darnach wanns kalt worden ist/ so seihe es durch ein sauber Tuch/ unnd gib dem Geelsüchtigen alle Morgen unnd Abend/ jedes mal ein par Stunden vor den beyden Jmbsen vier Untz warm darvon zu trincken/ biss der Tranck gar verzehret ist.
Vor die Wassersucht: Nimb Fenchelsafft das geleutert und von seiner Höfen gereynigt ist/  II II.loth/ gestossenen Feinzucker II loth/ bereytet und gepülvert Wolffsmilchwurtzel 1 quintlein: Diese stück alle vermisch wol durcheinander/ theils ab in zwey gleiche theil/ trinck das eyn morgens umb drey uhren gegen tag warm/ und faste drey oder vier stunden darauff/ das ander theil trinck am Abend drey Stunden vor dem Nachtessen. Unnd so du der Artzeneyen weiter bedarffst/ so brauch sie uber sechs Tag noch einmal/ biss du besserung befindest.
Die mit der Wassersucht beladen seindt/ die sollen viel Fenchelkraut essen/ auch den Samen zu Pulver stossen/ unnd mit gutem fürnem Wein offt trincken/ und den Wein mit gedistillirtem Fenchelwasser vermischen/ so wirdt sich die Geschwulst verzehren.
Ein ander gute Artzeney vor die Wassersucht mach also: Nimb Fenchelsamen xxv II.loth/ Mattkümmel II loth/ unnd drey quintlein/ Anissamen ein loth unnd ein halb quintlein/ Pfefferkümmel 1 quintlein unnd II drittheil eins quintl. Beerwurtzel ein halb quintlein/ Veielwurtz ein halben scrupel oder ein sechsten theil eines quintleins. Alle gemeldte stück mach zu einem subtilen Pulver/ unnd schlage sie durch ein reines härin Sieblein/ thue darnach ferner darzu lxx II.untz dess besten weissen weins/ gutes verscheumpts Honig XVIII untz/ vermisch und temperier diese stück alle wol durcheinander/ unnd brauch darvon vier Löffel voll nüchtern in einem Schweissbad/ schwitz wol darauff/ und beharr solches täglich/ so lang biss dass du gute besserung empfindest.
Fenchelwurtzel in Wasser gesotten unnd getruncken/ ist gut vor das Seiten und Lendenwehe.
Fenchelsamen zu Pulver gestossen unnd mit Wein getruncken/ oder aber auch vor sich selbst gessen/ ist ein bewerte Artzeney die Wind im Magen unnd Därmen zu zertheilen/ unnd ausszuführen/ dannenher auch der gemein VERSICULUS RHYTHMICUS von dem gemeynen Mann gemacht worden/ welcher also lautet:

Semen Foenculi reserat sp racula culli.

