Vitis vinifera


Vitis vinifera altweb

syn: Crataeva marmelos L., Feronia pellucida Roth.

Familie: Vitaceae

Deutsch: Weinstock, Weinrebe

Englisch: Wine grape, European grape, Common grape-vine

Sanskrit: Draksha, Mrdvika, Gosthana, Svaduphala, Amritaphala, Karavi

Malayalam: Muntiri

Tamil: Kotumuntiri, Tiratcai

Kannada: Draksha

Hindi: Dakh, Drak

Telgulu: Draksha

Ayurveda:

Rasa (Geschmack): Süß, sauer

Guna (Eigenschaft): Schwer, etwas klebrig

Virya (Kraft, Wirkung): Kalt

Dośa: Harmonisiert Galle (Pitta)

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Beschreibung: Die Weinrebe ist ein kletternder Strauch und kann 10 bis 20 m hoch werden. Sie besitzt einen tiefgreifenden, reich verästelten Wurzelstock und einen holzigen Stamm mit bis zu 1,5 m Umfang. Die rotbraun bis braungelb gefärbten Zweige sind meistens kahl und nur selten von einer filzigen Behaarung bedeckt. Die rundlich-herzförmigen Blätter sind meist deutlich 3 bis 5-lappig und am Blattstiel eng eingebuchtet. Die Oberseite der Blätter ist kahl, die Unterseite weißwollig bis fast filzig behaart. Meist steht den Blättern eine Ranke gegenüber. Die schwach duftenden Blüten sind in zusammengesetzten, dichten Rispen angeordnet. Die länglich bis kugeligen Früchte sind 6 – 20 mm lang und dunkelblau, violett, grün oder gelblich gefärbt. Zum Teil sind sie bereift. Ihr Geschmack ist süß oder säuerlich. Es sind immer 3 oder 4 Samen vorhanden. Diese sind hartschalig, birnenförmig und auf einer Seite mit 2 länglichen Furchen oder Gruben versehen.

Geschichte: Aufgrund von Funden aus der Bronzezeit ist die Kultivierung des Weinstockes mindestens 4500 Jahre alt. Nach Mitteleuropa gelangte sie Weinrebe durch die Römer.

Vorkommen: In den gemäßigten Zonen aller Erdteile. Die Erde soll nicht zu nass sein, weshalb sie als Kulturpflanze meist an Hänge und auf lockere Böden gebaut wird.

Verwendete Teile: Früchte, Stängel, Blätter und Blüten. Aufgrund ihrer Inhaltstoffe ist in medizinischer Hinsicht die blaue Traube der weißen vorzuziehen.

Inhaltsstoffe: Die frischen Blätter (Folia Vitis viniferae) enthaltenTartrate wie Kaliumbitartrat, Calciumbitartrat und Calciumoxalat.. Zudem freie Wein-, Apfel- und Bernsteinsäure, etwa 2% Zucker, Flavonoide, wie Quercitrin und Gerbstoffe.

Die Weinranken enthalten die selben Stoffe wie die Blätter, in unterschiedlicher Konzentration.

Die Kerne enthalten das fette Traubenkernöl mit Triglyceriden, bis 10% Palmitinsäure, bis 5% Stearinsäure, bis 20% Ölsäure, bis 70% Linolsäure und Myristin- und Linolensäure als Fettsäurekomponenten.

Die reifen Früchte enthalten Wein- und Apfelsäure, Tartrate, bis 15% Zucker, ca. 3% Pektine, Pentosane, Gerbstoffe, Quercitin und Quercetin. Die blauen Trauben enthalten zudem Oenin, Anthocyane, Xanthophylle, Cartozine und etwas Vanillin.

Die getrockneten Früchte (Rosinen) enthalten ca.1,5% Fruchtsäure, , ca. 28% Dextrose, ca.34% Lävulose (Fruchtzucker) und Mineralien.

Korinthen sind die getrockneten Früchte der Weinrebensorte Vitis vinivera var. Apyrena und enthalten ca. 53% Zucker, 2,5% Fruchtsäuren und ca. 2,8% Proteine.

