Ricinus communis


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syn: Croton spinosus, Palma christi, Ricinus africanus, Ricinus inermis, Ricinus laevis, Ricinus persicus, Ricinus speciosus, Ricinus spectabilis, Ricinus viridis, Ricinus vulgaris,

Familie: Euphorbiaceae

Deutsch: Christuspalme, Rizinus, Wunderbaum, Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum,

Englisch: Castor Plant, Castor-oil Plant,

Sanskrit: Eraņda, Gandharvahasta, Urubūka, Pancañgula,

Malayalam: Avanakku,

Tamil: Amanakku, Kottaimuttu, Amanakkam ceti,

Kannada: Haralu, Manda, Oudla,

Hindi: Erandi, Erand,

Telgulu: Erandamu, Amudamu,

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Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Zusammenziehend, süß, scharf,

Guna (Eigenschaft): Schwer, etwas klebrig, ätzend, subtil.

Virya (Kraft, Wirkung): Erhitzend,

Vipaka (Geschmack nach der Verdauung):

Dośa: Harmonisiert Wind (Vata)

Geschichte: Bereits in Gräbern des alten Ägypten (um 4000 v. Chr.) wurden Rizinussamen gefunden. Nach Mitteleuropa gelangte die Arznei erst im 16. Jahrhundert. Lange Zeit diente das Öl der Samen in Europa als Brennöl und wird als Laxans erst seit dem 18. Jahrhundert genutzt.

Ethymologie: Der Name stammt vom lateinischen Wort ricinus für „Zecke“, aufgrund der Form der Samen, die an vollgesaugte Zecken erinnert.

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Beschreibung: Dauerhafte buschig wachsender weichholziger, kleiner Baum mit dünner, graubrauner Rinde. Die glänzendgrünen Blätter sind tief gezackt mit sieben oder mehr Hauptlappen. Die Pflanzen sind einhäusig getrenntgeschlechtig und unscheinbar. An den Blütenständen sind die Weiblichen Blüten oberhalb der männlichen Blüten angeordnet.

Vorkommen: Beheimatet in NO-Afrika und dem Nahen Osten. In den gemäßigten Zonen als Zierpflanze, in den Tropen heimisch und kultiviert, besonders in Indien.

Verwendete Teile: Das kalt aus den Samen gepresste Castoröl. Die Blätter und Wurzeln.

Gegenanzeigen: Rizinusöl ist in der Überdosierung giftig bis sehr giftig. Von einer Eigenbehandlung ist abzuraten. Rizin ist eines der wirksamsten natürlich vorkommenden Gifte.

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Inhaltsstoffe: Hauptkomponente ist Triglycerolcin (70-77%), das Triglycerocid der ungesättigten Ricinolsäure, deren Anteil an der Fettsäureverteilung bei 85-90% liegt. Neben dem fetten Öl enthalten die Samen das hochgiftige Glycoprotein Ricin, ferner Alkaloide wie Ricinin.

Eigenschaften: Infolge der Spaltung der Glyceride im Dünndarm durch Lipasen wirkt die freigesetzte Ricinolsäure ähnlich den Anthranoiden antiabsorptiv und hydragog. Vermutlich wird durch die Ricinolsäure auch die Synthese von Prostaglandin E2 angeregt, das wiederum zur vermehrten Sekretion von Elektrolyten und Wasser in das Darmlumen beiträgt.

Verwendung und Rezepturen: Eine wie früher übliche Auflage mit dem Pulver der Samen bei entzündlichen Hauterkrankungen und besonders bei Abszessen ist aufgrund der hohen Giftigkeit der Samen strikt abzulehnen. Die Einnahme von etwa 10 Samen kann einen Menschen töten.