Vor den schmertzen der Nieren: Nimb  III loth geseuberten Fenchelsamen/ Peterlinsamen  II loth/ Pfefferkörner 1 loth/ diese drey stück vermisch und mach ein subtil Pulver darauss durch ein reynes Sieblein durchgeschlagen/ das behalt in einem Büchsslein zu dem gebrauch/ und so es die notturfft erfordert/ so nimb darvon ein quintlein mit gesottenem Fenchelwasser/ und trincks warm.
Fenchelwurtzelsafft frisch aussgetruckt/ und vi.loth mit  II loth gutes weins warm getruncken/ ist vor das Nierenwehe ein besonders Experiment. Fenchelwurtzel auch in den Suppen gesotten/ oder sonst bey Speisen gekocht/ ist auch fast dienlich/ unnd reyniget die Nieren vom Schleim/ Griess/ unnd allem Unrath.
Die öbersten Kronen vom Fenchel in Wasser gesotten/ und von der durchgesiegenen Brühen dess Morgens und Abendts jedesmal auff die vier Untz warm getruncken/ vertreibet den Schmertzen der Nieren/ unnd fürdert die Monatblumen der Weiber.
Vor die Geschwer der Nieren: Nimb grün Fenchelkraut/ Peterleinkraut/ Wermuth/ jedes gleich viel/ und ein gut theil/ stoss in einem Mörser/ und truck den Safft durch ein Tuch/ lass ein wenig uber einer Glut auffsieden und widerumb erkalten/ so theilet sich der Safft von der Höfen ab/ und setzt sich die Höfen zu grundt/ darnach seihe den lautern Safft durch ein sauber Tuch/ darvon gib dem Krancken alle Morgen nüchtern 1 loth mit  II loth Eselsmilch vermischet zu trincken/ das wirdt das Geschwer wol reinigen und heylen.
Fenchelsafft von der Höfen gereiniget und geleutert vi.loth/ mit vier Loth frisch Mertzviolenölen/ und II Loth Cassien fisteln Marck frisch aussgezogen/ wol durch einander vermischt unnd warm getruncken/ ist ein bewerte hülff wider die hitzige geschwer der Nieren.
Geleutert Fenchelsafft vi.Loth/ mit II Loth dess sauren Essigsyrups von Honig gemacht/ OXYMEL genannt/ vermischt/ unnd dess Morgens nüchtern warm getruncken/ ist ein bewerte Artzeney zu der verstopffung der Leber/ und die Geelsucht ausszutreiben.
Fenchelwurtzel II Handvoll in einer Mass Wassers oder Weins zum halben theil eyngesotten/ unnd Morgens unnd Abendts von der durchgesigenen Brühen/ jedesmal vier Untz warm getruncken/ führet auss den Lendenstein/ den man den reissenden Stein nennet. So einen der Stein anstösset/ soll er ein Lendenbad machen von wilden Pappelnkraut unnd Wurtzeln/ und dareyn sitzen/ und dess Trancks vier Untz trincken/ der Stein wirdt baldt hinweg gehen/ welches offtermals beweret worden ist.
Vor den Stein ein bewert und gut Pulver: Nimb Fenchelsamen II Loth/ Anissamen/ weissen Steinbrechsamen/ Süssholtz/ Mattkümmel/ Peterleinsamen/ jedes ein Loth/ Meerhirss ein halb Loth/ guten Feinzucker II Loth/ stoss alle diese Stück zu einem reinen Pulver/ unnd schlags durch ein härin Sieblein/ unnd behalt es in einem beheben Geschirrlein zum Gebrauch. Wann es die Notturfft erfordert/ so nimb darvon 1 quintlein oder eines Gülden schwer/ mit weissem Wein zertrieben. Den Stein aber zu verhüten/ dass der nicht wachse unnd uberhand nemme/ so nimb von diesem Pulver einer Haselnuss gross/ auff einem Schnitlein Brots in Wein geweycht/ und thue das dess Abends und Morgens. Oder aber jsse das gemelt Pulver auff gebratenen Byren/ wie es dir anmütig seyn will/ es wird dir fast wol bekommen.
Fenchelwurtzel und die öbersten Cronen mit dem halbzeitigen Samen/ jedes ein Handvoll/ Süssholtz zerschnitten zwey Loth/ und einer halben Handvoll Hawheckel oder Ochsenwurtzel in einer Mass halb Wasser und Wein/ uber den drittentheil eyngesotten/ durch ein Tuch gesigen/ und alle Morgen und Abend jedesmal ein Untz oder vier darvon warm getruncken/ treibet den reissenden Stein ohne Schmertzen hinweg. Darzu mag man auch ein Lendenbad/ von wild Pappelnkraut und Wurtzel machen.
Vor die Harnwind aussfallen und dergleichen/ da das Blut in der Blasen gerunnen ist: Nimb Fenchelsamen 1 Loth/ Wermuth/ Peterleinsamen/ wild Pestenach oder Vogelsnestsamen/ roten Storax/ geschelte Melonenkernen/ junge gedörrte Rettichbletter/ jnwendig vom Hertzen herauss genommen/ jedes ein halb Loth/ darauss mach ein subtiles durchgeschlagenes Pulver/ und gib darvon 1 quintlein oder anderthalbs in Eselsmilch/ oder Wasser darinn Fenchelwurtz/ Peterlein/ Spargen oder Rusckenwurtz/ welche du jederzeit under denen haben kanst/ gesotten worden seynd. Diese Artzeney zertheilet auch und führet auss das gerunnen Geblüt in dem Magen/ oder wo es sich sonst im Leib verhaltet/ es komme gleich von fallen/ schlägen/ stossen oder andern Ursachen her.
Wann einer nicht harnen kann/ der esse Fenchel und Veielwurtzel/ und trinck darvon under Tags/ und dess Nachts/ wann er will schlaffen gehen/ so trinck er vier oder fünff Loth Fenchelwasser.
Fenchelsamen zu Pulver gestossen/ und darvon eines Gülden schwer dess Tags zweymal/ nemlich Morgens und Abends mit warmem Wein getruncken/ fürdert die Monatblumen der Weiber.
Vor den Schmertzen der Blasen/ und vor das gedreng darinn/ und das schwerlich harnen: Nimb Fenchel/ Eppichkraut/ Weinrauthen/ das Hertz von Rettichkraut/ Poleyenkraut/ jedes ein Handvoll/ Pfefferkörner 1 Loth/ Zerschneid die Kreuter klein/ die Pfefferkörner stosse groblecht/ thue sie zusammen in ein sauber Geschirr/ schütt darüber drey quarten frisch Brunnenwasser/ und ein quart guten weissen Wein: lasse solches sittiglich uber einem linden Kolfewerlein den drittentheil eynsieden/ lass darnach erkalten/ truck die Kreuter hart auss/ und seihe die Brühe durch ein Tuch/ thue darnach ferner darzu vi.Loth FeinZucker/ lass widerumb auff Kolen auffsieden/ darnach seihe es zum andernmal durch/ und gib dem Krancken alle Morgen und Abend/ jedesmal vi.Loth warm darvon zu trincken/ und beharr das sieben Tag nacheinander.
Die öbersten Gipffel oder Cronen vom Fenchel mit der Wurtzeln in Wasser oder Wein gesotten/ (je nach Gelegenheit dess Gebrechens) unnd darvon Morgens und Abendts jedesmal vier Untz getruncken/ hilfft kräfftiglich wider den Schmertzen der Blasen. Oder nimb Fenchelwurtzel II Handvoll/ Spargenwurtzel/ Peterleinwurtzel/ weiss Bibernellenwurtzel/ Steinbrech/ jedes ein Handvoll/ lass diese Stück miteinander sieden in einem Mass Wassers/ biss der drittheil eyngeseud/ darnach seihe es durch ein sauber Tuch/ lass darinn zergehen vi. oder  VIII Loth Canarienzucker/ unnd gib dem Krancken alle Morgen nüchtern vier Untz warm zu trincken/ und beharr dasselbig neun Tag/ es hilft gewiss.
Vor alle Gebrechen/ Mängel unnd Schmertzen der Blasen/ nimb Fenchelwurtzel zwo Handvoll/ Peterleinwurtzel ein Handvoll/ Zerschneid die Wurtzeln klein/ thue sie in einen Krug oder sauber Kannten/ und noch ferner darzu vi.Loth guten Canarienzucker/ darnach verkleib den Ranfft der Kannten mit einem Teyg von Meel gemacht/ setze sie darnach in ein Kessel mit siedendem Wasser/ lass vier Stunden an einander darinn sieden/ darnach seihe es durch/ und gib dem Krancken alle Tag dess Morgens nüchtern vier Untz darvon warm zu trincken/ so lang der Tranck weret.
Vor das Krimmen von zähem Schleim verursacht: Nimb Fenchelwurtz vier Untz/ Peterleinwurtz II Untz/ Fenchelsamen II Untz/ Anissamen/ Wiesskümmel/ Peterleinsamen/ jedes 1 Untz/ Meerettich II Untz/ die Wurtzeln schneid klein/ vermischs mit den andern Stücken/ thue sie in ein sauber Geschirr/ schütt ein Mass Weins und ein halb Mass Wassers darüber/ lass sittiglich uber einer Glut den drittehtheil eynsieden/ seihe es dann durch/ unnd gib dem Krancken dess Tags zweymal/ jedesmal vier Untz warm darvon zu trincken. Wann du haben wilt/ dass dich dieser Tranck auch purgier/ so nimb Senatbletter von Stilen und anderer jhrer Unsauberkeit gereiniget anderthalb Loth/ Zimmatrinden ein halbes quintlein klein geschnitten/ thu diese Stück in ein Känntlein/ schütt darnach dess obgemelten Trans x.Loth siedend heyss darüber/ unnd lass also uber Nacht an einem warmen Orth stehen/ dess Morgens lass warm werden/ und trucks hart auss/ unnd seihe es durch ein Tüchlein/ und gib es dem Krancken Morgens nüchtern fünff Stunden vorm Essen warm zu trincken/ es wird sanfft purgieren.
Wann ein Rossz oder Gaul Leibwehe hat/ so nimb vier loth gepülverten Fenchel und zertreib den mit einer Quart Weins/ oder so viel du bedarffst/ das schütt dem Gaul warm eyn/ deck den darnach warm zu/ und lass jhn wol schwitzen.
Wann einer das täglich Feber hat/ so soll er jhm die jungen Dolden dess Fenchels täglich in seiner Speiss kochen lassen. Dessgleichen die Wurtzel vom Fenchel in Wasser gesotten/ und mit Zucker nach gelegenheit dess Patienten süss gemacht/ und darvon nach Durst vor ein Speisstranck getruncken.
Oder nimb Fenchelwurtz zwey Loth/ Peterleinwurtz/ Bibernellenwurtz der weissen/ die man auch Bockspeterlein nennet/ jedes ein Loth/ Anissamen/ Dillsamen/ jedes ein halb Loth/ Zucker vier oder sechs Loth/ lass miteinander in zwo Mass wassers zween zwerch Finger eynsieden/ darnach seihe es durch/ und gib dem der das Täglich Feber hat/ keinen andern Tranck/ dann diesen zu trincken/ so wird er dess Febers bald loss werden.
Die Fenchelwurtzel ist ein fast nützliche Artzeney in dem drittägigen Bastard Feber/ auff alle weg beyde in der Speiss unnd Artzeney gebraucht. Nachfolgends gesotten Wasser ist jhnen auch sehr dienstlich an dem Tag wann das Feber kompt/ nach Durst getruncken/ aber am guten Tag sollen sie Wein trincken/ und denselben mit diesem Wasser vermischen: Nimb Fenchelwurtzel zwey Loth/ Fenchelsamen/ Dillsamen/ jedes ein halb Loth/ Peterleinwurtzel/ Zimmatrinden/ jedes ein Loth/ Zucker vi.Loth/ Alle diese Stück soll man in einen steinen Krug oder Kannten thun/ unnd zwo Mass frisch Brunnenwasser darüber schütten/ den Ranfft der Kannten mit einem Rocken Teyg wol verkleyben/ darnach vier Stunden lang in einem Kessel mit Wasser sieden lassen/ folgends zu Gebrauch durchseihen.
Fenchelsafft der gesotten und geleutert ist/ vi.Loth genommen/ und darinn II Loth MANNAE zertriben/ und vier Stunden vorm Essen getruncken/ ist den jenigen ein heylsam Artzeney/ die das doppel Tertian Feber haben. Die Artzeney aber muss er alle Wochen zweymal gebrauchen/ biss er genisst.
So einer ein kalt Phlegmatisch Feber hat/ der nemme ein Bechervoll Fenchelsafft/ Scharlachsafft/ unnd Peterleinsafft/ jedes ein halb Bechervoll/ vermische diese durcheinander/ unnd lasse sie sänfftiglich mit einander sieden/ biss sie dickelechtig werden wie ein Latwerg/ darvon nimb ein Löffeleinfoll mit Wein zertrieben und trincks warm/ faste darauff unnd schwitze wol.
Vor das viertäglich Feber: Nimb Fenchelkraut ein Handvoll/ Bergwemuth ein halb Handvoll/ seude diese Stück in anderthalb quarten Weins den drittentheil eyn/ darnach seihe es durch ein Tuch/ und vermisch darunder vier Löffel voll Rosenhonig. Wann der Mensch nun gewar wird/ dass das Feber kommen will/ so soll er hin unnd her gehen/ und dess gemelten Trancks auff die sechs Loth trincken/ unnd sich darauff mit spaciren uben so lang er mag/ biss die Kält anfengt nachzulassen/ darnach soll er sich niderlegen/ wol zudecken unnd schwitzen: das soll er einmal oder etlich thun/ so wird jhn das Feber bald verlassen.
Jn allen Febern ist folgender Tranck vor ein gemeine Tranck nützlich und anmütig zu trincken: Nimb Fenchelwurtz II Loth/ Zimmatrinden anderthalb quintlein/ lass diese Stück in einer Mass Wasser/ mit acht Loth Zucker/ drey Stunden in einem Kessel mit Wasser in doppelem Geschirr sieden/ darnach seihe es durch ein Claretsack.
Fenchelsamen zu Pulver gestossen/ und eins Güldenschwer mit gutem kräfftigem Wein getruncken/ ist ein kräfftige Artzeney wider die Bissz und Stich der Schlangen unnd Scorpionen. Der Samen gleicher gestalt getruncken/ macht anreitzung zu den ehelichen Wercken/ dessgleichen thun auch die wurtzeln und das Kraut/ in der Speiss oder sonst in andere weg genützt.
Fenchelsamen zwey Loth/ und der frembden Früchten MYROBALANI CHEBULI von den jnnern Kernen gereiniget/ zu Pulver gestossen/ und mit drey Loth Zucker vermischet/ darvon Morgens und Abends jedesmal ein halbs Löflein voll/ mit einem Schnitlein Weissbrot in fürnen Wein geweycht/ gessen/ ist ein auffenthaltung dess Menschlichen Lebens/ den alten betagten Leuten fast dienlich/ und erhaltet auch den Menschen jung geschaffen.Fenchelwurtzel in Wein gesotten/ unnd darvonMorgens und Abends jedesmal ein guten Tranck gethan/ vertreibet die Geschwulst der Hoden und Gemächt. ES ist auch denen dienlich/ dass sie uber Fenchelwurtz stätig trincken/ biss sie gesund werden.
So einer den Harn nicht behalten kan/ der nemme ein Fenchelwurtzel und ein Ervenzweyglein/ stoss diese stück/ und trincke sie mit gutem Wein.
Vor die Glied- oder Gleychsucht: Nimb geseuberten Fenchelsamen 1 Loth/ Wechholterkörner/ Pfefferkörner/ jedes ix.Körner/ stoss zu einem subtilen Pulver/ thue ferner darzu dritthalb Loth guts Jungfrawen Honig/ zertreibs mit gutem wein/ und trincks in einem Schweissbad.

Eusserlicher Gebrauch dess Fenchels
Fenchelsamen zu einem subtilen Pulver gestossen/ duch ein härin Sieblein geschlagen/ darnach mit Wein vermischt und temperirt wie ein dünnes Sälblein/ und damit dasHaupt angestrichen/ vertreibet die Schiepen. Oder in der Laugen gesotten/ und das Haupt damt gezwagen.
Fenchelsamen in Wein gesotten/ und das Haupt damit gezwagen/ heylet den Erbgrind/ man muss aber das Haupt mit keiner Laugen oder Wasser wäschen. Es heylet auch allen andern Hauptgrind.
Fenchelsamen mit lebendigem Schweffel unnd Rittersaltz/ jedes gleich viel zu einem subtilen Pulver gestossen/ darnach mit Wein vermischet wie ein Sälblein/ unnd das Haupt dess Abends darmit angestrichen/ und Morgens mit der vorgemelten Kochung widerumb abgewäschen/ heylet den schiepechtigen bösen Grind dess Haupts/ und ist solches ein gewiss Experiment: welches dann auch dem Poeten SERENO nicht unbewust gewesen ist/ der von der Heylung dieses Grinds also spricht: „Aut tu Foeniculum, Nitrum et sulphura vina contere, deinde caput permixtis ablue cunctis.“

