Angelica arachangelica Linn.

syn: Angelica glauca , Archangelica sativa, Angelica officinalis Hoffm., Angelica officinalis Mnch., Selinum arachangelica.

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Familie: Umbelliferae

Deutsch: Echter Engelwurz, Angelik, Engelwurz, Heiliggeistwurzel, Therikawurzel, Giftwürze, Engelbrustwurz, Zahme Engelwurz, Brustwurzel.

Englisch: Garden Angelica, Archangel

Sanskrit: Coraka, Canda

Chinesisch: Danggui

Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Bitter, scharf, süß

Guna (Eigenschaft): Leicht, scharf

Virya (Kraft, Wirkung): Erwärmend

Dosa: Vermehrt Galle (Pitta), vermindert Schleim (Kapha) und Wind (Vata)

Beschreibung: Krautige, etwa bis 2 Meter hohe Pflanze mit starker Wurzel. Die Blätter sind besonders im unteren Teil des Stängels sehr groß mit etwas gekielten Stielen und werden nach oben kleiner. Die Blattscheiden sind stark bauchig aufgetrieben. Die grünlich-weißen Blüten stehen in 20 bis 30strahligen Dolden. Die ganze Pflanze duftet angenehm aromatisch.

Vorkommen: Überall in Zentral- und Ost-Europa, Kaukasus, Westsibirien, Britische Inseln, Italien, Balkanländer, Gemäßigte Zonen des Himalaya.

Verwendete Teile: Wurzeln, Früchte und Blätter.

Inhaltsstoffe: In allen Organen Ätherische Öle.  Im Rhizom samt Wurzel bis 1% Ätherisches Öl, darin vorwiegendes-Phellandren, daneben wahr­scheinlich noch weitere Terpene, ferner ein Sesquiterpen, Angelica-, Valerian- und Essigsäure, Ester der Methyläthylessigsäure und der Oxypentadecylsäure sowie die zur Gruppe der Furocumarine gehörenden fluoreszierenden (photosensibilisierenden) Bitterstoffe Angelicin (0,08%), Osthol (0,21%) und Osthenol (1190). – Im Kraut bis 0,1% dem Wurzelöl sehr ähnliches Ätherisches Öl, in der Frucht 0,5 — 1,5% Ätherisches Öl mit Phellandren und 6 verschiedenen (darunter 3 bekannten) Cumarinderivaten). — Im Samen Ätherisches Öl mit reichlich Imperatorin, isomerem Marmelosin und dem Imperatorin verwandtem Xanthoxol, ferner ein Furocumarin Phelloterin und Archangelin. Weitere Inhaltstoffe in der Wurzel sind Gerbstoff und Harz.

Vergiftungen: Abgesehen von der möglichen Dermatitis durch den Saft der frischen Pflanze sind Vergiftungen bisher nicht beschrieben worden, aber durchaus möglich bei der Anwendung größerer Dosen von der Wurzel bzw. dem Öl zu Abtreibungs­zwecken.

Weitere Verwendung: Die Wurzel findet Verwendung zur Bereitung von Likören (Benediktiner, Chartreuse) und ist auch Bestandteil des „Schneeberger” Schnupf­tabakes.

Verwendung und Rezepturen: Wird bei kaltem Fieber lauwarm als Salbe aufgetragen, zu einem warmen Bad gegeben oder als Ölguss verwendet.

Das Pulver wird gegen Schluckauf, Husten und Atembeschwerden verwendet.

Äußerlich wird es als Pulver in Buttermilch eingeweicht zusammen mit anderen Mitteln gegen Nesselsucht, Aussatz, Ekzeme und Schuppenflechte angewendet.

Zusammen mit Aloe Vera wird eine Paste hergestellt, die man bei Ödemen aufträgt.

Die Pflanze findet auch in der westlichen Volksmedizin seit jeher größte Beachtung als harntreibendes Mittel (Kraut).

Die Stängel, welche vielfach zum Überzuckern dienen, werden im Mai abgeschnitten, dünn geschält, in finger­lange Stücke geschnitten und in kochendes Wasser geworfen, wo sie in wenigen Minuten weich werden. Mit Zucker aufgekocht werden sie wie anderes Kompott aufbewahrt und sind geschätzt als magenstärkendes, verdauungsbeförderndes Mittel.

Angelica-arachangelicwebAus “New Kreuterbuch“ von Leonhard Fuchs 1543.

Dinand: Die Engelwurz wirkt kräftig erregend auf alle Absonderungen, besonders aber blutreinigend; sie beeinflusst ferner das Nervensystem und regt die Hauttätigkeit an, ist magenstärkend und Blähung treibend. Noch besser als das Pulver wirkt der Angelikawein: 30 Gramm auf einen halben Liter Wein 24 Stunden ziehen lassen und etwas Kardamom hinzu geben. Täglich 2 mal ein halbes Weinglas  bei chronischen Magenschmerzen und Verdauungsschwäche.

Es ist Bestandteil des Jivanti Curna.

TCM: Die getrocknete Wurzel verbessert das Blut, reguliert die Menstruation, befreit von Schmerzen und entspannt die Eingeweide. Wird auch bei rheumatischen Neuralgien angewendet.