Dioskurides:

Kiki oder Kroton – Einige nennen es wilden Sesam, Andere kyprisches Seseli [die Aegypter Systhamna, Trixis, die Propheten Fieberblut, die Römer Ricinus, auch Lupa] – Kroton heisst es wegen der Aehnlichkeit des Samens mit dem Thiere. Es ist ein Baum von der Grösse einer kleinen Feige, hat der Platane ähnliche, aber grössere, glattere und schwärzere Blätter, Stamm und Zweige sind hohl wie beim Rohr, der Same steckt in rauhen Trauben, ausgeschält gleicht er dem Thiere Kroton. Aus diesem wird das sogen. Ricinusöl gepresst; es ist ungeniessbar, sonst aber für Lampen und Pflaster gut zu verwenden. Werden 30 Stück Samen gereinigt, fein gestossen und genossen, so fahren sie Schleim, Galle und Wasser durch den Bauch ab, sie bewirken aber auch Erbrechen. Ein solches Purgiren ist aber unangenehm und beschwerlich, weil der Magen heftig erschüttert wird. Die gestossenen Samen als Umschlag aber bringen Finnen und Sommersprossen weg. Die Blätter, mit feinstem Graupenmehl zerrieben, helfen bei Oedemen und Entzündungen der Augen und bei geschwollenen Brüsten. Rose vertreiben sie als Umschlag für sich allein oder mit Essig.

Das Ricinusöl wird auf diese Weise hergestellt: Nimm beliebig viel reife Krotonfrüchte, trockne sie in der Sonne, nachdem du den Platz mit einer Horde belegt hast, bis die äussere (umschliessende) Rinde abfällt; dann sammle das Fleisch, wirf es in einen Mörser und stosse es sorgfältig und bringe es in einen verzinnten Kessel mit Wasser und lass es über unter- gelegtem Feuer trocknen. Wenn es sämtliche in ihm enthaltene Flüssigkeit abgegeben hat, hebe den Kessel vom Feuer, schöpfe das aufschwimmende Oel mit einer Muschel ab und setze es bei Seite. Die Aegypter, weil sie es reichlich gebrauchen, bereiten es auf andere Weise. Nach dem Reinigen nämlich geben sie die Krotonfrüchte auf eine Mühle und mahlen sie sorgfältig. Das Gemahlene bringen sie in Flechtkörbe und drücken  es mit einer Presse aus. Reif sind aber die Früchte, wenn sie von den sie einschliessenden Hülsen sich lösen.

Das Ricinusöl wirkt gegen bösen Grind, Krätze und Entzündungen am Gesäss; ferner gegen Verstopfung und Verdrehung des Uterus, weiter gegen hässliche Wundnarben und Ohrenschmerzen. Den Pflastern zugemischt macht es dieselben wirksamer. Getrunken führt es das Wässerige durch den Bauch ab und treibt auch die Würmer aus.

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Sanitätsrat Dr. v. d. Steinen, Düsseldorf sagt (um 1910): „Das nützlichste aller Heilmittel ist Rizinusöl. Es ist in der milde, nur entfernenden, ganz unschädlichen Wirkung einfach unersetzlich. Man gibt einem ganz kleinen Kinde einen Teelöffel, einem Kinde von 4-12 Jahren einen halben Esslöffel, einem älteren Menschen einen Eßlöffel voll. Wenn das Öl etwas erwärmt ist, dadurch, dass man die Flasche vorher in eine Tasse mit warmem Wasser gestellt und auch den Löffel vorher in heißem Wasser gespült hat, nimmt es sich viel leichter. Auch darf man den Löffel mit Zitronensaft benetzen und einige Tropfen Zitronensaft noch auf das Öl gießen. Also hat dein kleines Kind Durchfall und Brechen, so darfst du ihm einmal im Beginn einen Teelöffel Rizinusöl geben. Du wirst ihm damit nie schaden und eine Krankheit im Keime ersticken. Im Anschluss muss man die gereizten Verdauungsorgane durch Fasten während eines Tages völlig zur Ruhe bringen. Hat ein Erwachsener unreifes Obst, Gift, zersetztes Bier, schlechten Fisch usw. gegessen, bekommt er Erbrechen und Durchfall, gib ihm Rizinusöl und lass ihn fasten. Auch bei Halsschmerzen, wenn sich das verschluckte Krankheitsgift in den Mandeln niedergelassen hat, entfernt man Fieber und Verschlimmerung durch eine Gabe Rizinusöl im Beginn.“

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Bilbliografie:
ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vāgbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase
Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9
J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.
Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588
August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921
A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007
Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922
The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,
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