Aconitum napellus Linn.


syn: Aconitum ferox Wall.

Abbildung aus Köhler´s Medizinalpflanzen 1882

Abbildung aus Köhler´s Medizinalpflanzen 1882

Familie: Ranunculaceae

Deutsch: Blauer Eisenhut, Mönchs-, Fischer- und Reiterkappe, Gift- und Sturmhut, Venuswagen und -kutsche, Würgling und Ziegentod, Blauer Giftsturmhut, Napell-Sturmhut, Eisenhütlein, Wolfshut, Echter Eisenhut.

Englisch: Monk´s hood, Indian aconite

Französisch: Aconit

Sanskrit: Visa, Vatsanabha, Halahala, Pranahara, Ghunavellabha, Ghunapriya, Ghunaesta

Hindi: Bachang, Mithavis

Malayalam: Vatsanabhi

Kanada: Vatsanabhi

Telgulu: Vatsanabhi

Tamil: Vasanavi

Eigenschaften nach dem Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Süß

Guna (Eigenschaft): Trocken, ätzend, leicht,

Virya (Kraft, Wirkung): Erhitzend

Vipaka (Geschmack nach der Verdauung): Süß

Dosha: Reduziert alle drei Doshas

Verbreitung: Wächst wild im Himalaya. Kultiviert in Himachal Pradesh, Panjab, und Sikkim.

Der Blaue Eisenhut bevorzugt kühle und feuchte, nährstoffreiche, auch kalkhaltige Lehm- und Tonböden und helle bis halbschattige Standorte. Die Wildform kommt an Bachufern, auf feuchten Wiesen und an lichten Stellen in Auwäldern vor. Natürliches Hauptverbreitungsgebiet sind die europäischen Gebirge und die höheren Lagen der Mittelgebirge. Vereinzelt ist er auch im Tiefland anzutreffen.

Beschreibung: Der Blauen Eisenhut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 50 bis 200 Zentimeter erreicht. Aus einer knollenartig verdickten Wurzel treibt ein steif aufrechter, kräftiger Stängel. Er trägt zahlreiche, dunkelgrüne, dicht stehende, wechselständige Laubblätter. Sie sind fast kahl, gestielt und handförmig fünf- bis siebenfach tief geteilt. Die einzelnen Blattzipfel sind meist 3 bis 7 Millimeter breit. Die oberen Blätter sind weniger gegliedert als die unteren. Insgesamt ist die Blattform sehr variabel.

Die fünf Blütenhüllblätter sind in der Regel dunkel blauviolett, können in der Farbe jedoch von tiefblau bis hellblau oder gar blau-weiß gescheckt variieren. Das obere ist auffallend helmförmig ausgebildet. Der Helm ist fast immer breiter als hoch, höchsten gleich in Breite und Höhe.

aconitum-napelluswebWoodville 1790

Inhaltstoffe: In allen Organen in stark wechselnden Mengen Aconitine (Diterpenalkaloide). Der Alkaloidgehalt der Knolle (Tuber Aconiti) schwankt zwischen 0,3 und 3%, im Blatt zwischen 0,2 und 1,25%. Zudem Mesaconitin, Hypaconitin, Napellin, Neopellin und in der Knolle 1-Ephedrin und Spartein. Aconitin ist wahrscheinlich nach dem noch wirksameren Nepalin das wirksamste aller Pflanzengifte. Das sehr aconinanfällige Pferd mit 800 Kilo stirbt bereits bei einer Dosis von nur 3 Milligramm. Das Gift wirkt bereits bei Hautkontakt, besonders aber bei Kontakt mit Schleimhäuten, von wo aus es im Organismus verteilt wird. Bei lethalen Dosen erfolgt zentrale Atemlähmung, bei überlethaler Dosis eine primäre Herzlähmung. Wenngleich bereits 2-4 Gramm der Wurzelknolle zum Tod führen kann, kann Erholung eintreten, solange Atmung und Kreislauf erhalten bleiben.

Anwendungsgebiete: Fieber, Husten, Asthma, Bronchitis, Unruhe, Kolik, Blähungen, Hauterkrankungen, Schmerzen an unteren Rücken, Arthritis, Hepatitis, Herzschwäche.

Das Pulver  der Wurzel und alle Teile der Pflanze sind je nach Dosis narkotisierend bis tödlich.