Den frischen Safft auss den Fenchelwurtzeln aussgetruckt/ und in die Nasen gethan/ vertreibet den tieffen ubermässigen Schlaff in den hitzigen Febern und andern Krankheyten: oder seude Fenchelwurtzel in Essig und netz ein Schwamm darinn/ truck den widerumb ein wenig auss/ unnd halt jhn dem Krancken vor die Nase.
Die Taubsüchtigen oder Hirnwütigen unsinnigen Menschen fallen bissweilen in ein tieffen Schlaff$dass man sie kümmerlich erwecken kkanndie soll man also wacker machen: Nimb aussgetrucktes frisch Fenchelsafft fünff Loth/ starcken weissen Weinessig/ in dem ein Muschatennuss gesotten worden ist/ drey Loth/ vermischs durcheinander. Nimb darnach ein Schwämmlein/ netz den in gedistillirtem Ysopwasser/ trucke den wider auss/ als dann netze den wider in der obgemelten vermischung/ und stoss dem Krancken also feucht in die Nasen.
Fenchelwurtzeln grün oder dörr klein gestossen/ und mit Gerstenmeel gesotten zu einem Brey/ darnach auff ein Tuch gestrichen/ und wie ein Pflaster warm uber die Stirn gelegt/ vertreibt das Hauptwehthumb.
Fenchelwurtzel die frisch und grün ist gestossen/ den Safft darvon aussgetruckt/ und desselben geläuterten Saffts II Loth vermischt mit einem Loth Honig/ das ist ein bewerthes Augenwasser/ zu dem finsteren und duncklen Gesicht/ so man dess Morgens und Abends jedesmal ein Tröpfflein oder drey in die Augen thut: Welches auch der Poet MACER mit folgenden Versen bezeuget: „Radicis succus mixtus cum mellerecenti, pulsareddit eos omni caligine claros.“

Ein edel Augensalb das dunckel Gesicht zu schärpffen und zu erklären: Nimb frischen aussgepresten Fenchelsafft  VIII Loth/ Weinrauthensafft/ Wermuthsafft/ JungfrawenHonig/ eines unversehrten Knabens Harn/ weissen/ alten/ guten Wein/ jedes vier Loth/ guten/ saubern/ gepülverten Aloepatick ein halb Loth: Diese Stück vermisch alle durcheinander/ und lasse sie sittiglich auff einem linden Kolfewerlein sieden/ biss dass sie werden wie ein Honig/ im sieden rührs mit einem Späthlein von Weydenholtz gemacht/ dass es nicht anbrenn/ wanns gesotten und bereyt ist/ so behalts in einem küpfferen Fläschlein/ darinn bleibt es nicht allein gut/ sondern wird auch von Tag zu Tag besser/ mit diesem Augensälblein bestreich deine Augen Morgens und Abends. Diese Artzeney nimpt und verzehret auch mit der zeit die Flehmen und Flecken der Augen.
Ein ander uber die Mass köstliches Augenwasser das dunckel Gesicht zu erklären/ und das gesund in seinem Wesen zu erhalten: Jm end dess Hewmonats/ oder im anfang dess Augstmonats/ wann der Fenchel zu seinem Stengel und gross gewachsen/ also dass er in voller Blüth ist/ so schneid einen dicken Fenchel Stengel/ oben am zweyten Gleych von der Wurtzel hinauff/ gleich unden am Gleych mit einem guten Messer dass es nicht Rissz gebe/ fein gleich abe. Darnach nimb einen eysenen starcken Drath/ unden ein wenig gekrümb/ und hülche darmit das weiss Marck fein seuberlich auss dem Fenchelstock/ biss zu dem andern Gleych bey den Wurtzeln/ und gehe seuberlich mit umb/ dass der Stengel keinen Rissz gewinn. Wann es nun wol aussgefeget ist/ so füll den Stengel mit gepülvertem Zucker Candit auss/ mach oben ein Wachs darüber/ und verbinds wol mt einem Lederlein/ dass keine Feuchtigkeit vom Dawe oder Regen mög hineyn kommen/ lass es also ein Tag oder acht stehen und wachsen/ in der Zeit vereiniget sich der Safft von der Wurtzel dess Fenchels mit dem Zucker Candit/ also dass er sich resolvirt und zu einem Wasser wird. Wann nun die acht Tag herumb seynd/ so nimb eine spitze Seul/ wie die Schumacher brauchen/ und stich oben uber dem Gleych/ so weit der Stengel aussgehülcht ist/ ein subtil Löchlein hineyn mit Boren/ dass der Stengel nicht reisse/ Wann du nun die Seul widerumb herauss ziehen wilt/ so neyge oder ziehe den Fenchelstock zu dir/ und halt ein sauber Geschirrlein darunder/ so laufft ein schönes und helles durchsichtiges Wässerlein herauss/ das heb auff unnd behalts in einem wolvermachten Glässlein/ so hastu ein bewehrt Augenwasser zu obgemelten Gebrechen/ welches doch gleichwol in andern Mängeln der Augen kann gebraucht werden. Ich habe offtermals an statt dess Zuckers Candits/ den Stengel oder Stock dess Fenchels mit Honig gefüllet/ welches eben so wol zu Wasser worden ist/ als das so mit dem Candit Zucker gefüllet worden ist/ unnd hat auch eben dieselbige Wirckung.
Wann du gemelt Augenwasser stärcker haben wilt/ so nimb allwegen zu dem Zucker Candit oder Honig ein drittheil eines quintleins weissen Vitrill/ oder Gallitzenstein rein gepülvert/ so wird es kräfftiger/ dass es auch Flehmen oder Flecken der Augen vertreibet. Dieses Wasser aber soll man in einem küpfferin Fläschlein verwaren/ so wird es kräfftiger.
Vor die Blödigkeit dess Gesichts unnd Dunckelheit der Augen: Nimb die Cronen vom Fenchel mit den Blettern zwey theyl/ Weinrauthen/ Augentrost/ jedes ein theil. Seud diese Stück mit einander in einem Hafen mit Wasser/ und empfahe den Dampff darvon in die Augen/ so offt es die Notturfft erfordert.
Fenchelblumen frisch aussgetruckt unnd geläutert sechs Loth/ mit vier quintlein gedistillirtem Balsamölens/ ANTIBALSAMUM genannt/ unnd einem quintlein bereyten Kalmeystein oder Cobalt/ vermischt zu einem Augenwässerlein/ ist ein heylsame Artzeney/ vor die Blödigkeit dess Gesichts/ dess Tages viermal/ allwegen ein Tröpfflein in die Augen gethan.
Ein ander gut Augensälblein/ zu den dunckelen Augen und dem blöden Gesicht: Nimb geläutert Fenchelsafft/ alt Baumölen und Honig/ jedes II Loth/ vermischs durcheinander/ unnd behalts in einem küpfferen Geschirrlein/ so bleibet es gut und wird täglich besser/ das brauch dess Tages einmal drey oder vier und streich allwegen in ein jedes Aug ein Tröpfflein oder zwey. Andere vermischen den Fenchelsafft allein mit gutem Honig/ und brauchens zu gemeltem Gebrechen vor ein COLLYRIUM und ist sehr gut unnd nicht zu verwerffen/ sonderlich alten betagten Leuthen/ wie dann solches auch der Poet SERENUS mit diesen Versen bezeuget: „Si tenebras oculis obducit pigra senectus, ex rassamaranthro guttacum melle liquenti detergere malum poterunt.“