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Tabernaemontanus: Von der Angelick oder Engelwurtz

Wiewol es füglich gewesen/ und es die Notturfft auch erfordert/ dass ich die ubrigen Geschlecht der Heylwurtz nach einander beschrieben haben solte/ sintemal aber/ dieselbigen zu unserer angefangenen Ordnung sich nicht haben schicken wöllen/ seynd sie hie an diesem Ort underlassen worden/ sollen aber hernach in jhrem gebürenden Ort mit jhrens gleichen Kreutern beschrieben werden. Dieweil dann auch die Angelick unnd jhre Geschlecht zu den beschriebenen Heylwurtzeln sich gar wol schicken/ und auch von etlichen vor Geschlecht derselben gehalten werden/ so haben wir nicht underlassen wöllen/ dieselbigen/ den Heylwurtzeln zu zugesellen/ und hie zu beschreiben/ und haben wir derselben vier underschiedliche Geschlecht.
l. Das erste Geschlecht ist die gemeine gebräuchliche Angelick/ die wir die zame Angelick nennen/ dieweil sie bey uns allein in den Gärten gepflantzet wirdt/ wiewol sie anderstwo von sich selbst in dem Gebirg wächst. Es hat dieselbige Angelick/ ein dicke lange Wurtzeln/ die von einem Haupt sich in etliche Wurtzeln ausstheilet/ mit ziemlichen Zaseln oder Nebenwürtzlein/ ausswendig braun/ und jnwendig weiss/ eines sehr anmütigen und guten lieblichen Geruchs/ und am Geschmack räss/ hitzig und bitter. So man die Wurtzel auffschneid oder verletzt/ so gibt sie ein geelen hartzechtigen Safft oder Gummi/ der ist am Geschmack sehr scharpff und hitzig. Die Bletter seynd langlecht/ rund/ wie die Bletter dess Alexandrinischen Peterleins zerschnitten/ und gerings herumb zerkerfft/ von Farben sattgrün/ und an dem Geruch nicht unlieblich. Im dritten und auch bissweilen im vierden Jahr/ steigt von der Wurtzel herfür ein dicker und grosser rohrechtiger Stengel/ mit Knorren und Gleychen wie der Stengel dess Liebstöckels/ der wird fast dreyer und auch bissweilen vier Elen hoch. An dem Stengel gewinnt es dünne Flemen oder auffgeblasene Säcklein/ auss denselben kommen herfür schöne Dolden oder Cronen wie Schatthütlein gleicherweiss wie am Fenchel/ die tragen geele Blümlein/ darauff folget ein breyter dünner Samen/ der vergleichet sich dem Samen der Beerenklawen/ ist doch blettechtiger/ dünner und leichter/ der hat ein guten Geruch und scharpffen Geschmack wie die Wurtzel. Dieses Gewächs wird hin und wider bey uns in den Gärten gezielet/ unnd sonderlich wird die am meisten gepriesen/ die zu Freyburg in Breissgaw von den Mönchen in der Carthausen in grosser mennig gepflantzet wird/ welche nicht allein in Teutschland/ sondern auch in andere frembde Landt verkaufft wird. Von Samen zielet man junge Stöcklein/ den säet man umb Sanct Martins Tag/ auff folgende weiss: Man legt den Samen uber Nacht in ein frisch Wasser/ dess Morgens wird er in ein gut unnd schwartz Erdtreich geworffen/ der thut sich im Frühling auss dem Grundt/ wie der Samen dess Körffels/ unnd die erste Blättlein die herfür wachsend dem Peterlinkraut gleich. Diese junge Stöcklein setzt man in dem newen Liecht im Meyen auss/ auff die anderthalb Schuh von einander. Jm vierdten Jahr stösset der Stengel herfür/ bringet Blumen und Samen/ wann der abfellt/ so wirdt der Stengel unnd Wurtzel holtzechtig unnd verderben. So man die Angelica in ein guten feyssten Grundt setzet/ so besamet sie sich selbst/ darauss dann junge Stöcklein wachsen/ die man versetzen kan. Sie müssen aber ein wolgebaweten Grund haben/ müssen auch vom Unkraut jettet und wol gereiniget/ und offtermals mit uberschlagenem Wasser begossen werden. So man die Wurtzel zum Gebrauch der Artzeney samblen unnd uber Jahr halten wil/ sol solches im Frühling geschehen/ ehe sie den Stengel stossen/ zu welcher Zeit sie dann am kräfftigsten sind/ unnd sollen sie/ wann sie zuvor sauber gewäschen und von der Erden unnd Grundt gereiniget/ in einer warmen Stuben in gemelder wärm auffgetrucknet werden/ so halten sie sich unnd bleiben lang gut/ sonst werden sie von wegen jhrer feysten Feuchtigkeit baldt schimmlecht/ unnd verderben.

ll. Die wildt Angelick ist mit wurtzel und Bletter dem rohrechtigen Stengel unnd Blumen/ der zamen allerding durchauss gleich/ [unnd blühen der etliche geel/ unnd etliche gar weiss] aussgenommen dass sie in allen Stücken kleiner/ die Bletter bleychgrüner/ und die Wurtzel viel kleiner und weissfärbiger ist/ wie sie dann beide am Geruch und dem Geschmack milter und nicht so starck wie die vorgemeldte. Dieses Geschlecht wächst in dunckeln schattechtigen Orten/ an den Wassergestaden unnd Bächen/ under den Bäumen/ unnd in den feuchten grassechtigen Baumgärten.

lll. Klein wild Berg Angelick
ANGELICA MINOR MONTANA lll: Das dritte Geschlecht ist dem jetztgemeldten mit blettern und Wurtzeln uberal gleich/ allein dass sie am Geruch und dem Geschmack der zamen nichts bevor giebt/ dann sie eben so räss und scharpff ist wie die zame/ und ist doch kürtzer und kleiner dann die wildte/ die wurtzel aber ist voller hartzechtigen Saffts wie die zame/ dann wann man den Stengel am oberntheil der Wurtzel abschneidet/ giebt sie jhren geelensafft viel reichlicher als die zame/ der ist sehr hitzigund scharpff am geschmack/ unnd ubertrifft den Safft der zamen fast um einen Grad in der Schärpffe. Dieses Gewächs hab ich viel funden in der Graffschafft Zweybrücken im Gebirg/ sonderlich nicht weit von dem Dorff Mittelbach/ dessgleichen in dem Vehsch Gebirg das Lothringen/ Hochburgundt unnd das Elsass scheidet/ in welchem es uberflüssig zu finden ist.