Zubereitung: Aconitum wird gereinigt, indem man das Rhinzom in kleine Scheiben schneidet und vor dem Gebrauch drei Tage lang in Kuhurin einweicht.

Wirkung: Das Mittel ist erwärmend und anregend. Es ist nützlich bei Erkrankungen, die durch erregten Schleim (Kapha) und Luft (Vata) entstanden sind. Es findet Verwendung in vielen Mitteln, besonders aber zu Heilung von Fieber, Kopfschmerzen, Halserkrankungen, Verdauungsstörungen, Schleimigem Katarrh und Rheuma.

Verwendung:Ein gutes Fiebermittel (Ananda bhairava rasa): Je ein Teil gereinigtes Aconit, Schwefel, Schwarzer Pfeffer, Langer Pfeffer und Borax und zwei Teile Zimt verreibt man mit etwas Wasser und dreht aus der Masse Pillen mit etwa 2 grain (0,12 Gramm). Diese Pillen verabreicht man bei Fieber, das durch Wind oder alle drei Doshas entstanden ist, bei Wechselfieber und Typhus. Geht mit dem Fieber Verstopfung einher, gibt man zu oben genannter Rezeptur Croton-Samen hinzu und erhält somit Jvara murdi rasa. Geht das Fieber mit zerebralen Störungen einher, kombiniert man Aconit mit Quecksilber und Datura alba. Dieses Mittel heißt Pancavaktra rasa und wird wie folgt hergestellt: Gereinigtes Quecksilber, Schwefel, Aconit, Schwarzer Pfeffer und Borax werden mit dem Saft von Datura alba Blättern zwölf Stunden lang verrieben und dann zu Pillen mit 4 grain (0,24 Gramm) gedreht. Mit diesen Pillen verabreicht man Wurzel vun Calotropis gigantea, Langen Pfeffer, Schwarzen Pfeffer und Ingwer. Bei einseitigen oder beidseitigen Kopfschmerzattacken verreibt man einen Teil Aconit mit je zwei Teilen Süßholzwurzel und Bohnenhülsen der Vigna mungo und fornt daraus Pillen von einem grain (0,06 Gramm)

Homöopathie: Hier werden Essenzen aus der ganzen blühenden Pflanzen und aus Knolle samt Wurzeln gebraucht und Aconit (D6 bis D4) möglichst früh bei fieberhaften Erkrankungen (akute Bronchitis, Pneumonie). Ferner bei frischen „rheumatischen“ Kopf-, Gesichts-, Zahn-, Gelenkschmerzen, Trigeminus-Neuralgie, Ischias, Conjunctovitis, Cystitis und Blutungen innerer Organe.

aconitum napellus tabernae

Tabernaemontanus:

VON EYSENHÜTLEIN: Das Eysenhütlein ist zweyerley: Das erste Geschlecht hat ein runde/ langlechte Wurtzel/ dem Eppich oder Dracuntio gleich/ auss welcher der Stengel wächst fast dreyer Ehlen hoch/ welcher etwas roth unnd steifflecht ist/ mit andern Nebenästlein/ daran feine schwartze oder grawlechte Bletter hencken/ sehr tieff zertheilt und zerspalten: Oben am Stengel uberkompt es seine blawe Blümlein/ anzusehen wie ein Eysenhütlein/ daher es auch den Namen hat/ oder wie ein Mönchkappen/ in welcher zwey kleine Zünglein verborgen seyn/ oben ein wenig breyt in einander gebogen/ an kleinen zarten Fässlein: Wann die Blumen verfallen/ so kommen kleine auffgereckte Schötlein/ je drey an einem Stiel/ in welchen kleiner schwartzer Samen verborgen ligt.
Das ander Geschlecht ist diesem fast gleich: allein dass seine Bletter etwas schmäler seyn. Hiervon kan man weitleuffiger lesen bey LOBELIO in seinen ADVERSARIIS FOL.302.
Es ist ein frembdes Gewächs/ wirdt nunmehr von wegen seiner schönen Blumen allenthalben in Gärten gepflantzet/ blüet fast mitten im Sommer: [Wirdt viel auff dem Schweitzer Gebürg/ auch Bömischen gefunden.]

Von den Namen
Eysenhütlein wirdt auch genennet Narrenkappen unnd Mönchskappen/ [Teuffelswurtz/ Napenblumen.] Lateinisch: NAPELLUS.