PAULUS AEGINETA bereytet den dunckeln und finstern Augen folgende Artzney: Er nimbt grün Fenchel/ legt den in ein newes jrden Geschirr/ schüttet Regenwasser darüber/ lasset es etlich Tag stehen/ darnach thut er den Fenchel herauss/ behelt dz Wasser zum Gebrauch/ und thut davon alle Morgen ein wenig in die Augen. Solche Artzeney kann fast zu jederzeit mit geringem Kosten gemacht werden.Fenchelsafft das geläutert ist von seiner Höfen zwölff Loth/ mit vier Loth Honig/ unnd zweyen oder dreyen Ducaten in einem küpferen Geschirr zum halben theil eyngesotten/ unnd dann durch ein Tüchlein gesiegen/ folgends zum Gebrauch in einem Glässlein auffgehaben/ ist auch ein fürtreffentlich Augenwasser zu dem dunckelen Gesicht/ obgemelter massen gebraucht.
Ein ander fürtreffentlich Augenwasser bereyte also: Nimb der öbersten zarten Schösslein oder Cronen dess Fenchels/ ehe er dann anfangt zu blühen/ die frisch und noch safftig seynd mit den Blettern/ füll darmit ein Violglass/ dass der vierde theil leer bleibe/ und stürtze es uber ein ander Violglass/ das gar leer ist/ also dass der Mund dess öbersten in das underste gehe/ unnd verstreiche sie wol neben herumb mit bereytem Leymen umb den Ranfft/ darmit der Geruch nicht herauss dringen möge/ darnach setze sie also in ein Loch in einer Mauwren/ dass die heisse Mittags Sonn darein scheinen möge/ so wirstu in etlichen Stunden in dem understen Glass ein heylsam gut Wasser finden/ das behalt zum Gebrauch. Dieses Wasser ist treffentlich gut/ zu den finsteren/ dunckelen und flüssigen Augen/ dann es erkläret und schärpffet das Gesicht wunderbarlich/ und trücknet die Flüss gewaltiglich. Es ist auch ein solches Wasser mit einem sehr geringen Kosten zu machen.
Oder nimb Fenchelsafft/ Schellwurtzsafft/ die von jhren Höfen geläutert seynd/ jedes 1 Löffel voll oder 1 Loth/ Weibermilch III Loth/ gepülverten Aloepatick ein drittheil eines quintleins/ rein gepülverten Saffran ein sechsten theil eines quintleins/ oder zehen Gran. Vermische diese Stück alle wol durcheinander/ und behalts zu obgemeltem Gebrauch. Es vertreibt auch die Flecken in den Augen.
Fenchelsafft von seiner Höfen gereiniget/ und in einem küpfferin Geschirr zwantzig Tag an die Sonn gesetzt/ und darnach die Augen darmit geschmirt/ vertreibet die Dunckelheit der Augen/ und das beissen und jucken darinn.
Fenchelsafft zwey theil mit einem theil Eysenkrautsafft vermischt/ und in die Augen gethan/ oder ein Tüchlein darinn genetzt und ubergeschlagen/ benimpt den Augen die Dunckelheit/ und schärpffet das Gesicht.
Geläuterten Fenchelwurtzsafft mit so viel Honigs als dess Saffts ist/ vermischet/ und uber einem linden Fewerlein biss zu der dicke eines Honigs gesotten/ unnd darnach in einem küpfferin Büchsslein aufgehaben/ ist auch ein sehr heylsame Artzeney das verfinster Gesicht darmit zu schärpffen. Wann mans aber brauchen will/ soll mans mit der Weibermilch zertreiben/ und dess Tags etlichmal in die Augen tropffen. Jn solchem Fall ist auch fast dienlich/ wann man die Fenchelwurtzel in Wasser seudet/ und die Augen offtermals damit ausswäschet.
Ein andere Augensalb zu den dunckelen Augen bewerth erfunden/ welche auch die Flehmen und Flecken derselben vertreibet und verzehret: Nimb Fenchelsafft/ Rephüner Gallen/ Jungfrawen Honig/ jedes gleich viel/ temperirs wol durcheinander/ und setzs auff die xx.Tag an die Sonn/ und brauchs wie oben gemeldet.
Wann du diese Artzeney stärcker haben wilt/ so thue zweymal so viel Rephüner Gallen zu dem Fenchelsafft und Honig/ gedistillirt Balsamölen/ und alt Baumöl/ jedes ein wenig/ darnach stell es wie obgemeldet an die Sonn/ unnd behalt es zum Gebrauch.
Geläutert Fenchelsafft mit Aloepatick/ unnd ein wenig gepülverten Camffer zu einem Augenwässerlein temperirt/ vertreibet das Blut in den Augen/ das sich von Schlägen darinn gesamblet hat/ jederweilen ein Tröpfflein oder drey in die Augen gethan.
Fenchelwurtz/ Weinrauthen/ Pfefferkümmel/ Lorbeern und Rosen/ jedes gleich viel in weissem Wein zum halben theil eyngesotten/ und darnach durchgesiegen/ folgends allen Tag die Augen drey oder viermal darmit gewäschen/ ist ein nützliche Artzeney/ vor die rinnenden Augen/ dann es trucknet denselbigen die Flüss/ und vertreibet das Jucken und Beissen.
Fenchelwurtzel mit Wasser und Baumölen/ jedes gleich viel gesotten/ biss dass das Wasser eyngesotten ist/ darnach hart durch ein Tuch gedruckt/ und darmit die Augen gesalbet/ vertreibet das fliessen und rinnen derselben.
Vor die Flecken in den Augen dieselbige zu vertreiben/ seud Fenchelwurtzel in Violenwasser/ und deck im sieden ein küpfferin Becken darüber/ das Wasser dann das sich vom Dampff oben am küpfferen Becken anhengt/ das sammle und behalts zum Gebrauch/ darvon thue jederweilen ein Tröpfflein oder drey in die Augen.
Vor das jucken und beissen der Augen: Nimb geläuterten Fenchelsafft/ zertreib darinn ein wenig Aloepatick in einem küpfferin Geschirr/ lasse es drey Tag darinn stehen/ darnach behalts zum Gebrauch/ darvon thue jederweilen ein Tröpfflein oder drey in die Augen. Oder nimb geläuterten Fenchelsafft II Loth/ und ein dritten theil eines quintleins Gallitzenstein/ zertreibs durcheinander/ dessen thue dess Tages einmal oder vier/ ein par Tröpfflein in die Augen.
Fenchelsafft mit eines unversehrten Knaben Harns/ in einem küpfferin Pfännlein zum halben theil eyngesotten/ unnd darvon dess Tags etlichmal ein par Tröpfflein in die Augen gethan/ vertreibet die weissen Flecken.
Die Geelsucht in den Augen zu vertreiben: Stoss Fenchelwurtzel/ und truck den Safft darauss/ darvon thue alle Tag einmal oder vier/ ein par Tröpflein in die augen. Fenchelwurtz sampt den öbersten Cronen dess Fenchels in Wasser gesotten/ und den Dampff darvon in die Augen empfangen/ hat gleiche Wirckung.
Vor die anfahende Augenstahren: Nimb Fenchelsafft/ alt Baumöle und dess besten Jungfrawen Honigs/ jedes gleich viel/ vermischs wol durcheinander/ und streich die Augen dess Tages einmal oder drey mit an.
Das Gesicht zu stärcken/ und die Augen in Gesundheit zu erhalten/ ist sehr gut/ dass einer alle Morgen nüchtern Fenchelsamen in dem Mund klein kewe/ und den Dampff ubersich in die Augen blase/ und die Augenlieder darnach mit dem gekeweten Fenchel bestreich. Oder mag einer einen andern der ein guten süssen Athem hat/ Fenchelsamen kewen lassen/ und jhme darnach in die Augen blasen oder hauchen lassen.
Fenchelsamen täglich in dem Mund/ es seye gleich Morgens oder Abends/ gekewet/ das macht einen wolriechenden Mund/ süssen Athem/ reiniget das Zahnfleisch/ und macht weisse Zähn.
Vor die Nachtblindheit. Seud Fencheldolden unnd Samen im Wasser/ unnd empfahe den Dampf darvon in die Augen.
Vor das Zahnwehthumb kewe Fenchel wol/ und halt Fenchelsafft warm im Mund.
Fenchelwurtzel zu Pulver gebrant/ unnd mit Honig wie ein Sälblein temperiert/ heylet die kriechenden Bläterlein dess Munds/ unnd der so wol an jungen Kindern als alten Menschen/ das der gemeine Mann das Essen pflegt zu nennen/ die Zung unnd befleckten Orth darmit zum offtermal bestrichen.
Fenchelsafft vor sich selbst/ oder mit ein wenig Essig vermischt/ unnd in die Ohren gegossen/ tödtet die Würm darinn.
Fenchelsafft von seiner Höfen gereiniget/ mit Honig vermischt/ und in der schwerenden/ eyterechtigen Ohren gegossen/ reiniget sie von dem Eyter und Wust/ und heylet sie.
Fenchel klein zerstossen/ und mit altem Reynbergerschmeer wol durcheinander temperirt/ wie ein Salb/ darnach das Angesicht sanfft darmit angestrichen/ vertreibet die roten purpelechtigen Flecken/ die sich dem Aussatz vergleichen/ und macht ein rein wol gestalt Angesicht.
Fenchelsamen mit Balsammüntz gestossen/ und mit Schweinenschmaltz zu einem Pflaster temperirt/ vertreibet die Geschwulst der Weiberbrüst/ wie ein Pflaster auff ein Tuch gestrichen und warm ubergelegt.
Fenchelwurtzel klein scheubelechtig geschnitten/ und mit genugsamem Wasser wol gesotten/ biss sie gar weych werden/ und das Wasser schier eingesotten ist/ darnach in einem Mörser zu Muss gestossen/ und auff ein Tuch gestrichen/ warm ubergelegt/ heylet die Weiberbrüst/ die anfahen zu schweren.
Fenchelkraut gesotten/ und mit Chamillenöle wie ein Pflaster uber die Brüst geschlagen/ machet den seugenden Weibern die Milch verseihen.
Vor das Keichen/ den engen schweren Athem unnd die Schwindsucht: Nimb die öbersten Cronen vom Fenchelkraut/ die Cronen vom Dillkraut/ Chamillenblumen/ Griechischhewsamen/ Eruenmeel/ Leinsamen/ Gerstenmeel/ Dacteln von Kernen gereiniget/ Korbfeygen/ deren jedes zwey Untz. Stoss alle obgemeldte Stück zu Pulver/ die Dacteln und Feygen zerschneid klein/ seud die in Wasser/ biss dass sie weych werden/ und das Wasser schier eingesotten ist/ als dann stoss sie in einem Mörser zu Muss/ thue sie darnach in ein Pfann/ und die obgemelten Pulver darzu/ geuss darüber frisch Brunnenwasser/ so viel genug ist/ Rosenöle und Violenöle/ jedes vier Loth/ lass widerumb sittiglich mit einander sieden/ biss es wird wie ein dicker Brey/ und rührs im sieden wol mit einer Spateln/ dass es nicht anbrenn/ darnach streichs auff ein Tuch/ und schlags uber die gantze Brust warm. So aber kein Hitz vorhanden/ mag man an statt dess Violen- und Rosenöls nemmen/ Chamillen- unnd Lilienöle.
Fenchelsamen zu reinem Pulver gestossen und mit Honig vermischt wie ein Pflaster/ vertreibet die Geschwulst umb das Zwerchfell und die Seiten/ auff ein Tuch gestrichen und warm ubergelegt.
Fenchelkraut gestossen und mit Weinessig temperirt wie ein Pflaster/ und warm uber die Brust gelegt/ auff ein Tuch gestrichen/ wehret dem Blut ausswerffen. Du solt aber dem Krancken das Kraut auch in seinen Speisen kochen/ und jhnen darab trincken lassen/ oder mit dem Trincken eingeben.
Fenchel in Baumöle und ein wenig Weins so lang gesotten biss dass sich der Wein verzehrt/ darnach durch ein Tuch gesiegen/ unnd den Magen mit diesem Oele geschmieret/ vertreibt den Schmertzen und Wehthumb desselben. So man aber ein Tröpfflein oder vier gedistillirt Fenchelöle mit diesem Oele vermischet/ so wird diese Artzeney desto kräfftiger. Fenchelsamen und die öbersten Cronen darvon in ein Säcklein gethan/ darnach mit einem Faden geriegen/ dass sie nicht zu einem Klumpen zusammenlauffen mögen/ und in Wein unnd Oele gesotten/ folgends mit zweyen Tellern halb aussgetruckt/ und warm uber den Magen gelegt/ stillet das Magenwehe kräfftig unnd bald.
Vor das Krimmen und Leibwehe: Nimb Fenchelkraut ll. guter Handvoll/ Tag- und Nachtkraut/ oder Petermeylandskraut/ Wolgemut/ Beyfuss/ Rossmüntz/ Stabwurtz/ Alantwurtzelbletter/ Wermuth/ jedes ein gute Handvoll. Zerschneide diese Kreuter/ vermisch sie durcheinander/ und reihe sie eyn/ i ein leinen Säcklein/ das seud darnach in Wein/ unnd press es mit zweyen Tellern auss/ und leg es uber den Bauch so warm es zu leiden ist/ und so offt es kalt wird/ so netze es widerumb in der vorgemelten Brühen/ und trucks wie zuvor auss und legs uber. Oder nimb Fenchel II Handvoll/ Rauthen/ Dillkraut/ Rossmarein/ Blawmänderleinkraut und Erdkifer/ jedes ein Handvoll. Diese Kreuter vermisch durcheinander/ und schneide sie klein/ fülle einen leinen Sack darmit/ reihe denselben mit einem Faden/ und wärme den in Wein wie obgemeltet/ und leg den gleicher gestalt uber/ er legt das Krimmen/ sonderlich das von Winden kompt.
Ein anders: Nimb Fenchel zwey theil/ Kleyen/ ungestampften Hirsen unnd Habern/ jedes ein theil/ rösst es wol in einer Pfannen/ legs darnach in einem Säcklein uber/ es zertheilet die Winde und leget den Schmertzen.
Vor den Schmertzen dess Rückens und der Lenden: Nimb Fenchelkraut/ Eppichkraut/ alles klein gehackt und gestossen/ jedes  II II. oder v.Handvoll/ Dillsamen gestossen II Handvoll/ Chamillenöle/ Mastixöle/ rindern Unschlit/ jedes v.Loth. Lass das Unschlit mit den genanten Oelen in einer Pfannen zergehen/ darnach thue die gemelten Kreuter und den Dillsamen darzu/ und rösste es wol undereinander/ dass es gar heiss wird/ und leg das zwischen zweyen leininen Tüchern uber den Rücken und Lenden/ so warm es der Krancke leiden mag. Wann es kalt wird so wärme es wider in den vorgemelten Oelen und Unschlit/ und das beharr also drey Tag nacheinander/ es ist ein besonders Experiment.
Fenchelkraut mit aller Substantz klein geschnitten/ darnach in Wasser gesotten/ und den Dampff darvon durch ein Trechter in die Mutter empfangen/ fürdert den Weibspersonen jhre Monatblumen.
Fenchel zu Pulver gestossen/ und mit Meth oder Honigwasser/ unnd ein wenig Schmaltz zu einem Pflaster gesotten/ vertreibet die Geschwulst der Gemächt/ warm auff ein Tuch gestrichen ubergelegt/ unnd alle Tag zweymal erfrischet. Oder Fenchelwurtzel gestossen und mit Wein und Baumölen gesotten/ wie ein Pflaster warm ubergelegt.
Zu der versehrung dess Männlichen Glieds und der scham/ seude Fenchelwurtz in Wein/ und bähe die gemelten Ort von unden auff damit/ dass der Dampff zu der Versehrung gehen mag/ darnach nimb von der gesottenen Brühen und temperirs wol mit dem Baumölen/ schmier darmit die verletzten Ort/ unnd netz saubere leinine Tüchlein darinn/ und legs uber. Dieses bezeuget auch MACER mit folgenden Versen/ als er von der Fenchelwurtz also spricht: „Radix illius vino decocta dolores. Fomenta curat patiereur quoq virgq virilis, hoc quoque si ingulas oleo facit hocq perungas.“

