Iris germanica L.


Iris germanica Linn.4-2

Familie: Iridaceae

Deutsch: Deutsche Schwertlilie, Veilchenwurz, Blaue Schwertel, Himmelsschwertel,  Blaue Ilgen,

Englisch: Iris, Purple Flag,

Sanskrit: Padma pushkara, Puşkarākyam,

Beschreibung: Ausdauernde Staude mit verästeltem, kriechenden Wurzelstock. Rhizom kurz, fleischig, weißlich. Blätter mit breiter Basis dem Wurzelstock aufsitzend, groß, schwertförmig, zugespitzt, graugrün. Stängel kräftig, oben verzweigt (bis 1 m), mehrblütig. Blüten fast sitzend, violett; äußere Zipfel der Blütenhülle dunkelviolett, am Grunde weiß, innere Zipfel heller; am Grund der Blütenhülle gelber Bart.

Vorkommen: Nordindien, Vorderasien, Mittelmeer­länder, verwildert in Mitteleuropa, kultiviert im östlichen Mittelmeerraum, Italien.

Verwendete Teile: Das Rhizom, Blätter, seltener die Blüte.

iris germanica112-5 

Historie: Schwertlilien sind Pflanzen der griechischen Götterbotin Iris, die die Seelen der Verstorbenen entlang einem Regenbogen in das Reich des ewigen Friedens zu führen hatte. Noch heute schmückt man im Orient Gräber mit weißen oder blauen Schwertlilien. In der christlichen Symbolik wurde die Blume Iris zur Überbringerin göttlicher Botschaften und der Regenbogen selbst zum Zeichen des neuen Bundes zwischen Gott und den Menschen und ein Zeichen der Versöhnungsbereitschaft Gottes nach der Sintflut.

Inhaltsstoffe: Myristinsäure (85 %) und deren Methyle­ster, ea. 12 % Iron, ein Gemisch aus or-, ß- und y-lron als Hauptduftträger sowie u. a. Iridin-säure, Ölsäure, aromatische und höhere alipha­tische Aldehyde und Tcrpene. Essenzielle Öle. In dem frisch geruchlosen, getrocknet (= Rhiz. Iridis, „Veilchen­wurzel”) veilchenartig28 duftenden Wurzelstock bis>50% Stärke (Irisin), Schleim und 0,1-0,2 % Ätherisches Öl mit (~ 10 %) veilchenartig duftendem Keton Iron neben Terpen u. a. Bestandteilen. Im Rhizom etwas Gerbstoff, Glykosid Iridin-, ~ 10 % Fettes Öl und bis ~ 6 % Zucker. Im frischen Rhizom wie bei Iris pseuda-corus ein chemisch noch unerforschter, örtlich stark reizender Wirkstoff, der beim Trock­nen verschwindet. In der Blüte Anthocyan.

Eigenschaften: In der Volksheilkunde bei Erkrankungen der Atemwege wie Asthma, Bronchitis, Husten sowie bei Brechreiz und Ekelgefühl, außerdem hei Blähungen und Kreislaufschwäche. Früher wurde die entrindete und getrocknete Wurzel für zahnende Kinder zum Beißen verwendet. In der Kosmetik und Parfümerie wird das äther. Öl der Droge wegen seines veilchenartigen Ge­ruchs vielfältig eingesetzt.

Auch als Zusatz zu Likören (Benediktiner, Danziger Goldwasser, Cordial Medoe) und zum Aromatisieren von Weinen (Ghianti) und Tabaken wird Veilchen­wurzel verwendet.

Oleum Iridis; Veilchenwurzelöl, (syn. Irisöl, Irisbutter), das durch De­stillation der Veilchenwurzeln gewonnene Öl.

Iris germanica-5-4

Verwendung und Rezepturen: Die Wurzel (Rhiz. Iridis) gilt vorwiegend als Geruchs-(Geschmacks-) Corrigens, besonders auch zum Bestreuen von Pillen, als Zusatz zu anderen Arzneigemischen für den inneren Gebrauch, zu Zahnpulvern und -pasten; in Form der Pastilli Rhiz. Iridis und der Spec. pectorales auch als Mucilaginosum bei Katarrhen der oberen Luftwege.

In der Homöopathie wird die aus frischem Rhizom bereitete Essenz besonders bei Migräne, Ischias, Cholera nostras und Gastroenteritis mit starken Koliken angewendet.