lV. Das vierdte Geschlecht hat ein grosse/ dicke und lange Wurtzel/ mit vielen Nebenwurtzeln/ wolriechend/ doch viel minder und weniger als die zame/ auch am geschmack nit so scharpff und rässe. Die Bletter sind grösser unndbreyter als die Bletter der zamen/ von Farben schwartzgrün/ die ligen auff der Erden aussgespreytet/ am undertheil sind grawblaw/ wie die Schellwurtz oder Akeley/ unnd wann sie im Frühling auss der Erden herfür kommen/ sind sie rotlecht. Es stösset herfür einen grossen/ holen/ rohrechtigen und knorrechtigen stengel/ der wird dreyer Elen hoch/ von Farben rotlechtig/ der hat viel Nebenzweig/ auff demselben wie auch auff dem Hauptstengel gewinnt es schöne zweyfache/ oder doppele breyte Cronen/ fast schön und lustig anzusehen/ darauff wachsen geele Blümlein/ wann die abfallen und vergehen/ folget ein grosser/ bletterechtiger/ dünner samen/ der zamen Angelick gleich/ allein dass er runder ist. Es wirdt auch dieses Gewächs bey uns in den Gärten gezielet/ und fordert ein guten wolgebaweten Grundt/ und ein kühles Ort. Es ist erstlich zu uns in diese Landt auss Norwegen gebracht worden/ da es dann häuffig wächst/ wie auch in dem Landt Pommern/ daher auch die Wurtzel heutigs tags zu uns dürr gebracht wirdt/ mag aber kräfft unnd stärcke halben der unseren nicht verglichen werden.

Von den Namen der Angelick oder Engelwurtz
    Es hat die Angelick sich viel leiden müssen/ dann es etliche vor das Geschlecht der Heylwurtz gehalten/ das PANACES HERCULEUM von DIOSCORIDE genannt wirdt/ andere haben ein SMYRNIUM darauss gemacht/ und etliche ein LASERPITIUM/ und wiewol es mit allen obgemeldten Kreutern sich nicht so gar ubel reymet/ und doch etliche Merckzeichen auch daran mangeln/ kan es der obgemeldten Kreuter keins seyn/ sintemal wir dieselben schon angezeiget und beschrieben haben/ müssens derwegen ANGELICAM lassen bleiben. Von unsern Kreutlern wird es ANGELICA MAJOR, RADIX SANCTI SPIRITUS, COSTUS NIGER oder COSTUM NIGRUM unnd PASTINACES ANGELICUM genannt. Die Medici practici und Apotecker nennens ANGELICAM. Hochteutsch/ Angelick/ Heiligengeistwurtz/ Brustwurtz und Engelwurtz/ und das umb seiner fürtrefflichen Krafft und Tugend willen/ als wann der Heilig Geist selber oder die lieben Engel dem Menschlichen Geschlecht dieses Gewächs und heylsame Wurtzel geoffenbaret hetten/ derowegen es dann auch nicht unbillich von etlichen PANACES ANGELICUM genannt wird.

ll. Das zweyte und wildt Geschlecht/ wird von den Kreutlern ANGELICA MINOR AQUATICA, und ANGELICA MINOR SILVESTRIS genannt. Teutsch/ wild Angelick/ Wasser Angelick/ unnd klein Angelick.

lll. Das dritte Geschlecht/ hab ich genennet zum Underscheid dess vorigen/ ANGELICAM MINOREM MONTANAM, und ANGELICAM SYLVESTREM MONTANAM, weil dieses in hohen Bergen und das ander in Thälern/ Wiesen und Grassgärten wächset. Teutsch/ klein Berg Angelick/ und wilder Berg Angelick.
lV. Das vierde Geschlecht/ wird von den Kreutlern ANGELICA SCANDIACA unnd ARCHANGELICA genannt/ wiewol doch die Taubnessel auch von etlichen also genennet wird. Teutsch/ wird sie Norwegisch/ und Pomerisch Angelica genannt.

Von der Natur/ Krafft/ Wirckung/ und Eygenschafft der Angelick oder Engelwurtz
    Die Angelica/ sonderlich aber die zame/ hat eine Krafft unnd Wirckung zu wärmen/ zu eröffnen und zu trucknen/ und ist warm im dritten/ und trucken im zweyten Grad. Der Samen ist in der Wirckung und der Wurtzeln gleich/ wie auch die klein Berg Angelick. Die klein Wasser Angelick unnd die auss Norwegen gebracht wirdt/ erreichen in der wärmen nit uber den zweyten Grad/ im trucknen den ersten. Der zamen und wilden Berg Angelickkraut/ ist auch weniger hitzig als die Wurtzel/ sind beyde heylsame Wundkreuter/ die jnnerlich und eusserlich die Wunden und Stich zuheylen/ fast nützlich zu Träncken und Wundpflastern gebrauchet werden.