Die öbersten Gipffel sampt dem Kraut und Stengeln dess Fenchels in Wasser gesotten/ und darvon ein Schweissbad gemacht/ treibet den Schweiss gewaltig/ und treibet also die Geelsucht die zwischen Fell und Fleisch stecket/ kräfftiglich herauss/ und vertreibet die schwermütigkeit aller Glieder.
Grün Fenchelkraut zerschnitten so viel zu einem Bad genug ist/ und darzu gethan Ritersaltz/ auff die anderthalb Pfund/ unnd ein Pfund gestossenen Schwebel/ solches alees mit einander in fliessendem Wasser gesotten/ ein Bad darvon gemacht/ und darinn gebadet/ vertreibet das jucken dess gantzen Leibes.
Den Schmertzen dess Zipperleins zu legen: Nimb gepülverten Fenchelsamen/ See- oder Weyhermoss/ Gerstenmeel/ jedes gleich viel. Zerschneid das Weyhermoss/ und stoss es klein in einem Mörser/ thue die andern Stück darnach darzu/ unnd temperirs mit Regenwasser/ dass es ein Pflaster in bequemer dicke werde/ das leg auff ein Tuch gestrichen/ uber das hitzig Zipperlein/ unnd erfrischs so offt es trucken wird/ widerumb.
Ein anders: Nimb gepülverten Fenchel/ und ein Brosam Rockenbrodts/ jedes gleich viel/ nach deinem gefallen/ stoss es wol durcheinander/ mit frischem Schweinenschmaltz/ dass es ein Pflaster werde/ das leg auff ein Tuch gestrichen/ auff das schmertzhafftig Orth/ so warm es der Krancke leiden kann.
Fenchelwurtzel zu einem subtilen Pulver gestossen/ und mit Wachs und Terpentin ein hart Pflaster darauss gemacht/ vertreibt die blauwen Mähler/ unnd das undergerunnen Blut/ warmlechtig darüber gelegt.
Fenchel mit aller Substantz zu Aschen verbrant/ und in die blutende Wunden gestrewet/ stillet dz Blut bald/ welches auch der Poet SERENUS in folgenden Versen bezeuget/ da er von der Aschen dess Fenchels also redet: „Pracerei intimos reserat vulneris Amnes Foeniculi cinis adstringit.“

Fenchelkraut gestossen und mit Essig temperirt/ legt die Geschwulst der Wunden und Stich/ wie ein Pflaster warm ubergelegt. Dieser Artzeney gedencket auch der Kreutler Poet MACER, da er also spricht: „Ictus, velfactos subito quoscung tumores, appenas tvitam iunicto sedabis aceto.“

Fenchelkraut gestossen unnd also frisch Pflastersweiss ubergelegt/ legt die Geschwulst der Geschweren.
Fenchelwurtzel gestossen/ und mit Baumölen und Wein zu einem Pflaster gesotten/ legt alle Geschwulst so von Schlägen/ Stossen und Fallen kommen/ auff ein Tuch gestrichen/ unnd warm ubergelegt.
Fenchelsamen zu Pulver gestossen/ unnd mit Honig temperirt wie ein Pflaster/ heylet die Hundsbissz/ auff ein Tuch gestrichen unnd ubergelegt. Die Wurtzel gleichfalls gestossen/ und mit Honig Pflastersweiss ubergelegt/ thut dessgleichen.
Fenchelwurtzel zu Pulver gestossen/ und mit gleichem theil Bonenmeel und Honig/ so viel genug ist/ unnd Wachss darzu gethan/ zu einem Pflaster temperirt/ heylet die Weiberbissz/ ubergelegt.
Fenchel zu Pulver gestossen/ unnd mit Honigwasser oder Meth gesotten/ darnach mit Schweinenschmaltz/ zu einem Pflaster temperirt und warm ubergelegt/ stillet den Schmertzen der harten Brodgeschwer/ die man PANOS nennet/ und öffnet dieselbigen.
Es ist der Fenchel ein angenehmes Kraut den Bienen/ dann sie es lieben und gern darumb wohnen. Derwegen welcher Jmmen behalten will/ dass sie nicht hinweg fliegen sollen/ der stoss Fenchelkraut/ und bestreich jnwendig einen Bienenkorb darmit/ so bleiben die Bienen darinn und fliegen nicht hinweg.

Fenchelzucker
FOENICULUM SACCHARATUM, SEU FOENICULUM SACCHARO OBDUCTUM

Der gemeine Mann brauchet den Fenchelsamen wie er gewachsen ist/ aber den reichen Leuthen muss man den mit Zucker uberziehen/ damit er desto süsser und lieblicher werde/ den nennen sie Fenchelzucker oder Fenchelconfect. Es wird dieses Confect höchlich gelobt zu den duncklen Augen/ dann es stärcket das blöde Gesicht wunderbarlich/ dienet sehr wol/ die mit Hauptflüssen beladen seynd/ stärcket die Gedächtnuss/ ist gut vor den Schwindel/ lang unnd wol in dem Mund gekäuwet. Es machet den seugenden Frauwen viel Milch/ es eröffnet die Verstopffung der Brust unnd Lungen/ vertreibet den Husten/ mehret den mannlichen Samen/ legt den Lenden und Nieren Schmertzen/ stillet den schwangern Weibern das undäuwen/ thut widerstand dem bösen Lufft und aller vergifften Jnfection/ machet ein wolriechenden Mund/ und vertreibet den stinckenden Athem. Es stillet den Sod unnd auffsieden dess Magens/ vertreibet die heisserkeit/ und wendet die räuhe der Kelen/ verhütet das Parlyss. Wer allen Abend und wann er zu Beth gehet/ Fenchelzucker isset/ dessgleichen dess Morgens nüchtern wann er auffstehet/ der wird nimmermehr mangel an seinem Gesicht leiden/ und erhaltet ein gesund gut Gesicht/ biss an sein ende. Fenchelzucker ist sehr dienlich den schwangeren Weibern/ dann es stärcket die Frucht in Mutterleib/ vertreibet die unnatürliche böse Hitz dess Magens/ stillet das Unwillen und Brechen/ ist dienlich zu dem truckenen Husten/ erhaltet und stärcket die angeborne natürliche Wärmbde dess Menschen/ und stärcket die lebliche Geister/ derowegen alte betagte Leuth jhnen dieses Confect sollen lassen befohlen seyn/ unnd so sie das von wegen mangel der Zähn nicht mehr geniesen können/ sollen sie es zu einem reynen Pulver stossen lassen/ unnd Morgens und Abends dieses Pulvers ein Löffelein voll mit einem Stücklein oder Schnitlein Brods/ in gutem fürnenem Wein geweychet essen/ das wird sie bey guter Gesundheit erhalten.

Fenchelwasser
FAENICULI AQUA STILLATITIA

Von dem Fenchel wird auch ein heylsames und köstliches Wasser gedistillirt/ zu vielen jnnerlichen und eusserlichen Leibes Gebrechen dienlich. Die beste Zeit seiner Distillirung ist im Brachmonat/ Kraut und die Gipffel mit den Blumen/ mit einander klein gehackt/ und sänfftiglich IN BALNEO MARIAE abgezogen/ darnach an der Sonnen rectificirt.

