Zingiber officinale


Aus Köhler´s "Medizinalpflanzen" 1882

Aus Köhler´s “Medizinalpflanzen” 1882

syn: Amomum zingiber, Zingiber latifolium sylvestre,

Deutsch: Ingwer

Englisch: Ginger

Sanskrit: Srngavera, Sunthi(getrocknet), Nagara(frisch), Ardrakam

Hindi: Adarak

Malayalam: Inci, Erukkilannu

Tamil: Inc

Telgulu: Allamu, Ardrakamu

ingwerfeldweb

Verbreitung: Ingwer wächst in den Tropen und Subtropen und wird in Ländern wie Indien, Indonesien, Vietnam, China, Japan, Australien, Südamerika und Nigeria angebaut. In den Indischen Western Ghats wächst Ingwer wild.

Beschreibung: Ingwer ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis über 100 Zentimeter erreicht. Der dicke Stängel und die langen Laubblätter geben der Pflanze ein schilfartiges Aussehen. Es wird ein verzweigtes Rhizom als Überdauerungsorgan gebildet, das in der Erde horizontal wächst und innen gelblich ist. Die Wurzeln werden entlang des Rhizoms als Adventivwurzeln angelegt.

Rasa (Geschmack): Scharf

Guna (Eigenschaft): Schwer, trocken

Virya (Kraft, Wirkung): Erhitzend

Vipaka (Geschmack nach der Verdauung): Süß

Verwendete Teile:

Verwendet werden die frischen und die getrockneten Wurzelknollen.

Zingiber-offizinale1web

Etymologie: Plinius bezeichnete ihn als zingiberi, zinpiberi , Galen und Dioskurides  bezeichneten ihn als ziggiberi. Diese Bezeichnungen gehen auf das Pali-Wort singivera und das Sanskrit-Wort srngavera zurück. Wobei das Sanskrit-Wort aus einer Dravidischen Quelle srnga Geweih, Horn bedeutet und das Erscheinungsbild des Rhizoms beschreibt. Das 2. Element stammt mit Sicherheit aus tem tamilischen Wort veru für Wurzel. Das erste Element kann auch aus dem Malayalam-Wort für Wurzel, inchi, stammen, so dass Ingwer ursprünglich inchiveru hieß, Wurzel der Wurzel, wegen seiner großen medizinischen und ernährungsphysiologischen Bedeutung. Das Deutsche Wort Ingwer stammt über althochdeutsch gingibero und altfranzösisch gimgibre vom lateinischen zingiberi.

Inhaltstoffe: Inhaltsstoff ist ein ätherisches Öl komplexer Zusammensetzung (Sesquiterpene, Farnesen, Gingerol, Zitral, Borneol, Monoterpene wie Campher, Geranial, Neral und Linalool) in unterschiedlichen Anteilen, die von ihrer Herkunft abhängen. Zudem sind enthalten nichtflüchtige Scharfstoffe wie Gingerole, Shogaole und Gingerenone.

Wirkung: Ingwer wirkt anregend, lindert Blähungen, ist aromatisch, magenberuhigend, auswurffördernd, erwärmend, durchblutungsfördernd und speicheltreibend. Ingwer ist ein wertvolles Mittel bei Verdauungsstörungen, Blähungen, Koliken, Erbrechen, Krämpfen und anderen schmerzhaften Anomalien des Magens. Zudem gilt er als Rheumamittel, lindert Gallenkoliken, Hämorrhoiden, Rachen- und Brustbeschwerden, Wassersucht und andere nicht fiebrigen Erkrankungen des Magen- Darm- Traktes. Ingwer ist frisch und getrocknet Bestandteil vieler Arzneimischungen, die bei Erkältungskrankheiten, Erkrankungen des Verdauungsapparates, zur Stärkung von Genesenden, bei Koliken, Atembeschwerden, Gastritis und Neuralgien verabreicht werden.

Der Genuss größerer Mengen Ingwer wirkt verdauungstörend.

Anwendungen: Nimmt man Ingwer mit etwas Salz vor der Mahlzeit ein, steigert es bestens den Appetit.