Jnnerlicher Gebrauch der Angelick
    Angelickwurtzel/ erfrewet das Hertz und treibet allen zähen Schleim und schädliche Materi auss dem Magen/ vertreibet den Unlust zur Speiss/ und bringet wider den verlornen Appetit. Die Wurtzeln im Mund gekäuwet und darinn gehalten/ auch bissweilen ein wenig geschluckt/ vertreibet den dtinckenden Athem.
Etliche brauchen die Bletter von der Angelick zu den grünen Salsen/ und essen die zur Speiss/ dann sie zertheilen die groben Feuchten/ helffen wol däuwen/ und vertreiben den ubelriechenden Athem/ raumen die Brust/ und bringen Lust zur Speiss. Diese Salsen seynd bey den Engelländern fast bräuchlich/ die auch Suppen darvon machen/ die sehr wol schmecken/ sonderlich wann sie von dem jungen Kraut der wilden Angelica gemacht werden. In Sterbensläuffen wann böser fauler Lufft und die Pestillentz regieret/ solte man solche Suppen und Salsen in stätem Gebrauch haben/ unnd in den grünen Müsslein unnd andern Speisen die Bletter dieses Krauts gebrauchen.
Angelicawurtzel ist ein edle Hertzstärckung/ wann das Hertz von kalter Ursach schwach ist/ und dienet insonderheit wider die Ohnmachten und das Geschwinden/ auff aller weiss wie man kan/ eyngenommen.

Angelicawurtzel zu Pulver gestossen/ und mit verschäumptem Honig ein Latwergen darauss gemacht/ also dass man der wurtzeln ein theil/ unnd dess Honigs vier theil nemme/ ist solche Latwerg ein heylsame Artzeney zu allen versehrungen und kalten Gebrechen der Brust und Lungen/ vertreibet den alten bösen Husten/ reyniget die Brust und Lungen/ von dem zähen Koder und Schleim/ derhalben wird auch diese Wurtzel Brustwurtz genannt.

Ein Tranck mit Wein von der Engelwurtzeln gesotten/ und mit verschäumpten Honig süss gemacht/ und darvon Morgens und Abends/ jedesmal ein kleines Trinckbecherlein voll darvon getruncken/ erwärmet die Brust und Lungen/ vertreibet das Keichen und das schwerlich athmen/ erweychet und löset ab allen zähen Koder und Schleim/ und bereytet den dass er leichtlich mag aussgeworffen werden. Vertreibet auch also den alten kalten Husten. Oder: Nimb Angelickwurtz IILoth/ weiss Bibernellenwurtzi.Loth/ Veielwurtz IIIquintlein/ Edelgamänderlein/ die öbersten Gipffel von dürren Ysop/ Stabwurtz/ Anissamen/ Fenchelsamen/ Aronwurtzel/ Bergmüntz/ jedes ein halb Loth. Thue alle diese Stück in ein Fläsch mit einer Schrauben/ und thu noch ferner darzu v. oder vi.unz verschäumptes Honigs/ frisch Brunnenwasser ein Elsasser Mass oder vier Krämer Pfundt/ schraube darnach die Fläsch zu/ und setze sie in ein Kessel mit siedendem Wasser/ unnd lasse vier Stunden darinn sieden/ darnach lass erkalten/ dann thue die Fläsch auff/ und seihe den Tranck durch/ darvon dib alle Morgen und Abend/ jedesmal ein paar Stunden vor den beyden Jmbsen/ vier Unz darvon warm zu trincken.

Angelicawurtz gekochet in halb Wein und halb Ysopwasser/ also dass der Wurtzeln seyn IILoth/ dess Weins und Ysopwassers/ jedes ein halb Mass/ und darzu gethan x.Loth Zucker Candit/ folgends obgemelter massen in einem Kessel mit Wasser vier Stunden gesotten/ darnach durchgesiegen/ unnd darvon alle Morgen und Abend wie oben gemacht/ auff die vier Unz warm getruncken/ ist eine treffentliche Artzeney wider alle Gebrechen der Brust/ die von Feuchtigkeit und Flüssen herkommen/ als wider den alten Husten/ wider das Keichen/ wider das Stechen der Brust/ und die jnerlichen Apostemen. Solcher Tranck verzehret auch die ubrigen Feuchten in dem Magen/ und vertreibet den Sod/ und das Brennen dess Magens.
Auss täglicher Erfahrung haben wir erlernet/ dass die Angelickwurtz ein sonderliche Eygenschafft hat alles Gifft ausszutreiben/ und fürnemlich ein besonder Experiment sey/ wider die Pestilentz/ pestilentzische Feber und andere vergiffte Kranckheyten zu vertreiben und denselben Widerstand zu thun. Und so einen die Pestilentz/ ein hitzig pestilentzisch Feber/ oder die Schweisssucht anstiesse/ der nemme ein halb quintlein reyn gestossener Engelwurtz/ vermisch die mit einem quintlein guten Theriack/ und ein wenig gesotten Küttensafft ohne Zucker/ zertreib diese Stück mit vier Loth gedistillirt Angelickwasser/ unnd einem Loth Nägleinblumenessig/ oder in dessen Mangel mit gemeinem Essig/ dass es ein Schweissträncklein gebe/ und trincke das warm/ lege sich nider/ decke sich wol/ dass keine Lufft zu jhm gehen mag/ und schwitze drey Stund darauff. Wann aber einer den Theriack nicht bey der Hand hette/ der nemme dess Engelwurtzpulvers ein gantzes quintlein/ und zertreib es mit drey Loth gedistillirt Engelwurtzwasser/ und drey Loth Essig/ trinck dasselbig/ und schwitz obgemelter massen. So auch einer das Angelickwurtzwasser nicht hette/ der mag an dessselbigen statt Cardobenedictenwasser oder Melissen/ oder aber Ehrenpreisswasser nemmen.
Engelwurtz gepülvert/ und eines Gülten schwer darvon mit Nägleinblumenessig/ oder aber mit gemeinem Weinessig warm getruncken/ und obgemeltermassen darauff geschwitzt/ hilfft nicht weniger dann die obgemelte Artzeneyen/ die pestilenzische Vergifftung ausszutreiben.