Jnnerlicher Gebrauch dess Fenchelwassers
    Fenchelwasser dess Morgens und Abends/ jedesmal vier oder fünff Loth getruncken/ reiniget die Brust unnd Lungen/ macht weit umb das Hertz/ vertreibet den Husten/ macht ein helle Stimme/ miltert das brennen im Magen/ und vertreibet den Sodt/ eröffnet die verstopffung der Lebern und dess Miltzes/ der Nieren und Blasen/ treibt auss das Griess/ Stein und den Schleim darvon diese Gebrechen wachsen. Es treibet auss die Geelsucht/ stillet den Schmertzen dess Magens/ es bringet den seugenden Weibern viel Milch/ treibet den Monatblumen/ und vertreibet das Unwillen dess Magens.
Fenchelwasser in der Wassersucht vor einen gemeine Tranck getruncken/ hilffet gewaltig wider solche Kranckheit. Wann aber einer solches nicht trincken möchte/ soll er doch zum vierden theil den Wein darmit vermischen.
Fenchelwasser ist ein heylsame Artzeney denen/ so den Harn schwerlich von sich geben/ dess Abends wann sie sich zu Beth begeben wöllen/ vi.Loth auff einmal getruncken.
Fenchelwasser ist eine künstliche hülff wider die verstopffung dess Magens/ mit Zucker vermischt/ und dess Morgens und abends/ jedesmal vi.Loth getruncken/ und ein Tag oder etlich beharret: So aber der Magen gar erkaltet ist/ so nimb ein halb Mass Fenchelwasser/ guten ausserlesenen Zimmat ein halb Loth/ Paradeyssholtz 1 quintlein/ alles klein geschnitten und vi.Loth Feinzucker. Vermische diese Stück durcheinander/ thue es in ein steinen Krug oder Kanten/ verlutier den Ranfft der Kanten/ mit einem Rocken Teyg/ dass nichts aussriechen möge/ und setz die Kanten in ein Kessel mit siedendem Wasser/ lass eine Stund wol darinn sieden/ darnach setz die Kante also heiss in ein Hafen oder ander Gefess mit Kleyen/ lass eine Nacht darinn stehen/ dess Morgens mach die Kante auff/ und seihe es durch ein Claretsack/ gib dem Krancken Morgens unnd Abends jedesmal vi.Loth darvon zu trincken.
Jn der Lebergeschwulst ist Fenchelwasser fast dienlich/ Morgens und Abends jedesmal  II II. oder v.Loth darvon getruncken/ und seinen Wein den vierden theil darmit vermischt.
Fenchelwasser vi.Loth mit II Loth Malfasier oder Spanischem Wein getruncken/ treibet den Schweiss uber die mass sehr und gewaltig.
Fenchelwasser vier Loth mit zwey Tröpflein gedistillirtes Fenchelöle vermischt unnd getruncken/ ein Tag oder etlich Morgens und Abends/ stärcket das verfinstert Gesicht uber die mass wol.

Eusserlicher Gebrauch dess Fenchelwassers
Fenchelwasser darinn ein wenig Camphers zertrieben ist/ leschet die Hitz unnd entzündung der Augen/ jederweilen ein Tröpfflein oder zwey in ein jedes Aug gethan/ unnd doppele leinine Tüchlein darinn genetzt/ unnd uber die Augen gelegt.
Fenchelwasser in obgemelter massen in die Augengethan/ ohn einige Vermischung/ scherpffet das dunckel Gesicht wunderbarlich/ und vertreibt das schweren unnd die Rötin derselben. Etliche wann sie den Fenchel distillieren/ so vermischen sie Honig mit dem gehackten Fenchelkraut/ setzens also eyn/ unnd distillierens zu jetztgemeltem Gebrechen/ welches auch besser ist.
Fenchelwasser heylet die versehrung der heimlichen Oerter der Mannen und Weibern/ die beschädigten Ort darmit gewäschen/ und Tüchlein darinn genetzt und ubergelegt.
Das Angesicht mit Fenchelwasser Morgends und Abends angestrichen/ und von sich selbst lassen trucken werden/ macht es hüpsch und glatt.
Vor die Röte und Wehthumb der Augen: Nimb Fenchelwasser zwölff Untz/ geschelter Lorbeern ein wenig zerstossen/ weissen Vitrill oder Gallitzenstein/ jedes anderthalb quintlein/ thue es in ein steinen Känntlein/ setze es in eine Pfann mit siedendem Wasser/ lass ein viertheil Stund oder lenger darinn sieden/ darnach lass es erkalten/ und seihe es durch ein Tüchlein/ unnd thue darzu anderthalb quintlein Campffer/ behalts zum Gebrauch/ und thue alle Stund ein Tröpflein von diesem wasser in jedes Aug/ dann es sehr ein gut Wasser ist/ zu den rothen Flarraugen.
So einem ein Blutstropffen in ein Aug gefallen wer/ der nemme Fenchelwasser XII.Loth/ und mach ein geelen Augstein einer Castanien gross heiss im Fewer/ unnd lesch den etlichmal darinn ab/ darvon thue jederweilen ein Tröpflein oder zwey in das Aug/ biss das Aug widerumb heyl ist.
Wann einer durch eine Kranckheit Starrblind worden were/ so nimb Fenchelwasser das mit dem Honig/ wie oben gemelt/ eyngesetzt worden/ und zweymal gedistillirt ist/ und thue jhm alle Stund/ Tag und Nacht jedesmal ein par Tröpflein in ein jedes Aug/ und treibe das etwan ein Monat an einander an/ so kompt jhm sein Gesicht wider.
Vor das zwitzern der Augen: Nimb Fenchelwasser auff die acht oder zehen Untz/ gut Henrichswurtzel ein halb Loth/ Parysskörner ein wenig gestossen anderthalb quintlein/ Sigmarswurtzel 1 quintlein. Zerschneid die Wurtzeln klein/ vermisch alles wie gemeldet durcheinander/ unnd thue es in ein Glass/ vermachs wol/ und lasse es ein Tag oder etlich in der Sonnen beytzen/ dann seihe es durch ein Tüchlein/ und behalts in einem saubern Glass. Darvon thue einem dess Morgens nüchtern ein Tröpflein oder drey in ein jedes Auge.
Vor die Geelsucht in den Augen/ wäsche die Augen offtermals mit gedistillirtem Fenchelwurtzel.
Ein gut bewerth Wasser zu erhaltung dess Gesichts/ und die Flecken in den Augen darmit zu vertreiben: Nimm Fenchelkraut/ Fenchelwurtzel/ Fenchelsamen/ Venushaar/ Eisenkraut/ rothe Rosen/ Augentrost/ Betonienkraut/ Endivienkraut/ jedes ein Handvoll. Vermische diese Kreuter durcheinander$unnd schneid sie klein$schütt darüber ein guten weissen Wein/ dass er ein wenig darüber gehe/ lass vier und zwantzig Stund mit einander beytzen/ darnach distillirs mit sanfftem Fewer/ und behalts zu obgemeltem Gebrauch/ unnd thue darvon täglich zweymal/ jedesmal ein par Tröpflein in ein jedes Aug.
Ein anders: Nimb Fenchelkraut zwey theil/ Weinrauthen/ Schellkraut/ Eisenkraut/ Rossmarein/ spitz Salbeyen/ jedes ein theil/ hacks durcheinander unnd distillirs mit sanfftem Fewer/ behalts zum Gebrauch/ unnd brauchs wie das nechstgemelte.
Etliche nemmen Fenchel/ Eisenkraut/ Rosen/ Schellkraut und Weinrauthen/ jedes gleich viel/ und distilliren ein Wasser darvon/ dz brauchen sie zu erhaltung dess Gesichts/ und dasselbig zu stärcken/ dannerher auch folgende Reimen gemacht worden seynd/ die also lauten: „Foeniculum, verbena, rosa, chelidonia, ruta, ex his confice aquqm, qua luminared in acuta.“

Vor die röte und Träher der Augen: Nimb ungewäschen Lambwoll/ brenn die und mach ein Pulver darauss/ das zertreib mit Fenchelwasser/ und mit einem Eyerweiss (sonderlich wann Hitz vorhanden ist) und legs mit doppelen Tüchern/ die man darinn netzen soll/ uber die Stirn.
Vor die Flüss und Träher der Augen: Nimb Fenchelsafft zwölff Untz/ Eisenkrautsafft vier Untz/ ein Ochsengall unnd ein Gall von einem Aale/ vermisch solches durcheinander/ und setzs eyn unnd distillier ein Wasser darvon/ das behalt in einem wolvermachte Glass/ und brauch wie das nechstgemeldet.
Vor das Augenwehe ein sehr gut Wasser: Nimb Fenchelkraut zwey theil/ Eisenkraut/ Mangold unnd Schellkraut/ jedes ein theil. Diese Kreuter hack klein/ vermisch sie durcheinander/ und distilliers zum Gebrauch/ darvon thue jederweilen ein wenig in die Augen/ und netz Tüchlein darinn/ und legs uber/ es vertreibet den Schmertzen/ benimbt die Hitz und Dunckelheit.
Ein anders: Nimb Fenchelkrautwasser zwey Loth/ Maieranwasser/ Eisenkrautwasser/ Augentrost unnd Weinrauthenwasser/ jedes ein Loth/ vermischs mit einer grosser Hechtgallen/ rühre es offt/ und brauchs wie andere dergleichen Augenwasser.
Vor die Flecken der Augen: Nimb Fenchelwasser/ Augentrostwasser/ Schellkrautwasser/ jedes ein Loth/ dess GUMMI SERAPINI ein quintlein. Zertreib den Serapin mit dem Wasser/ unnd vermisch es alles wol durcheinander/ und thue allen morgen und Abend davon ein par Tröpfflein in ein jedes Aug.
Vor das dunckel/ blöde Gesicht: Nimb Fenchel/ Rosen/ Eisenkraut/ Augentrost/ Weinrauthen/ jedes ein gut theil/ nach dem du viel distilliren wilt. Diese Stück müssen alle frisch seyn/ die hacke klein und distillier die in BALNEO MARIAE mit sanfftem Fewer. Von diesem Wasser thue dess Morgens und Abends/ jedesmal drey oder vier Tropffen in die Augen. Oder nimb frischen aussgepresten Fenchelsafft II Pfund/ Schellwurtzsafft ein Pfund/ Pfefferkörner ein halb Loth zu grobem Pulver gestossen. Vermisch diese Stück durcheinander/ und distillier sie mit sanfftem Fewer durch ein küpfferin Distillirzeug/ und behalts zum Gebrauch/ darvon thu täglichs zweymal/ jedesmal ein par Tröpflein in ein jedes Aug.