Nimmt man das Pulver der getrockneten Wurzel in den Mund, regt man hervorragend den Speichelfluss an und erwärmt den Magen und regt die Verdauung an.

Bei Erkältung und grippalen Effekten ist Ingwertee ein angenehmes und heilsames Getränk. Ingwer verlangsamt Vergiftungsprozesse und ist auch vorbeugend ein probates Mittel gegen Erkältungskrankheiten.

Ingwer kaut man, um Hals- und Zahnschmerzen zu lindern und Mandelentzündung zu heilen. Frischer Ingwersaft ist gut gegen Durst.

Eine Paste aus Ingwer lindert Kopfschmerzen.

Auf die Haut gerieben nimmt Ingwerpulver kalten Schweiß, fördert die Durchblutung und als warmer Brei heilt es Quetschungen.

zingiberweb

Rezepturen:

Samasarkara churna: Ein Teil Kardamom, zwei Teile Zimtrinde, drei Teile Mesua ferrea-Blüten, vier Teile schwarzer Pfeffer, fünf Teile Langer Pfeffer, sechs Teile getrockneter Ingwer und 21 Teile Zuckerwerden zu Pulver verrieben und miteinander vermischt. Bei Verduungsstörungen, Appetitlosigkeit und Hämorrhoiden verabreicht man mehrmals täglich ca. 2 Gramm des Pulvers.

Sunti ghee: Ingwerwurzel-Dekokt und -Paste mit Ghee und Buttermilch soll bei Rheuma helfen.

Dinand: Ingwertinktur: 1 Teil Ingwerpulver und 5 Teile Weingeist lässt man 5-6 Tage lang ziehen und filtriert dann das Pulver ab. 20-30 Tropfen als Magenmittel. Manche benutzen den Ingwer auch gegen Zahnschmerzen, indem sie ein Stückchen kauen.

Ingwersirup: 1 Teil fein geschnittener Ingwer wird mit 1 Teil Weingeist befeuchtet, dann mit 9 Teilen Wasser übergossen und 2 Tage stehen gelassen. Das presst man dann durch ein Tuch und bereitet aus 8 Teilen des Filtrats und 12 Teilen Zucker den Sirup.

Dioskurides: Der Ingwer ist ein Gewächs eigener Art, welches am meisten im troglodytischen Arabien wächst; sie gebrauchen den jungen Schössling zu vielerlei, wie wir die Raute, indem sie ihn für den Vortrunk kochen und dem Gekochten zumischen. Die Wurzeln sind klein, wie die des Kypeiros, weisslich, an Geschmack dem Pfeffer ähnlich und wohlriechend. Wähle die aus, welche nicht von den Würmern zerfressen sind. Wegen leicht eintretender Fäule werden sie von Einigen eingemacht und in irdenen Behältnissen nach Italien gebracht; sie sind zur Speise sehr geeignet und werden mit der Sauce genommen. Sie haben erwärmende, die Verdauung befördernde Kraft, regen den Bauch milde an und sind gut für den Magen. Sie wirken auch gegen Verdunkelungen auf der Pupille, werden den Gegengiften zugemischt und gleichen überhaupt in ihrer Kraft dem Pfeffer.

ingwerweb

Tiermedizin: Seit 2002 wird Ingwer in Deutschland auch in der Pferdefütterung als Heilmittel bei Entzündungen und Arthrosen eingesetzt. Insbesondere die Bitterstoffe Shogaole und Gingerole wirken stoffwechselfördernd und entzündungshemmend.

Homeopathie: Zingiber officinale HAB1. Der von Kork befreite, getrocknete Wurzelstock bei Verdauungsschwäche, Durchfall, Entzündungen der Atemwege.

Bilbliografie:
ASTANGA HRDAYAM(Vol 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase
Gesamtregister des AŞŢĀNGA HŖDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922
J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistsan, Bombay
Helmut Genaust, Etymologisches Wörterbuch der Botanischen Pflanzennamen 1976
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Besucherzähler