Den Menschen aber vor dieser vergifften Seucht zu verhüten/ soll er/ wann er in den Lufft aussgehet/ ein Stücklein der Engelwurtz in Mund halten und käuwen/ auch bissweilen ein wenig hinab schlucken. Oder soll wann er aussgehen will dess gemelten Pulvers einer Bonen gross/ Winterszeit mit gutem kräfftigen Wein zertrieben/ und Sommerszeit mit gutem kräfftigen Rosen oder Saurampfferwasser. Welcher solche hülff unnd Artzeney dess Morgens nüchtern braucht/ der ist desselben Tags durch Gottes Gnad dieser vergifften seucht sicher.
Gleicherweiss thut auch dieser vergifftung widerstandt/ wann man die Wurtzel uber Nacht in gutem starcken Weinessig beytzet/ und davon Morgens früh im Mundt nimpt/ und auch etwann ein wenig eintrinckt/ und auch in einem Schwämmlein vor die Nasen haltet. Dess Pulvers von gemelter Wurtzeln dess Morgens nüchtern ein wenig auff einem Bissen Brodt in Essig getunckt/ gessen/ bewahret auch vor dieser Seuche.

Ein ander gute heylsame Artzeney wider die Pestillentz/ bereyt also/ Nimb Angelickwurtz ILoth/ Wechholderbeern ein wenig gequetscht/ Jndianischholtz/ Zimmatrinden/ Näglinblumenwurtz/ jedes ein halb Loth/ guten weissen fürnen Wein/ starcken Weinessig/ Angelickwurtz gedistilliert Wasser von dem Kraut und Wurtzel/ jedes xvi.untz/ Conservenzucker von Bibernellenwurtzel IIIuntz. Vermisch diese Stück wol durcheinander/ thu sie in ein verschraubte Fläsch unnd lass in eim Kessel mit siedendem Wasser auff IIIStunden lang an einander mit stätem Fewer sieden/ darnach the es herauss/ und wann es kalt worden ist/ so thu die Fläsch auff und seihe es durch ein sauber Tuch/ behalt diesen Tranck in einem wolvermachten Glass/ und so einen Menschen diese Seucht anstiesse/ so gib jm vi. oder vII bissweilen vIIILoth davon warm zu trincken/ lasse jhn niderliegen und vIIIstunde wol darauff schwitzen/ dann dadurch wirdt alles Pestillenzisch Giff durch den Schweiss und Harn aussgetrieben. Man mag auch allen Morgen zu einem Praeservativ ILöffel voll von diesem Tranck einnemmen/ das verhütet denselben Tag vor dieser Vergifftung.