Fenchelwein
MARATHRIDES, oder FOENICULATUM VINUM

Der Fenchelwein wird jetzunder zu unser Zeit auch sehr bereytet/ DIOSCORIDES und andere Griechische AUTHORES, haben den sehr im Brauch gehabt/ er wird (…) Lateinisch aber MARATHRITES und FOENICULATUM VINUM genant. Es wird dieser Wein allerding in dem Herbst bereytet von newem Most/ wie der Pfefferkümmelwein CYMINITES, da man seine Beschreibung finden wird.
Der Fenchelwein ist ein edler Tranck das Gesicht zu stärcken und zu schärpffen/ und das gesund und gut in Gesundheit zu erhalten. Er stärcket den Magen/ bringet widerumb den verlornen Appetit/ er vertreibet die Geelsucht/ und kompt denen zu hülff/ die mit dem grünen Siechtagen beladen seynd. Jst denen nütz/ die gifftige Speisen gessen haben/ er bewaret den Menschen vor dem bösen Lufft/ er vertreibet den Husten/ und kompt allen Gebrechen der Brust unnd Lungen zu hülff/ und dienet sonderlich wider das Keichen und schwerlich Aethmen. Er machet den seugenden Weibern viel Milch/ und mehret den Männlichen Samen/ ist ein heylsamer Tranck/ den erkalten Mannen/ und allen betagten Leuten. Er benimbt das Unwillen und Widerwillen dess Magens/ fürdert die Däuwung/ er miltert den Schmertzen dess Rücks unnd der Lenden/ dessgleichen auch das Krimmen/ und den Schmertzen in den Därmen/ er zertheilet und treibet auss die Wind/ so im Leib sich verhalten/ ist derowegen sehr dienlich den Wassersüchtigen/ eröffnet die verstopffung der Lebern/ Miltzes/ Nieren und Blasen/ treibet den Harn/ unnd dienet wider die Gebrechen darvon der Harn schwerlich gefangen wirdt. Er reyniget die Nieren und Blasen/ führet auss Sandt und Stein/ und wo keiner vorhanden/ verhüttet er dass er nicht wächset/ er legt das Magenwehe unnd macht begierdte zum essen/ er helt die Natürliche angeborne Wärmbd/ und stercket die leblichen Geister.
Etliche machen ein Fenchelwein auss den Wurtzeln/ nemmen die eussern Rinden und werffen das mittel Hertz/ das holtzechtig ist/ hinweg/ lassen die Wurtzel dürr werden/ schneiden sie klein/ oder stossens groblecht/ machen die darnach mit Häselen/ oder Hanbüchen Spähnen eyn in ein Fässlein/ nach dem sie viel oder wenig haben wöllen/ aller dings wie man den Wermuth oder andere Kreuter Wein eynzumachen pfleget/ füllen darnach das Fässlein mit gutem Most/ unnd lassen den darüber verjähren. Dieser Wein dienet in sonderheit vor die Verstopffung der Lebern und Nieren/ treibet den Harn gewaltiger dann der vom Samen/ führet auss den Stein/ dienet wider die Geelsucht/ Wassersucht/ unnd alle Kranckheyten der Leber/ die von der verstopffung jhren ursprung haben/ als den Tertian und täglichen Febern.
Ein anderer/ fürtreffentlicher/ guter Fenchelwein/ von vielen und mehr stücken/ den Magensüchtigen/ Lebersüchtigen/ Miltzsüchtigen/ und denen so mit der CACHEXIA , dem grünen Siechtagen unnd der Wassersuch beladen seyndt/ vor allem anderm Tranck dienlich und heylsam: Nimb Fenchelwurtzel/ Fenchelsamen/ jedes vier loth/ geschaben Süssholtz III loth/ rote Rosen/ Anissamen/ jedes v II.quintlein/ Camelenhew/ Lac/ Mastix/ Odermenig/ jedes III quintlein/ Rhebarbara/ Cassien Rinden oder Mutterzimmat/ Bergwermuth/ Haselwurtz/ Wegweiss wurtzel/ jedes 1  halb Loth. Stoss diese stück groblecht/ thue sie in ein sauber leinen Säcklein/ das schlag eyn mit Häselen/ Hanbüchen oder äscheren Spähnen in XII. mässiges Fässlein/ wie man sonst ein Kreuterwein eynschlegt/ fülle darnach dasselbige zu mit einem guten Most/ und lass darüber verjähren/ behalts dann zu obgemeltem gebrauch/ und nach sechs Monaten lass lass den Wein ab/ werff die Wurtzeln unnd andere stück hin/ unnd handel darmit wie wir von dem Wermuthwein genugsamen Bericht geben haben.

Fenchelmeth
MULSA oder AQUA MULSA FOENICULI

Auss dem Samen dess Fenchels und den Wurtzeln macht man auch ein herrlichen und gesunden Meth auff folgende weiss: Man nimpt drey Mass Honig/ unnd vier und zwantzig Mass Wassers/ darinn zwey Pfundt Fenchelwurtzeln in gesotten worden sind/ und lest es sittiglich mit einander biss zum halben theil eynsieden/ darnach seihet mans durch ein Seihtuch/ schüts in ein Fässlein/ unnd lassets verjähren: Darmit es aber desto besser und eher verjähren möge/ so thut man ein Löffel voll oder zwey gut Bierhöfen darein. Auss dem Fenchelsamen mag mag man den Meth auch also bereiten.
Der Fenchelmeth machet weit umb die Brust/ dienet wider das keichen unnd schwer athmen/ unnd alle andere Gebrechen der Brust und Lungen/ vertreibet den Husten/ reiniget die Lung vondem zähen dicken Koder/ unnd macht ausswerffen/ dienet wider das spannen dess Zwerchfells/ unnd den Schmertzen der Hertzkammern/ der Seiten/ der Lenden und dess Rückens. Er miltert den Schmertzen der Nieren und Blasen/ dient wider das drittägig und viertägig Fieber/ reiniget die Nieren und Harngäng vom Griess/ sandt und schleim/ und wendet das schmertzliche harnen.
Ein ander gut Fenchelmeth von mehr stücken/ der erwärmet die erkalte Brust unnd Lungen/ dessgleichen den Magen unnd alle innerliche Glieder/ vertreibet den schmertzen der Lenden/ treibet den Harn/ und führet auss den reissenden Stein/ den bereit wie folget: Nim Fenchelwurtzel XII.Loth/ weiss Bibernellen oder Bockspeterlein wurtzeln/ Peterlein wurtzeln/ weissen Jngber/ schwartz und weiss Pfefferkörner/ jedes II Loth. Die Wurtzeln sol man klein zerschneiden/ die Pfefferkörner groblecht zerstossen. Alle diese stück sol man in xxx II.mass Wassers sieden lassen/ darnach sol mans durchseihen/ und darzu thun III mass gutes honigs/ folgends sol mans sittiglich bis zum halben theil einsieden lassen/ und im sieden wol verscheumen/ wann es gesotten ist/ sol mans in ein Fässlein thun/ verjähren lassen/ unnd zu obgemeltem gebrauch behalten. Dieser Meth muss nicht wie ein anderer gemeiner Tranck getruncken werden/ sondern man muss den vor ein Artzeney brauchen/ dess Morgens/ Mittags/ und zu Nacht nur ein Becher voll.

Gesotten Fenchelwasser
FOENICULI DECOCTIONIS AQUA

Wiewol das gesotten Fenchelwasser auch in vielen Kranckheiten ein fast nützlicher Tranck ist/ haben wir auch dieses Orts nicht wöllen underlassen/ ein gewisse weiss anzuzeigen/ wie das bereyt und gesotten werden sol/ darmit es nützlich könne gebraucht werden. Man nimbt schönes ausserlesenes geseuberten Fenchels III Loth/ guten Feinzuckers  II II.Loth/ frisch Brunnenwassers II  Mass. Diese stück thut man zusammen in ein grosse glatte Fläsch/ die oben eine breite schrauben hat/ und verschraubt sie gar geheb zu/ stellet die in ein Kessel mit siedendem Wasser/ unnd lasset sie vier stunden in stäter hitz darinn sieden/ darnach thut mans herauss/ und seihet es durch ein Claretsack/ und setzt es darnach in ein külen Keller.
Das gesotten Fenchelwasser ist dienlich in allen Kranckheiten der Augen/ der Brust/ Lungen/ dess Zwerchfells und der seiten/ in denen sonderlich der Wein zu trincken verbotten ist. Es treibt den Harn/ eröffnet die verstopffung der Harngäng/ und führet den dicken schleim und eyter in den Geschweren der Nieren durch den Harn hinweg. Es dient getruncken in allen kranckheiten der Leber die von deren verstopffung jren ursprung haben/ es ist fast nütz vor das brennen und schmertzen im Magen/ als denen die mit dem Sodt geplagt werden/ dient in den schmertzen dess Leibs und hitzigen krimmen und Därmgegicht/ und ist ein heylsamer Tranck in den Tertian Fiebern/ an dem bösen tag allein getruncken/ unnd am guten tag mit II  oder III theil Weins vermischt. Es dient auch den Podagrammischen unnd Gliedtsüchtigen Menschen/ und denen die stätig mit Catharren unnd Flüssen geplagt werden. Es ist auch fast bequem den Wein damit zu vermischen/ denen der Wein in gemelden Kranckheiten erlaubt wird. Sonst ist es auch ein guter gesunder tranck in der Geelsucht/ und stercket die Leber gewaltiglich.
Ein ander köstlich Fenchelwasser in Gebrechen dess Magens von kält verursachet/ auch zu allen Kranckheiten dess Hertzens die von kält jhren ursprung haben: Nimb reines ausserlesenes Fenchels zwey Loth/ Zimmatrinden die ausserlesen ist und fein klein geschnitten ein loth/ Paradeissholtz ein quintlein auch klein geschnitten/ guten Feinzucker vier oder sechs loth. Alle diese stück soll man in eine zinnen Fläschen thun die oben ein breyte Schrauben hat$und zwo mass gut frisch Brunnenwasser darüber giessen$darnach die Fläsch in ein Kessel mit siedendem Wasser setzen/ und zum wenigsten vier Stunden in stäter Hitz sieden lassen: Folgends sol man es herauss thun$wann es kalt worden ist$und sol es durch ein Claretsack lassen lauffen$dass es fein lauter wirdt$dasselbige darnach in vorgemeldten Gebrechen zu einem Speisstranck trincken$unnd auch bissweilen den Wein darmit vermischen.
So einer aber der langen geschraubten zinnenen Fläschen keine nicht hette/ sol man sonst ein grosse Kannten oder steininen Krug nemmen/ die gemeldten stück darinn sieden/ unnd den Ranfft der Kannten mit einem Rockenteyg oder sonst sauber verkleyben/ darmit die SPIRITUS nicht aussriechen mögen/ unnd darnach obgemeldter massen sieden.