In der Volksmedizin wird der getrocknete und zurechtgeschnittene Wurzelstock (4-10 cm lang) an Bändern um den Hals getragen und als Kaumittel für zahnende Kinder, ferner zu Streupulvern und Riechkissen, innerlich als Expectorans und Antidiarrhoicum, der frische Wurzelstock als Diureticum und Abführ­mittel gebraucht.

Dioskurides: Die Iris [die Einen nennen sie die illyrische, die Anderen Thelpide, die himmlische, reinigende, wunderbare, die Römer marica, auch Gladiolus, Opertritos, Consecratrix, die Aegypter Nar ist nach der Aehnlichkeit mit dem Regenbogen benannt. Sie hat der Siegwurz ähnliche Blätter, aber grösser, breiter und glänzender. Die Blüthen stehen auf Stielen in gleiche Entfernung, sind zurückgebogen, verschiedenartig gefärbt, denn man sieht weisse, blassgelbe, purpurfarbige oder bläuliche, darum wird sie wegen der Farbenverschiedenheit dem Regenbogen am Himmel verglichen. Die Wurzeln darunter sind gegliedert, fest, wohlriechend; dieselben worden abgeschnitten, im Schatten getrocknet und, auf eine Schnur gezogen, aufbewahrt. Die beste  ist die illyrische und makedonische, und unter diesen verdient den Vorzug die cmit Würzelchen dicht besetzte, hie und da verstümmelte, schwer zu brechende Wurzel, welche von hellgelber Farbe, sehr wohlriechend ist und auf der Zunge brennt, [welche einen reinen Geruch hat und nichtfeucht ist], und beim Zerstossen Niesen erregt. Die libysche ist geringer an Kraft, hat eine weisse Farbe und bitteren Geschmack. Beim Aelterwerden verfallen sie dem Wurmfrasse, werden aber wohlriechender und haben erwärmende Kraft, vertreiben, mit doppelt so viel weisser Nieswurz aufgelegt, Sonnenbrandflerken und Leberflecken. Sie füllen die Geschwüre mit Fleisch aus, verdünnen die schwer auszuwerfenden Flüssigkeiten und benehmen einem verderbenbringenden Mittel die Kraft, wenn sie mit Honigmeth genossen werden. Sie sind aber auch schlafmachend, verursachen Thränen und heilen Leibschneiden. Mit Essig genommen sind sie denen heilsam, die von giftigen Thieren gebissen sind, ebenso auch Milzsüchtigen und denen, die an Krämpfen leiden, die von Kälte und Frostschauern ergriffen sind und denen, die an Samenfluss leiden. Mit Wein genommen, befördern sie die Katamenien, auch ist die Abkochung davon zu Bähungen für Frauen sehr geeignet, indem sie die Stellen erweicht und öffnet. Mit Honig als Paste eingeführt, ziehen sie den Embryo heraus. Sie erweichen auch Drüsen und alte Verhärtungen, wenn sie gekocht umgeschlagen worden. Ferner sind sie wohlthuend bei Kopfschmerzen, wenn sie mit Essig und Rosensalbe ausgestrichen werden. Endlich werden sie auch den Zäpfchen, Pflastern und Salben zugemischt; überhaupt sind sie zu Vielem nützlich.

Iris germanica Linn.2-1

Dinand: „Die Pflanze nimmt mit der schlechtesten Erde fürlieb und wird durch Stockteilung vermehrt. Die Wurzel riecht in frischem Zustand widerlich, schmeckt scharf, wirkt brechenerregend, und abführend. Getrocknet hat sie einen angenehmen Veilchenartigen Geruch und wird den zahnenden Kindern gegeben, darauf sie beißen, um den Durchbruch der Zähne zu erleichtern. Eine Abkochung der zerkleinerten Wurzel wirkt stark harntreibend und dient daher gegen Wassersucht seit undenklichen Zeiten. Man kann daraus auch eine Tinktur bereiten, indem man 1 Teil zerkleinerte Wurzel mit 5 Teilen Weingeist 8 Tage unter öfterem Umschütteln ziehen lässt und dann filtriert. Bei Wassersucht gibt man täglich 40 Tropfen. Das Pulver dient zum Schminken. Reibt man die Wangen stark mit dem Pulver bis Rötung auftritt, so bleibt letztere längere Zeit hindurch bestehen.“

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vāgbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

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