Eigenschaften: Dem Wein wird bei mäßigem Genuss eine schützende Eigenschaft gegen Arteriosklerose und Herzgefäßerkrankungen zugeschrieben. Für die entspannende und abführende Wirkung sind die Tartrate zuständig.

Verwendung und Rezepturen:  Das Kernöl findet Verwendung als Diätikum, bei der Herstellung von Firnissen, Linoleum und Seifen.

In der Deutschen Volksmedizin wird der im Frühling nach dem Beschneiden der Stöcke ausfließende Saft (Rebtränen), der die selben Inhaltsstoffe wie Blätter und Früchte enthält, äußerlich gegen Hautausschläge und trockene Flechten, innerlich gegen Blutungen wie Hämoptoe und Darmblutungen, besonders bei Dysenterie, angewendet.

Aus Fuchsius "New Käuterbuch"

Aus Fuchsius “New Käuterbuch”

Dioskurides

Weinstock: Die Blätter und Ranken der Wein tragenden Rebe, fein gestossen als Umschlag, lindern Kopfschmerzen, mit Graupen Entzündung und Brand des Magens; auch für sich allein aufgelegt sind sie kühlend und adstringirend. Auch der aus ihnen geprosste Saft hilft, getrunken, bei Dysenterie, Blutauswurf, Magenschmerzen und falschem Appetit schwangerer Frauen. Dasselbe aber leisten die in Wasser macerirten und getrunkenen Ranken. Die gummiartige Thräne desselben, welche sich unten am Stamm ausscheidet und erhärtet, zertrümmert den Stein, wenn sie mit Wein genommen wird. Eingestrichen heilt sie auch Flechten, Krätze und Aussatz, man muss aber vorher die Stelle mit Natron reinigen. Mit Oel dauernd eingesalbt vertreibt sie die Haare, besonders thut dies auch die aus den angebrannten Zweigen ausschwitzende Flüssigkeit; aufgestrichen bringt diese auch Warzen weg. Die Asche ferner der Zweige und Trester, mit Essig aufgeschmiert, heilt die am After gebildeten Geschwülste und Feigwarzen. Die Trester endlich helfen bei Verrenkungen, Schlangenbiss und Milzentzündungen, wenn sie mit Rosenöl, Raute und Essig angewandt werden.

Weintraube: Jede frische Weintraube beunruhigt den Bauch und bläht den Magen auf; diejenige, welche eine Zeit lang aufgehängt gewesen ist, hat wenig davon, weil viel von der Feuchtigkeit eingetrocknet ist, sie ist dann gut für den Magen, stellt den Appetit wieder her und ist den Schwachen zuträglich; die Trauben aus den Trestern und aus den Töpfen sind für den Geschmack und den Magen angenehm, stellen mässig den Durchfall, die Blase aber und den Kopf greifen sie an, sie sind ein gutes Mittel gegen Blutspeien. Aehnlich wirken die welche im Moste gelegen haben; die, welche aus dem eingekochten Moste und dem süssen Weine kommen, sind dem Magen mehr zuwider. Sie werden aber auch mit Regenwasser aufbewahrt, nachdem sie vorher in Rosinen verwandelt sind. Diese sind aber etwas weinartig und finden gute Verwendung für die, welche an Durst und an hitzigen und andauernden Fiebern leiden. Ihre aufbewahrten Trester dienen mit Salz als Umschlag bei Entzündungen, Verhärtungen und Anschwellungen der Brüste. Die Abkochung der Trester ist als Injection von Nutzen bei Dysenterie, Magenleiden und Fluss, auch zum Sitzbade und zur Ausspülung wird sie genommen. Die Kerne daraus sind adstringirend und gut für den Magen; geröstet und fein zerrieben statt Graupen als Umschlag sind sie ein gutes Mittel bei Dysenterie, Magenleiden und Magenschwäche.