Ein gut Pulver von Engelwurtz wider die Pestillentz: Nimm Engelwurtz anderthalb Loth/ Meisterwurtz/ Entzian/ Tormentillwurtzel/ Diptamwurtzel/ Baldrianwurtzel/ Bergwermuth/ Armenischen Bolus/ jedes ein halb Loth. Stoss alle diese Stück zu einem subtielen Pulver/ unnd schlags durch ein rerynes Härin Sieblein/ behalts folgendts wol verwahrt in einem saubern ledernen Säcklein zum gebrauch. So nun es die Notthurff erfordert/ sol man Iquintlein darvon mit Cardobenedicten oder Ehrenpreisswasser/ und einem Löffel vol Essig zertrieben in eines Tränckleins gestalt eyngeben/ unnd obgemelter massen darauff schwitzen. Ein gute Latwerg wider die Pestillentz: Nimb Engelwurtz dritthalb Loth/ Tormentillenwurtzel/ weiss Diptamwurtzel/ jedes IILoth/ Herrgottsbärtelwurtzel anderthalb Loth/ der gerechten TERRAE SIGILLATAE/ oder deren die man auss der Schlesien heutigs Tages zu uns bringt/ dess gerechten Armenischen Bolu/ jedes anderthalb Loth. Stoss alle diese Stück zu Pulver und schlags durch ein Härin Sieblein/ thu darnach darzu guten Andromachischen Theriack vi.Loth/ Vermischs wol in einem Mörser/ unnd stoss durcheinander/ und geuss darzu dess aussgezogenen Angelicksyrups so viel genug/ eine feste dicke Latwerg/ wie das gülden Eye darauss zu machen/ vermisch auch im stossen darmit ein drittheil eines quintleins gedistilliert Angelicköle/ mach darnach ein Rollzapffen darauss/ unnd alles Gifft/ darvon braucht man auff einmal Iquintl. schwer/ wie die Latwerg vom gülden Eye/ mit einem bequemen gedistillierten Wasser/ unnd schwitzet darauff.
Ein bewehrt Pulver wider die Pestilentz: Nimb Angelickwurtzel IILoth/ Bergmüntz/ Meisterwurtzel/ Scorconerenwurtzel/ jedes ILoth. Mach ein reyn Pulver darauss/ und brauch darvon Iquintlein obgemelter massen/ mit einem bequemen Wasser.
Das gestossene Pulver von Engelwurtz/ dienet fast zu allen jnnerlichen Gbrechen/ sonderlich aber vor das Seite stechen PLEURESIM/ so es anfenglich gebraucht wirdt/ dann diese Wurtzel solchen zufluss verhütet. Es dienet auch zu allen jnnerlichen Brüchen und versehrungen der Lungen/ darauss böse Husten unnd die Lungensucht kommen/ es stillet das Krimmen im Leib unnd in den Därmen/ vertreibt die Harnwind unddz tröpfflingen Harnen/ es fürdert die weibliche Monatblumen/ hilfft der schweren Geburt/ zertheilet alle jnnerliche Geschwulst und Bläst/ legt die Mutterkrimmen/ und sonderlich stillet es den Mutterschmertzen nach der Geburt. Zu allen obgemeldten Gebrechen braucht man auff einmal IIquintlein mit Wein/ oder einem andern bequemen Wasser. Auch mag man von dieser Wurtzel Tränck darauss sieden/ mit Wein oder Meeth/ je nach der kranckheit gelegenheit.
Ein halb quintlein dess Pulvers mit Angelickwasser getruncken/ treibt fort die andere Geburt.
Engelwurtz gestossen unnd Iquintlein darvon mit Wein getruncken/ tödtet die Würm/ und führet sie auss. Gleicher Gestalt gebraucht/ treibt sie auss alles Gifft/ unnd dienet wider die Stich und Biss der vergifften Thier/ als der Scorpionen und Schlangen.
Wann einem Menschen vergeben worden were/ oder sonst Gifft gessen oder getruncken hette/ der mach folgende Artzeney: Nimb Engelwurtz anderthalb Loth/ Cretisch Diptam/ Buchwurtz oder weissen Diptam/ weiss Bibernellenwurtzel/ Baldrianwurtzel/ jedes Iquintlein/ Armenischen BOLUS/ der gerechten TERRAE SIGILLATAE/ jedes ein halb Loth. Mach diese Stück alle zu einem reynen Pulver/ und schlag sie durch ein Härin Sieblein/ und behalt sie in einem ledernen Säcklein. So es nun die Notturfft erfordert/ so soll man dess Pulvers nemmen Iquintlein unnd gleich so viel guten Theriack/ unnd das mit halb Wein unnd halb Scabiosenwasser so viel genug ist/ zertrieben/ unnd dem jenigen so vergeben worden ist/ zu trincken geben/ und sol dasselbige ein Tag etliche nach einander geschehen. So man auch einem Menschen den die Pestillentz angestossen hette/ vor den xIIStunden diese Artzeney eingibt/ und lasst jhnen ein Stundt oder etliche darauff schwitzen/ so treibet sie die Pestillenzische vergifftung wunderbarlich durch den Schweiss auss.
Angelickwurtz in Wein und Wasser gesotten/ heylet die jnnwendige verwundung unnd versehrung/ so da kommen von Stossen oder Fallen/ und zertheilet auch das gerunnen Blut im Leib/ und führet es auss. Dessen Iquintlein mit Wein oder Wasser darinn Beyfuss gesotten worden ist/ zertrieben und warm getruncken/ zertheilet nicht allein das gerunnen Blut/ sondern auch die gerunnen Milch im Leib und führet die auss.
So einem Menschen der Harn verstünde von Erkaltung/ der siede Wngelwurtz in Wein/ und trinck denselben warm/ Morgens und Abends jedes mal ein gemein Tischbecherlein voll.
Wann ein Mensch durch den Leib geschossen oder gestochen were/ unnd doch nicht weydwundt/ so ist nachfolgender Wundtranck darzu erfahren/ unnd auch einem dardurch geholffen worden/ der durch den Mastdarm gestochen worden/ unnd nun biss in die dreyssig Jahr hernach gelebet: Nimb der zamen und wilden Angelickbletter/ jedes anderthalb Handvoll/ Geyssfüsselkraut/ Liebstöckelkraut/ Sanickel/ jedes ein Handtvoll/ Güldenguntzel/ Prunellenkraut/ Akeleyenkraut/ Schatheil/ Sonnenblümleinkraut/ unnd Mäussöhrlein oder Nagelkraut/ jedes ein halbe Handtvoll/ Mumig/ Liebstöckelwurtz/ Engelwurtz/ Tormentill/ jedes ein halb loth. Diese Stück soll man klein zerschneiden/ dann in ein ZinnenFläsch thun/ darzu ferner nemmen vi.loth Zucker unnd darüber schütten guten fürnen Wein und frisch Brunnenwasser jedes ein halb Mass/ darnach die Fläsch zuschrauben/ unnd in ein Kessel mit siedendem Wasser setzen/ unnd sie vier Stunden darinn sieden lassen mit stätem Feuwer/ darnach wann es kalt worden ist/ sol mans zum Gebrauch durchseihen/ und dem Verwundten alle Morgen und Abendt ein Untz oder drey darvon warm zu trincken geben. Man sol jhm auch in sein Wein oder Trincken zam oder wildt Engelwurtzkraut legen/ dass er darvon trincken möge/ unnd so man jhme das auch in der Kost unnd Speiss gibt/ so ist es so viel desto besser/ und wirdt er auch desto bälder geheylet.