Von der Natur/ Krafft/ unnd Eygenschafft dess Eysenhütleins: 
Es ist diss Kraut [vor allen andern gewachsen/ das ärgste Gifft/ dann es] also gifftig/ dass auch der beste Theriack oder Mithridat nichts dargegen schaffen kan/ derowegen diejenigen/ so diss Kraut im Garten wachsen haben/ fleissig achtung geben sollen/ damit diss gifftige und tödtliche Kraut nicht under andere Kochkreuter genommen werde/ dann es den Menschen in kurtzer Zeit umbs Leben bringt.
[MATTHIOLO schreibet/ weil Theriack und Mithridat wider diss Gifft nichts schaffen/ und man darumb einen nicht verlassen solle/ solle man folgende Artzeney versuchen/ ob man helffen möchte: Man sol jhm eylends ein halb Loth zerstossenen Rübsamen in lauwem Wasser zu trincken geben/ darmit er speye/ darnach soll er von Kühmilch mit gutem weissen Wein vermengt/ und warm gemacht/ einen guten starcken Trunck thun: Zum dritten soll er nemen Ambar/ Bisem/ jedes ein Scrupel/ TERRA SIGILLATA/ Cappenwurtzeln/ jedes ein quintlein zusammen stossen/ in einem guten starcken Wein zu trincken geben/ unnd sich warm halten.
Etliche schreiben: dass ein halb Loth dess SMARAGDI zu Pulver gestossen/ und mit Wein eingeben/ das Napelgifft uberwältige und ausstreibe.
Auch schreiben andere die beste unnd gewisseste Hülff wieder Napellum/ sey ein Feldtmauss/ welche die Wurtzel dess Napelli in der Erden abnaget unnd isset: Ein solche Mauss hat MATTHIOLUS auff dem hohen Gebürg dess Thals Ananiae/ nicht fern von Trient gelegen/ gefangen/ unnd meldet/ es gehöre viel Mühe/ Fleiss und wachen darzu/ dass man sie finde und fange.
Dannenher ein Fürst/ so eine Artzeney wider den Napellum unnd alle Gifft bereyten wolt/ als er diese Mauss mit embsiger Sorge ein lange Zeit suchet/ kondte sie doch nicht finden: Da hat er an statt der Mauss etliche grosse Fliegen oder Hürnsen genommen/ die er gesehen hat/ dass sie auff dess Napelli Blumen gesessen/ und jhre Nahrung darvon geholet haben/ deren hat er 24 genommen/ TERRAM SIGILLATAM/ Lorbeern/ Mithridat/ jedes zwey Loth/ diese Stück alle hat er mit Honig unnd Baumöl eingemacht/ wie eine Latwerg. Mit dieser Latwerg hat er wunderbarliche Curen gethan/ nicht allein wider Napellum/ sondern auch wider allerley andere Gifft.

Dioskurides: Das andere Akoniton - Einige nennen es Kynoktonon, Andere Lykoktonon, weisse Bohne, die Römer Colomestrum]. Es gibt davon drei Arten; eine, welche man auf der Jagd gebraucht, die beiden anderen wenden die Aerzte an; das dritte davon [das pontische genannt] wächst am meisten in Italien, in den sogen. Vestinischen Bergen; es ist von dem vorigen verschieden. Es hat Blätter wie die Platane, aber mehr eingeschnitten viel kleiner und dunkler, einen Stängel wie Farnkraut, einen kahlen Schössling von der Höhe einer Elle oder noch höher, eine Frucht in etwas länglichen Kapseln, Wurzeln wie die schwarzen verflochtenen Fühler der Heuschreckenkrebse. Man gebraucht sie, in rohes Fleisch eingehüllt, zur Wolfsjagd, denn wenn sie von den Wölfen gefressen werden, tödten sie dieselben.

Literaturhinweise:

ASTANGA HRDAYAM (Vol 1-6) von Srimad Vagbhata in der Übersetzung von Hendrik Wiethase Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

August Paul Dinand, Handbuch der Heilpflanzenkunde, 1921

Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993,

Otto Gessner, Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa, Heidelberg 1974

Uday Chand Dutt, Materia medica of the Hindus, Calcutta 1922

Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9

Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.

Tabernaemontanus, ( Jakob Dietrich, Jacob Ditter/Diether bzw. Jacob Theodor), Neuw Kreuterbuch, 1588
 
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