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Rosine: Die am meisten adstringirende Rosine ist die von der weissen Traube. Das Fleisch derselben, genossen, ist von guter Wirkung für die Luftröhre, bei Husten, für die Nieren und die Blase, bei Dysenterie, wenn sie für sich mit den Kernen verspeist wird, aber auch, wenn sie, gemischt mit Hirsen- und Gerstenmehl und Ei, in der Pfanne mit Honig gebraten und genommen wird. Ferner ist sie zum Abführen des Schleimes wohl dienlich, sowohl für sich allein als auch mit Pfeffer gekaut. Hodenentzündungen beschwichtigt sie mit Bohnenmehl und Schwarzkümmel als Umschlag; Epinyktiden, Karbunkeln, Wabengrind, faulende Gelenkgeschwüre, Gangrän heilt sie ohne Kerne fein zerstossen und mit Raute aufgelegt. Bei Podagra ist sie mit Opopanax als Kataplasma ein gutes Mittel; auch lose Nägel entfernt sie als Umschlag schneller.

Oinanthe heisst die Frucht des wilden Weinstockes, wenn sie blüht. Man muss sie zum Aufbewahren in einen ungepichten irdenen Topf bringen, nachdem man sie gesammelt und auf einem Leintuche im Schatten getrocknet hat; die beste liefert Syrien, Kilikien und Phönizien. Sie hat adstringirende Kraft, daher ist sie im Trank dem Magen gut, treibt den Harn, stellt den Durchfall und hemmt das Blutspeien. Trocken aufgelegt wirkt sie gegen Ekel und Säure des Magens. Grün sowohl wie trocken ist sie mit Essig  und Rosenöl ein Besprengungsmittel gegen Kopfschmerzen. Mit Honig, Safran, Rosenöl und Myrrhe fein zerrieben ist sie ein entzündungswidriges Kataplasma bei blutigen Wunden, beginnender Aegilopie, bei Geschwüren im Munde und bei fressenden Geschwüren an den Schamtheilen. Auch wird sie den Tampons zum Zurückhalten des Blutes zugemischt. Ferner wird sie mit dem feinsten Mehl der Graupen und Wein bei Augenentzündungen und Magenbrand aufgelegt. In einem irdenen Gefässe über glühenden Kohlen gebrannt ist sie ein wirksames Mittel für die Augenarzneien. Uebergewachsene Nägel an den Fingern und Zehen und sich ablösendes und blutiges Zahnfleisch heilt sie mit Honig.

Omphakion ist der Saft der noch unreifen herben thasischen oder aminäischen Traube. Man muss den Saft aber vor dem Hundsstern auspressen und in einem rothen erzenen Kessel mit Leinen bedeckt in die Sonne stellen, bis er dick wird, indem man all das Festgewordene stets mit dem Flüssigem wieder mischt, ihn aber bei Nacht aus dem Freien wegnehmen, denn die Feuchtigkeit verhindert das Consistentwerden. Wähle den gelben und leicht zerbrechlichen, der sehr adstringirt und auf der Zunge beisst. Einige dicken den Saft auch durch Kochen ein. Mit Honig und süssem Wein ist er ein gutes Mittel bei geschwollenen Mandeln und Zäpfchen, gegen Soor und skorbutisches Zahnfleisch und eiterflüssige Ohren, mit Essig gegen Fisteln, gegen alte und fressende Gesehwüre. Als lnjection dient er bei Dysenterie und Fluss der Frauen, er bewirkt auch Scharfsichtigkeit und ist von guter Wirkung bei Rauheit der Augen und angefressenen Augenwinkeln. Getrunken wird er ferner bei von selbst auftretendem Blutauswurf und bei solchem, der durch Zerreissen entsteht. Man muss ihn aber sehr verdünnt und in geringer Menge anwenden, denn er brennt scharf.

Bilbliografie:
ASTANGA HRDAYAM (Vol. 1-6) von Srimad Vāgbhaţa in der Übersetzung von Hendrik Wiethase
Gesamtregister des ASTANGA HRDAYAM, H. Wiethase, ISBN 978393763240-9
J.F. Dastur, Medicinal Plants of India and Pakistan, Bombay
Prof. Dr. Karl Hiller, Prof. Dr. M. F. Melzig, Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, 1999
Pedainos Dioskurides, Materia Medica, 1. Jahrh.
Indian Medical Plants, C.P.Khare, 2007
Materia Medica of the Hindus, Uday Chand Dutt, 1922
The Indian Materia Medica, Dr. K. M. Nadkarni, Volume 1 und 2, 1908, rev1954, rev1976, rev1982,

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