Aussgetruckneter Fenchelsafft
FOENICULI SUCCUS EXICCATUS

DIOSCORIDES LI.3.CAP.61. schreibet/ wie dass ein Safft auss dess Fenchels Atengeln und Blettern aussgepresst werde/ welchen man mit den Artzeneyen vermische/ die bereytet werden das Gesicht zu schärpffen. Dessgleichen presse man auch ein Safft auss dem grünen frischen Samen/ sampt den Blettern unnd Aestlein/ zu demselbigen dienlich. Auss den Wurtzeln desselbigen gleichen presse man auch ein Safft/ wann die Bletter anfahen herfür zu komen. Ferner schreibt er/ der Fenchel in Hispanien/ das gegen der Sonnen Nidergang gelegen ist/ HIBERIO genant/ gebe ein Safft von sich dem Gumi ähnlich: Dann die Jnwohner daselbst schneiden die Fenchel stengel daselbst ab/ wann er blühet/ und legen dieselben bey das Fewer/ darmit auss krafft der Hitz der Gummi dester leichter ausschwitzen möge/ welcher zu den Artzeneyen viel kräfftiger ist dann der Safft.
Zu unserer Zeit aber wirdt auss dem Fenchel mit aller seiner Substantz/ zuvor klein geschnitten unnd gestossen/ der Safft aussgepresst/ der wirdt dann von etlichen in der Sonnen/ von den andern aber uber dem Fewer getrücknet und inspissirt/ den man nachmals in den Augen Artzeneyen gebraucht.
Doch were es viel besser/ dass man diesen Safft bereitet und ausszöge/ wie wir den Wermuthsafft ausszuziehen gelehret haben. Und ist der so auss den Blettern/ Stengel/ Blumen unnd Samen dess dürren auffgetrückneten Fenchels aussgezogen wirdt/ viel besser und kräfftiger/ beyde innerlich und eusserlich in der Artzeney zu gebrauchen/ dann der so auss dem grünen Fenchel aussgepresst unnd auffgetrücknet wird. Wie man nun denselbigen künstlich extrahiren soll/ findet man an gemeldtem ort von Wermuth genugsamen bericht.

Gebrauch dess auffgetruckneten und aussgezogenen Fenchelsaffts
Es wird der gemeine auffgetrucknete/ oder in der Sonnen getruckneter Fenchelsafft/ wenig innerlich in Leib zu den Artzeneyen vermischet/ unnd gebrauchet/ sintemal der ander so kunstlich aussgezogen wirdt viel besser und dienlicher ist/ und in sonderheit der so auss dem gedörrten Fenchel aussgezogen unnd bereitet wirdt/ den kann man nützlich mit Träncken/ Latwergen/ Confecten und andern Artzeneyen vermischen.
Eusserlich wird dieser Safft heylsamlich in viel weg zu mancherley Gebrechen der Augen gebraucht/ unnd in den Augensälblein/ Wassern unnd dergleichen Artzeneyen vermischt/ je nach Gelegenheit dess Gebrechens.
Auffgetruckneter Fenchelsafft/ mit gedistillirtem Fenchelwasser zertrieben/ unnd ein wenig Honigs mit vermischt/ ist ein edel Augenwässerlein zu dem dunckeln Gesicht/ dess morgens unnd abendts jedesmal ein par tröpfflein in die Augen gethan. So man vier oder fünff granen gepülverten Gallitzenstein damit vermischt/ vertreibt es das beissen der Augen.

Extract von Fenchel
FOENICULI EXTRACTUM

Auss dem Samen dess Fenchels sampt den Blumen/ blettern unnd öbersten Kronen/ macht man ein herrlich unnd heylsam Extract/ das zu allen jnnerlichen Kranckheiten/ wie die oben vom Fenchel erzehlet/ dienstlich und gut ist/ davon gibt man auff einmal ein Scrupel mit Fenchelwasser/ Wein/ oder aber einem andern bequemen Safft zertrieben/ je nach gelegenheit der Kranckheit eyn/ damit man dann eben so viel aussrichten kann/ als wann man sonst ein halben Kübel voll/ dardurch die Natur mercklich beschweret wirdt/ eyngenommen hette. Sonst braucht mans mit vermischt in Pillulen/ Syrupen/ Conserven/ Latwergen/ Träncken/ Confecten und dergleichen/ je nach dem es mit der Kranckheit darwider man es brauchen will eine gelegenheit hat/ welches wir den erfahrnen MEDICIS PRACTICIS befehlen wöllen. Wie man nun solches Extract künstlich bereyten sol/ wirstu vom Wermuth/ extract vollkommenlichen bericht finden.

Fenchelwurtzelsyrup
FOENICULI RADICIS SYRUPUS

Von wegen der grossen unnd heylsamen Nutzbarkeit dess Fenchels/ habe ich vor Jahren einen Syrup auss den Wurtzeln dess Fenchels/ zu hernachbenanten Kranckheiten bereytet/ und denen nützlich befunden/ derowegen ich denselbigen auch noch im Brauch hab/ den bereyt man also: Nimb frischer gesäuberter Fenchelwurtzel von dem innern höltzenen Marck gereyniget und klein geschnitten sechzehen Untz. Thu die in eine grosse/ glatte Kannten oder Flaschen/ mit einer breyten Schrauben/ schütte darüber eine Mass gedistillirt Fenchelwasser/ verschraube die Fläsch beheb zu/ unnd setze sie in einen Kessel mit siedendem Wasser/ lasse sie darinn vier stunden stehen/ doch dass das Wasser stätig siede: Wann die vier stunden herumb/ so thue die Fläsche herauss/ unnd lasse die kalt werden/ darnach seihe es durch ein Tuch oder Claretsack: zu der durchgesigenen Brühen thue ferner zwey und dreyssig Untzen schönes Canarien Zuckers/ und lasse mit einander sittiglich sieden uber einem linden Kohlfewerlein zu einem Syrup/ im sieden verschäume es und läutere es mit einem Eyerklar/ darnach seihe es durch ein wüllin Tuch/ unnd hebe den auff zum täglichen gebrauch.
Dieser Syrup ist fast nützlich die Verstopffungen der Lebern zu eröffnen/ und dienet wider alle Kranckheiten die von solcher Verstopffung herkommen/ als da seynd Quotidian unnd Tertian Feber/ unnd andere dergleichen Kranckheiten/ als Geelsucht/ der grüne Siegtag und Wassersucht. Ferner dient er wider die verstopffung der Nieren: Harngäng und der Blasen/ unnd wider alle Kranckheiten die daselbst entspringen/ wie die hiebrvor auch in dem innerlichen gebrauch dess Fenchels beschrieben worden sind.

Aussgezogener Fenchelsyrup: Auss dem gesäuberten Fenchelsamen/ machet man auch ein köstlichen aussgezogenen Syrup/ darvon brauchet manauff einmal nur 1 loth oder ein Löffel voll vor sich selbst/ oder aber mit einem anderen Wasser/ oder Safft vermischet. Der dienet zu allen innerlichen Kranckheiten/ darzu der Fenchel an jhm selbst dienlich.

Eyngemacht Fenchelwurtzel: Die Fenchelwurtzel pflegt man auch mit Zucker wie ander Wurtzeln eynzumachen/ die eussersten Rinden derselbigen/ und das inner Marck hinweg geworffen. Die dienen zu allen Kranckheiten/ darzu die Wurtzeln sonst an jhnen selbst gebraucht werden. Dieselbigen macht man eyn wie die Wurtzeln dess Mattkümmels und der Wegwarten.

Fenchelsaltz: Auss dem Stengel/ Kraut/ Blumen unnd Wurtzel dess Fenchels/ zeucht man auch ein künstliches und kostbarlichs Saltz auss/ welches zu der Klarheit dess Gesichts fürtrefflich nütz ist/ dessgleichen auch zu vielen andern Gebrechen der Augen. Es dienet gewaltiglich wider die Wassersucht das keichen und schwerlich athmen. Wirdt nützlich mit andern Artzeneyen vermischt. Man giebt darvon vor sich selbst zehen oder zwölff grän mit Wein$oder einem andern bequemen Safft oder wasser vermischt$zu den obgemeldten Gebrechen. Wie man aber dieses Saltz künstlich bereyten sol/ darvon wirst du bericht im Capitel von Wermuthsaltz finden.

Gedistillirt Fenchelöle: Auss dem geseuberten Fenchelsamen bereitet man durch die Kunst der Destillation ein köstliches Oele/ welches aussgezogen wirdt/ wie das Pfefferkümmelöle. Das dienet innerlich zu allen Kranckheiten der Augen unnd auch andern Gliedern dess Leibs/ darzu der Fenchel an jhm selbst dienlich ist. Darvon giebt man drey Tröpfflein mit Wein/ Fenchelwasser oder einem andern Safft vermischet. Sonst braucht man es zu gemeldten Gebrechen in Pillulen/ Confecten/ Latwergen/ Syrupen/ Confecten und andern dergleichen Artzeneyen/ je nach gelegenheit der Schwachheit. Eusserlich wirdt es mit Salben unnd Oelen heylsamlich vermischet/ welches wir den MEDICIS PRACTICIS befehlen wöllen.

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922

J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

SCF (2001 a). Opinion of the Scientific Committee on Food on Methyleugenol (4-Allyl-1,2-

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