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Man hat auch durch den täglichen Gebrauch der Engelwurtz erfahren/ dass dieselbige grosse Hülff thut die unnatürlichen Schäden zu heylen/ die etwann nach einer schmertzlichen Geschwulst auffbrechen/ darauss dann bissweilen unnatürliche ding gehn/ als Liechtbutzen/ alte Lumpen/ Werck/ Fligen und andere dergleichen ding mehr/ die geachtet werden dass sie durch Tauberey herkommen/ wie es dann dem bösen Feindt ein geringe Kunst ist/ solche ding in ein Gliedt [so es jhme von Gott dem Herrn zugelasen wirdt] durch seinen Werckzeug zu Gauckeln/ und ob schon solche unnatürlich scheinen zu sein/ so könne sie doch durch natürliche mittel widerumb geheylet werden/ ist unvonnöthen unnatürliche und von Gott verbottene Mittel darzu zu gebrauchen. Dergleichen Schäden hab ich under und neben andern eusserlichen Mitteln helffen mit nachfolgendem Wundtranck heylen/ den soll man also bereyten: Nimb Angelicabletter zahm und wildt/ Teuffelsabbisskraut/ die obersten Gipffel von St.Johannskraut/ Jngrünkraut/ jedes eine Handtvoll/ Sanickel/ Güldenruth/ Widerthon/ Hasenöhrlein oder spitz Wundtkraut/ Beyfuss/ jedes ein halbe Handtvoll/ guten Feinzucker vIIIloth/ frisch Brunnenwasser IMass/ guten fürnen weissen Wein ein halb Mass. Alle Kreuter zerschneidt klein/ thue sie mit dem Zucker in ein gross Zinnenfläsch/ schütt das Wasser und den Wein darüber/ lass wie oben gemeldet vier Stunden in einem Kessel mit Wasser sieden/ und wann es kalt worden ist/ so thue die Flasch auff unnd nicht eher/ darmit die SPIRITUS nicht zum theil verriechen/ dann seihe es durch ein Tuch/ unnd gib dem schadhafften Menschen allen Morgen unnd Abendt auff die drey Untzen darvon warm zu trincken/ du wirst wunderbarliche Wirckung erfahren/ mit seinem zu gehörigen Pflaster/ wie baldt hernach folgen wirdt.
Etliche brauchen zu den unnatürlichen verzauberten Schäden folgende Stück: Sie nemmen Engelwurtz IIIloth/ häseln Mispel ein loth/ Beyfuss/ Widerthon/ jedes ein halbe Handtvoll/ das zerschneiden sie/ und bindens in ein Tüchlein/ legen es dem Schadhafften in sein Trincken/ und das thun sie nicht allein in den verzauberten Schäden/ sondern brauchens auch sonst zu allen denen die sonst verzaubert seyndt/ unnd etwann unnatürlich ding zum Mundt auss dem Leib herauss brechen/ oder aber durch den Stulgang von sich geben.

Engelwurtz gepülvert/ unnd ein quintlein mit weissem Wein getruncken/ stärcket unnd erwärmet die kalte entrichtung der Leber/ unnd löst die Verstopffung der gemelten Glieder.
Engelwurtz nüchtern im Mundt getragen/ unnd bissweilen ein Stücklein hinab geschluckt/ erwärmet unnd stärcket das Haupt und Hirn/ und bewahret die alten und kalten Leuth vor dem Schlag oder Rösslein.

Engelwurtz zu Pulver gestossen/ unnd ein quintlein davon ehe einen das Feber anstosset getruncken mit einem warmen Wein zertrieben/ vertreibet das viertäglich/ auch das täglich Feber/ so man das einmal oder etlich thut.

Etliche gebrauchen ein quintlein dieser Wurtzeln mit Fünffingerkrautwasser/ unnd trincken nach einer gebürlichen Purgierung.

Wann einem Menschen Schlangen oder andere gifftige Würm in Leib kommen/ die etwann auch von unreinem getruncken Wasser da deren leicht mit eingetruncken wirdt/ im Leib wachsen/ so soll man die mit folgender Artzeney ausstreiben: Nimb Angelickwurtzel/ Meerrettichwurtzel/ jedes gleich viel/ Stosse die zu einem reynen Pulver/ und schlags durch ein Sieblein. Von diesem Pulver gib einem vier Morgen nacheinander nüchtern vier Stunden vorm Essen ein guten Löffel voll zertrieben mit einem Trüncklein Weins warm zu trincken/ es treibt die Schlangen und Würm mit gewalt fort/ dass sie entweder zu dem Mundt oder durch den Stulgang müssen aussgehen. Mit dieser Artzeney hab ich von einem Mann ein Mollen oder Salamander getrieben/ unnd dann IIIFrösch von einer Weibspersonen. Es mag auch diese Pulver nützlich vor die Pestillentz unnd eyngenommen Gifft gebraucht werden.

Eusserlicher Gebrauch der Angelick
Engelwurtz grüne Bletter frisch auff das Haupt gelegt/ vertreiben unnd ziehen die Hitz auss dem Haupt in den Febern.
Der Safft von der Engelwurtz mit Dillen oder Chamillenölen zertrieben/ vertreibet den Schmertzen der Ohren von Kälte verursacht/ so man darvon in die Ohren thut.
Engelwurtzsafft in die schmertzhafftigen bösen Zähn gethan/ stillet den schmertzen derselben/ und leget die Schüss darinn. Die Wurtzel zerschnitten unnd in Wein gesotten/ darnach die durchgesiegene Brüh warm im Mundt bgehalten/ vertreibt das Zahnwehe.
Gemelten Safft mit geläutertem Fenchelsafft oder Wasser zertrieben/ und zu einem Augenwässerlein temperiert/ erläutert das Gesicht/ und verzehret die Flehmen darin/ so man jederweilen ein paar Tröpfflein darein thut.
Etliche Leuthe seynd beredt/ wo sie diese Wurtzel bey jhnen tragen/ soll jhnen keine Zauberey oder böss Gespenst schaden mögen/ und alle Fantaseyen und böse erschröckliche Träum unnd Nachtgespenst hinweg treiben.Andere hencken es an Halss unnd tragens auff blosser Haut/ zur Bewahrung der Pestillentz.
Die Bletter der Engelwurtz in einer Pfannen mit Baumölen unnd ein wenig Wein geröschet/ und darnach zwischen zweyen Tüchern uber die Brück oder uber die Scham geschlagen/ so warm man es leiden kan/ bringet wieder den verstandenen Harn/ unnd vertreibet das tröpfflingen harnen Wann man die Bletter der zamen nicht haben kan/ soll man die Bletter der wilden nemmen.
Wann einer von einem wütenden Hundt gebissen worden were/ der nemme Engelwurtzkraut und Wurtzel/ unnd thue darzu Rauthen. Zerstoss diese Stück wol unnd mach mit Honig ein Pflaster darauss/ streichs auff ein Tuch unnd legs uber den Schaden/ das zeucht alles Gifft herauss. Es mag auch gleicher gestalt vor Schlangenbiss/ und das Stechen gebraucht unnd ubergelegt werden. Darneben soll man auch die Wurtzel in Wein sieden/ darvon Morgens und Abendts trincken.
Engelwurtzel gepulvert und mit Bech vermischet/ gibt auch ein gut heylsam Pflaster zu den Wunden die von den unsinnigen Hunden gebissen worden seyndt.
Hiebevor haben wir eines Pflasters gedacht das zu dem Wundtranck gehöret/ welchen man brauchet zu den unnatürlichen Schäden: Nimb der zamen Engelwurtzbletter zwo Handtvoll/ der Bletter der wilden Angelick/ Widerthonkraut/ Beyfuss/ Geyssfüssel/ oder Hinfuss/ die öbersten Gipffel von dem Sanct Johannskraut/ Teuffelsabbiss/ Jngrün/ jedes ein Handtvoll/ die Bletter von Birckenmispel/ auch eine Handtvoll/ Weinrauthen/ Güldenruth/ Hasenöhrlein/ Dostenkraut. Alle diese Kreuter müssen frisch unnd grün seyn/ die muss man hacken/ und darnach klein stossen/ im stossen soll man darmit vermischen frischen ungesaltzenen Buttern xvi.untz/ frisch unnd gut zeitig Baumölen vier und zwanzig untz/ unnd guten fürnen Wein ein Pfundt. Solches alles sol man in einen Steininen Hafen thun/ und ein Tag oder vierzehen in der Sonnen beytzen lassen/ darnach soll mans in ein Kessel oder Pfann thun unnd uber einem Kohlfewer sieden lassen/ biss sich der Wein unnd der Safft in den Kreutern gar verzehret/ und mit dem Buttern und Baumölen vereiniget hat/ alsdann soll man es durch ein Tuch seihen/ und dieweil diese ding noch warm seyndt/ hart mit einer Pressen ausspressen/ und darzu thun Silbergleth/ Goldtgleth zu einem subtilen Pulver gestossen unnd durch ein reynes Sieblein geschlagen. Diese Stück soll man miteinander auff einem linden Kolfewerlein sieden biss sie sich vereinbaren unnd die dicke eines weichen Pflasters bekommen/ als dann soll man damit vermischen GUMMI OPOPANAC drey loth/ GUMMI ARMONIAC/ GUMMI SERAPIN unnd Galbensafft/ jedes zwey loth in Essig zerlassen/ dann durchgesiegen unnd wider zu bequemer dick gesotten: Wann das wol vermischt ist/ so lasse es ferner sittiglich darinn zergehen/ geel Wachs rein geschaben/ Terpentin/ jedes zwölff loth/ Pinhartz und Therr oder weych Bech/ jedes vIIloth. Wann diese stück vergangen seyndt/ so thu ferner darzu vier loth gedistilliert Wechholterölen/ oder von den Beeren aussgetruckt/ wie man das Leinölen ausspresst: Darnach so strewe nachfolgende stück rein gepülvert dareyn/ als da seyndt Engelwurtz vier Loth/ schwartzen Agstein drey Loth/ geriebenen weissen Agstein zwey Loth/ Mastix/ weissen Weyrauch/ Aloepatick/ jedes anderhalb Loth/ gülden Widerthod/ rote unnd weisse geriebene Corallen/ jedes ein Loth. Diese Stück alle vermisch wol durcheinander/ böre es wol mit Johannesölen/ unnd mache Zapffen darauss. Dieses Pflaster dienet nicht allein zu den obgemelten Schäden/ sondern es heylet auch ein jeden Schuss unnd Stich/ und wirdt EMPLASTRUM EX ANGELICA/ oder das Englisch Pflaster genannt.
Engelwurtzbletter beyde von der zamen und der wilden/ dienen auch zu allen alten Schäden/ dem Krebs unnd Fisteln/ in Wasser und Wein gesotten/ unnd mit dieser Kochung die Schäden gewäschen unnd gereiniget/ dann es sauber sie machet auch frisch Fleisch darinn wachsen/ unnd fürdert sie zur Heylung.
Sonst seyndt sie auch dienlich zun Schweissbädern/ die kalten bösen ubrigen Feuchten durch den Schweiss ausszutreiben. Sie dienen auch zu den Dämpffen unnd Lendenbädern die erkalte Mutter zu erwärmen/ unnd die Weibliche Monatblumen zu fürdern/ auch die Schmertzen der Mutter zu miltern.

 

Bilbliografie:

ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922

J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay

Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999

Thampman PK (ed.). 1993. Trees and tree farming. Peekay Tree Crops Development Foundation. Kerala, India.

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588

August Paul Dinand,Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

A coloured atlas of the chinese Materia Medica, specified in Pharmacopoeia of the People´s Republic of China (1995 Edition). Guangdong science and technology press.

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007

Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922

The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

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